Vorerst wohl keine Tomahawks für Kiew:Was bleibt von Selenskyjs Besuch bei Trump in Washington?
Die ersehnte Zusage von Tomahawk-Marschflugkörpern für die Ukraine bekam Selenskyj beim Treffen mit Trump im Weißen Haus nicht. Was von dem Besuch bleibt - ein Überblick.
Die Ukraine darf vorerst nicht auf eine Lieferung von US-Marschflugkörpern des Typs Tomahawk hoffen. US-Präsident Trump hat eine Lieferung weder gebilligt noch abgelehnt.
18.10.2025 | 1:44 minDer Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus hatte eigentlich ein ganz konkretes Thema: Tomahawk-Waffen mit einer hohen Reichweite, die die Ukraine für ihre Verteidigung gegen den Aggressor Russland erbittet. Doch US-Präsident Donald Trump blieb vage. Vor seinem geplanten Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin in Ungarn ist vorerst vieles offen.
Sind die Tomahawks jetzt vom Tisch?
Das ist unklar. US-Präsident Donald Trump erwähnte in seinem ersten Post auf Truth Social nach dem Gespräch mit Selenskyj in Washington die Tomahawk-Präzisionswaffe mit keinem Wort.
Nach dem Treffen zwischen US-Präsident Trump und Ukraine-Staatschef Selenskyj bleiben Fragen offen. ZDF-Korrespondentin Anne Brühl aus Kiew mit einer Einordnung.
18.10.2025 | 1:12 minIn den vergangenen Wochen wurde auch von US-Seite erwähnt, dass die Ukraine gerne Tomahawks hätte. Trump blieb aber vage und betonte noch vor dem Gespräch, die USA bräuchten ihre Tomahawks auch selbst. In dem per Fernsehen übertragenen öffentlichen Teil des Selenskyj-Besuchs sagte Trump:
Hoffentlich werden wir den Krieg beenden können, ohne an Tomahawks zu denken.
Donald Trump, US-Präsident
Selenskyj habe aus den letzten Terminen mit Trump gelernt. Trotzdem müsse er jetzt das Treffen zwischen Trump und Putin in Budapest abwarten, sagt US-Korrespondent David Sauer.
18.10.2025 | 2:10 minWelche Haltung hat Trump zum Ukraine-Krieg?
Noch vor einiger Zeit hatte Trump, der in seinen Positionen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hin- und herschwankt, die Lage noch so eingeschätzt: Die Ukraine könne mit Hilfe westlicher Verbündeter ihr Staatsgebiet vom russischen Aggressor zurückerobern. Mit Zeit, Geduld und finanzieller Unterstützung insbesondere der Nato seien die ursprünglichen Grenzen zum Zeitpunkt des Kriegsbeginns eine "Option".
Trump hatte sich auch zunehmend verärgert über Kremlchef Putin gezeigt. Selenskyj kam mit Rückenwind ins Weiße Haus - mit Zusagen von europäischen Verbündeten für noch mehr Rüstungshilfe. Jetzt sagte Trump bei seinem dritten Treffen mit Selenskyj in Washington:
Ich glaube, dass Präsident Putin den Krieg beenden will.
Donald Trump, US-Präsident
Auf russische Versprechen wolle sich die Ukraine nicht verlassen, sagt ZDF-Reporterin Anne Brühl. Man wolle einen Waffenstillstand – der müsse dann aber auch überwacht werden.
17.10.2025 | 1:42 minIn seinem ersten Post nach dem Selenskyj-Besuch appellierte Trump an beide Seiten, den Krieg zu beenden. "Sie sollten dort aufhören, wo sie sind." Sehr viel genauer spezifizierte er das allerdings nicht. An Russland und die Ukraine gerichtet betonte er zudem: "Hört auf, geht in Frieden nach Hause zu euren Familien!". Dass Russland in dem Krieg der Aggressor ist, erwähnte er dabei nicht.
Wie reagieren die europäischen Partner auf das Treffen?
Nach dem Gespräch mit Trump informierte Selenskyj auch die europäischen Partner. Es habe sich um ein "konstruktives Treffen" gehandelt, teilte Regierungssprecher Stefan Kornelius nach einem Telefonat Selenskyjs mit europäischen Staats- und Regierungschefs mit, darunter Bundeskanzler Friedrich Merz.
Der CDU-Politiker und die europäischen Partner begrüßten demnach die "enge transatlantische Zusammenarbeit und unterstrichen, wie dringlich die Bemühungen um einen gerechten und dauerhaften Frieden für die Ukraine seien." Kanzler Merz sagte nach dem Telefonat, man habe sich nach Selenskyjs Treffen mit Trump abgestimmt und wolle die nächsten Schritte eng begleiten.
An dem Telefonat hatten den Angaben zufolge auch Nato-Generalsekretär Mark Rutte sowie die Spitzen der EU-Institutionen teilgenommen.
Europa und die USA müssten konstant Druck auf Moskau ausüben, sagt Friedensforscher Jonas Driedger.
17.10.2025 | 17:52 minWas will Trump mit Putin in Budapest besprechen?
Wann genau Trump und Putin in Budapest zusammenkommen werden, steht noch nicht fest. Trump hatte am Donnerstag bekanntgemacht, dass er "wahrscheinlich in den nächsten zwei Wochen" in der ungarischen Hauptstadt mit ihm zusammenkommen will. Das Treffen wird wahrscheinlich ohne Selenskyj erfolgen. Trump sagte, er wolle mit dem Ukrainer aber Kontakt halten.
Das erinnert an die Einladung Trumps an Putin im August nach Alaska. Auch dort war der Ukrainer nicht dabei. Das Treffen blieb damals ohne greifbare Ergebnisse. Ein Dreiertreffen, von dem der US-Präsident gesprochen hatte, kam dann nie zustande.
Selenskyjs Besuch bei Trump beeindrucke Russland nicht, so ZDF-Korrespondent Armin Coerper.
17.10.2025 | 8:38 minGeht Selenskyj mit leeren Händen nach Hause?
Auch das bleibt offen. Selenskyj verwies bei einer Pressekonferenz nach dem Treffen formal auf eine Bitte der US-Seite, das Thema Tomahawks nicht weiter öffentlich zu diskutieren. "Die USA wollen keine Eskalation", begründete der Ukrainer diese Bitte. Dennoch sei das Thema zumindest für ihn nicht vom Tisch. "Wir müssen daran noch mehr arbeiten", betonte er.
Militärökonom Marcus Keupp rechnet nicht mit einer unmittelbaren Lieferung der US-Marschflugkörper an die Ukraine. Trump halte sich beide Kanäle offen, müsse sich am Ende aber entscheiden.
16.10.2025 | 25:35 minSelenskyj führte nochmals aus, warum sein Land Waffen brauche. Die Ukraine sei mit den verfügbaren Flugabwehrsystemen heute nicht in der Lage, russische ballistische Raketen in ausreichendem Maße zu bekämpfen.
Diese Schläge hält unsere Energiewirtschaft einfach nicht aus.
Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Präsident
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