Nowitschok-Attacke im Jahr 2018:Fall Skripal: Untersuchungsbericht gibt Putin die Schuld
Eine Untersuchung zum Nowitschok-Anschlag auf den Geheimagenten Skripal 2018 macht Präsident Putin für den Tod einer Unbeteiligten verantwortlich. London verhängt Sanktionen.
Laut britischem Untersuchungsbericht muss der Nervengift-Anschlag auf den russischen Ex-Spion Skripal 2018 von Präsident Putin genehmigt worden sein.
04.12.2025 | 0:30 minDer russische Präsident Wladimir Putin muss nach dem Ergebnis einer britischen Untersuchung den Nervengift-Anschlag auf den Doppelagenten Sergej Skripal 2018 angeordnet haben. Dies geht aus dem nun veröffentlichten Abschlussbericht der Untersuchungskommission hervor.
Bei dem "rücksichtslosen" Einsatz von Macht sei eine unbeteiligte Frau ums Leben gekommen. Die Beweise für einen Angriff Russlands seien "überwältigend", heißt es in dem Bericht.
Nowitschok auf Türgriff von Skripals Haus aufgetragen
Skripal und seine Tochter Julia waren im März 2018 in der südenglischen Stadt Salisbury bewusstlos auf einer Parkbank gefunden worden, nachdem das Nervengift Nowitschok auf den Türgriff seines Hauses aufgetragen worden war.
Rund vier Monate später starb die 44-jährige Dawn Sturgess, nachdem ihr Partner eine gefälschte Parfümflasche gefunden hatte, mit der russische Spione das Gift ins Land geschmuggelt hatten.
Nowitschok gilt als einer der tödlichsten Kampfstoffe. Sowjetische Forscher entwickelten die Serie neuartiger Nervengifte in den 1970er und 80er Jahren im Geheimen, um internationale Verbote zu umgehen. Es sind nur wenige Details bekannt.Vermutlich besteht Nowitschok aus zwei an sich ungiftigen Komponenten, die ihre tödliche Gefahr erst beim Mischen entfalten.
Das Relikt aus dem Kalten Krieg soll fünf bis zehn Mal stärker wirken als der chemische Kampfstoff VX. Mit diesem war im Februar 2017 der Halbbruder des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un in Malaysia ermordet worden. Nowitschok, das oft in Form eines extrem feinen Pulvers Verwendung findet, gelangt über Haut oder Atemwege in den Körper und führt meist binnen weniger Stunden zum Erstickungstod. Das Gift ist nur schwer nachzuweisen, die Überlebenschancen sind gering. Selbst bei Vergiftungen dieser Art übliche Gegenmittel wie Atropin können meist nur wenig ausrichten. (Quelle: dpa)
Vorsitzender: Militärgeheimdienst steckt hinter Anschlag
Der Vorsitzende der Untersuchungskommission, der frühere Richter am Obersten Gerichtshof Anthony Hughes, erklärte, er sei sich sicher, dass ein Team von Offizieren des russischen Militärgeheimdienstes GRU versucht habe, Skripal zu ermorden.
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass die Operation zur Ermordung von Sergej Skripal auf höchster Ebene von Präsident Putin genehmigt worden sein muss.
Abschlussbericht zum Fall Skripal
...heißt es in dem Bericht.
London kündigt neue Sanktionen gegen russischen Geheimdienst an
Als Reaktion kündigte die britische Regierung neue Sanktionen gegen den Geheimdienst GRU an und bestellte den russischen Botschafter ein.
Das Vereinigte Königreich wird sich Putins brutalem Regime immer entgegenstellen und seine mörderische Maschinerie als das bezeichnen, was sie ist,
Keir Starmer, britischer Premier
...erklärte der britische Premierminister Keir Starmer.
Russland hat stets jede Beteiligung bestritten und die Vorwürfe als antirussische Propaganda bezeichnet. Die russische Botschaft in London gab zunächst keine Stellungnahme ab.
Salisbury-Vorfall sorgt für Eiszeit zwischen London und Moskau
Der Vorfall in Salisbury löste die größten diplomatischen Ausweisungen zwischen Ost und West seit dem Kalten Krieg aus. Die Beziehungen zwischen Moskau und London haben sich seit der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 weiter verschlechtert.
Der Bericht vom Donnerstag ist die zweite große Untersuchung, die Putin für Anschläge auf seine vermeintlichen Feinde auf britischem Boden verantwortlich macht. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2016 war zu dem Schluss gekommen, dass Putin wahrscheinlich den Mord an dem russischen Dissidenten Alexander Litwinenko in London angeordnet hatte.
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