Sabotage: Warum trifft es immer wieder Polen?

Russland unter Verdacht:Sabotage: Warum trifft es immer wieder Polen?

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Ein Sprengsatz ist auf Bahngleisen in Polen explodiert, die Regierung vermutet Russland dahinter. Es ist nicht der erste Sabotageakt in Polen, hinter dem Russland stecken soll.

Stabi Lang Sprengstoffanschlag

Von Bränden über Cyberangriffe bis hin zu instrumentalisierter Migration erlebe Polen „hybride Destabilisierungsmaßnahmen“ aus Russland, so Polen-Experte Kai-Olaf Lang bei ZDFheute live.

18.11.2025 | 10:44 min

Wieder Polen, wieder ein Angriff auf die Infrastruktur: Ein an Bangleisen angebrachter Sprengstoff explodierte am Samstag bei der Ortschaft Mika in Polen. Verletzt wurde niemand.

Polen vermutet Russland hinter Sabotageakten

Am Dienstag gab Regierungschef Donald Tusk bekannt, dass zwei Verdächtige identifiziert wurden. Es soll sich um Ukrainer handeln, die im Auftrag des russischen Geheimdienstes gehandelt haben.

Karte, Polen, Warschau, Deblin

Karte, Polen, Warschau, Deblin

Quelle: ZDF

Im vergangenen Jahr hatte Polens Regierung bereits russische Geheimdienste für einen Großbrand in einem Einkaufszentrum in Warschau verantwortlich gemacht. Im Oktober wurden zudem acht Personen wegen des Vorwurfs, im Auftrag Moskaus Sabotageakte geplant und Spionage betrieben zu haben, festgenommen.

Warum trifft es so häufig Polen?

Russische Sabotageakte sehen Geheimdienste in ganz Europa: In Leipzig geht ein Paket in Flammen auf, in London brennt ein Lager für Ukraine-Hilfsgüter. Regierungen, Experten und Geheimdienste sehen darin Russlands Strategie der hybriden Kriegsführung. Dazu kommen Cyberangriffe und Drohnenflüge. Doch Polen scheint dabei besonders im Visier des Kremls zu sein.

Ein Polizeiwagen ist sichtbar, welcher in der Nähe zu den Bahngleisen steht, auf denen ein Sprengstoff explodiert ist.

Polen macht Russland für den Sprengstoffanschlag auf eine Bahnstrecke, über die westliche Militärtransporte in die Ukraine laufen, verantwortlich. Zwei Verdächtige sind im Visier.

18.11.2025 | 1:39 min

Kai-Olaf Lang, Polenexperte beim Institut für Politik und Wissenschaft, sieht dafür vor allem zwei Gründe. "Polen ist ein Frontstaat, der sehr aktiv ist in der westlichen Gemeinschaft, ein Land an der Ostflanke der Nato, das sicherlich die Allianz derer mit anführt, die (...) eine harte Gangart gegenüber Russland anmahnen, die für eine unangeschränkte Solidarität mit der Ukraine stehen.", erklärt er bei ZDFheute live.

Gleichzeitig sei Polen eine ganz wichtige Drehscheibe für die Versorgung der Ukraine. "Da gibt es natürlich auch viele neuralgische Punkte, die man treffen kann", sagt Lang. Die jetzt betroffene Strecke führt zum Grenzort Dorohusk und von dort weiter in die Ukraine.

Vor allem aber dürfte Moskau ein Dorn im Auge sein, vermutet Lang, dass Polen nicht müde wird, eine schärfere Haltung gegenüber Russland zu fordern - auch gegenüber US-Präsident Donald Trump.

Polen, Biedrusko: Abrams-Panzer im Ausbildungszentrum der polnischen Landstreitkräfte in Biedrusk.

Das Bedürfnis der Polen nach Sicherheit vor Russland ist seit Beginn des Ukraine-Krieges deutlich gewachsen. Polen rüstet auf, bereitet auch die Zivilgesellschaft auf den Verteidigungsfall vor.

02.06.2025 | 3:07 min

Experte: Russland nutzt innenpolitische Lage in Polen

Mit Sabotageakten wie diesen stiften die Verursacher jedoch nicht nur auf Nato- und EU-Ebene Unruhe. Am rechten politischen Rand gebe es in Polen Gruppen, die zwar nicht unbedingt russlandfreundlich, aber doch sehr ukrainekritisch seien, erklärt Lang.

Die die uneingeschränkte Hilfe hinterfragen, die darauf pochen, dass Polen viel stärker seine eigenen Interessen berücksichtigen sollte.

Kai-Olaf Lang, Polenexperte

Durch hybride Aktionen wie den Sprengstoffanschlag versuche Russland, Verwirrung zu stiften und die innenpolitische Gemengelage für sich zu nutzen, sagt Lang.

Das Interview führte Philip Wortmann, zusammengefasst hat es Marie Ahlers.

Quelle: dpa, ZDF

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