TikTok: Welche Folgen hat der mögliche Deal der USA mit China?

Digitalexperte Beckedahl:TikTok-Deal: "Das Schlechteste aus beiden Welten"

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Die USA und China haben sich wohl auf einen TikTok-Deal geeinigt. Welche Folgen dieser haben könnte und wie die Demokratie dadurch gefährdet wird, erklärt Digtialexperte Beckedahl.

Ein Bild von Markus Beckendahl, wie er in die Kamera schaut. Im Hintergrund zu sehen ist eine Darstellung der App TikTok

Welche Folgen der TikTok-Deal hätte, erklärt Markus Beckedahl bei ZDFheute live.

20.09.2025 | 10:19 min

Im Streit über die beliebte Social-Media-Plattform TikTok haben sich US-Präsident Donald Trump und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping offenbar auf einen Deal geeinigt.

Ein von vielen US-amerikanischen Nutzern gefürchteter TikTok-Bann bleibt damit vorerst aus. Im Interview mit ZDFheute live erklärt der Netz- und Digitalexperte Markus Beckedahl, welche politische Bedeutung der Deal hat und welche Konsequenzen sich für die Nutzer ableiten lassen.

Sehen Sie das Video oben und lesen Sie es unten in Auszügen. Das sagt Digitalexperte Markus Beckedahl zu der Frage…  

... worum es beim Streit um TikTok geht

Seinen Ursprung hatte der Konflikt um die Social-Plattform TikTok schon unter der Präsidentschaft von Joe Biden. Die USA hätten laut Beckedahl festgestellt, "dass es aus nationalen Sicherheitsgründen ein Problem darstellt, wenn die App TikTok aus China kontrolliert wird".

Das heißt zum einen: Zugriff von chinesischen Behörden auf die Daten von US-Amerikanern. Zum anderen wurde es als Risiko eingestuft, wenn die chinesische Regierung die Algorithmen beeinflussen kann. Und damit nicht nur Einfluss auf die Darstellung der Realität hat, sondern diese auch für Desinformationen missbrauchen könne.

Deshalb gab es den "TikTok-Ban", also das Verbot der App in den USA, das unter Trump mehrmals verschoben wurde. Ein dauerhaftes Verbot könne nur verhindert werden, wenn amerikanische Käufer in den Besitz von TikTok kommen. Diesen Deal soll es nun geben - laut Trump, "China sagt Nein".

Ein Blick auf ein Büro von ByteDance mit dem Douyin-Logo, dem chinesischen Pendant zu TikTok, in Peking, China, am 16. September 2025. US-amerikanische und chinesische Regierungsvertreter gaben am Montag bekannt, dass sie eine Rahmenvereinbarung getroffen haben, um TikTok unter US-amerikanische Kontrolle zu bringen. Diese Vereinbarung soll am Freitag in einem Telefonat zwischen dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und US-Präsident Donald Trump bestätigt werden.

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… wie TikTok die öffentliche Meinung beeinflussen kann

Zunächst sei festzuhalten, dass TikTok eine sehr bedeutende Plattform ist. Mithilfe eines Algorithmus würden hier Videos nach den jeweiligen Vorlieben der Nutzer ausgespielt. Aber nicht allein der Algorithmus sei dafür verantwortlich, was man sieht, erklärt Beckedahl. Auch das Unternehmen selbst und seine Inhaber hätten die Möglichkeit dazu, Inhalte zu kontrollieren und über ihre Ausspielung zu entscheiden.

Wir haben uns als Gesellschaft, als Individuen von Plattformen abhängig gemacht, denen wir nicht trauen können.

Markus Beckedahl, Digitalexperte

So seien Foren wie TikTok "in der Lage, eine politische, eine gesellschaftliche Öffentlichkeit zu kontrollieren und zu manipulieren," erklärt der Digitalexperte.

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… wie eng die Verbindung von Larry Ellison zu Trump ist

Medienberichten zufolge soll der Tech-Milliardär Larry Ellison gemeinsam mit dem milliardenschweren Investor Marc Andreessen rund 80 Prozent des TikTok-Geschäfts in den USA übernehmen, so Beckedahl. Die beiden gelten als große und wichtige Unterstützer der Trump-Regierung. Sowohl Ellison als auch Andreessen "haben damals schon Elon Musk dabei unterstützt, Twitter zu kaufen". Der Umbau zu X habe auch bewirkt, dass die Plattform "zu einer rechtsradikalen Propagandaschleuder" wurde.

Sie sind Teil eines Netzwerks an rechten, rechtsextremen Tech-Milliardären, die Trump dabei unterstützen, die Öffentlichkeit in den USA umzubauen.

Markus Beckedahl, Digitalexperte

Gleichzeitig soll China laut Beckedahl weitestgehend "immer noch die Kontrolle über die Algorithmen behalten". Das heiße, TikToks Geheimrezept solle nicht in die USA fließen, gleichzeitig sollen künftig bestimmte Mechanismen auch aus den USA gesteuert werden. "Das ist sozusagen das Schlechteste aus beiden Welten."

Der TikTok-Deal wäre laut Beckedahl "das letzte Puzzlestück, um alle dominanten, bekannten digitalen Öffentlichkeiten durch Trump-Freunde oder Trump-Unterstützer und unter Kontrolle zu bekommen".

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… wie es um die Zukunft von TikTok steht

Markus Beckedahl geht davon aus, dass es "demnächst drei verschiedene Versionen von TikTok geben wird. "Eine US-Version, eine chinesische Plattform, die aber komplett abgeschirmt ist" und eine Variante für "den Rest der Welt." Inwiefern wir dann mit der amerikanischen Version kommunizieren können, stünde alles noch in den Sternen.

Unklar bleibe, wo die Daten der Nutzer in Zukunft gespeichert werden. Das liege auch daran, dass der Deal zwischen Trump und Xi noch nicht vollendet sei. Es könne immer noch passieren, dass China die USA "weiter vor sich hertreibt" und weitere Zugeständnisse fordert, um die Einigung endgültig zu besiegeln.

Das Interview führt ZDF-Moderatorin Sara Bildau. Zusammengefasst haben es Merit Tschurer und Robert Meyer.

Quelle: ZDF

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