Anschläge auf Nord-Stream-Pipelines: Verdächtiger festgenommen

Generalbundesanwaltschaft:Nord-Stream-Sprengung: Verdächtiger festgenommen

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Die Bundesanwaltschaft hat in Italien einen Ukrainer festnehmen lassen. Ihm wird eine Beteiligung bei der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines vorgeworfen. Was wir wissen.

Auf diesem Bild der schwedischen Küstenwache ist ein Leck in Nord Stream 2 vom 28. September 2022 zu sehen.

Die Bundesanwaltschaft hat drei Jahre nach Sprengung der Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee einen Verdächtigen gefasst. Der Ukrainer soll Drahtzieher der Sabotage gewesen sein.

21.08.2025 | 0:23 min

Die Bundesanwaltschaft hat im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Sprengung der Nord-Stream-Gaspipelines einen Verdächtigen in Italien festnehmen lassen. Der ukrainische Staatsangehörige Serhii K. wurde in Misano Adriatico, einem Badeort in der Region Rimini, von italienischen Beamten in Gewahrsam genommen. Offenbar hatte er dort mit seiner Familie Urlaub gemacht. Er sitzt nun in einem örtlichen Gefängnis, eine Überstellung nach Deutschland steht an.

Ostsee-Pipelines: Saboteure sollen Segelyacht genutzt haben

Ihm und einer Reihe von Mithelfern wird vorgeworfen, im September 2022 nahe der dänischen Ostseeinsel Bornholm Sprengsätze an den Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 platziert zu haben. "Bei dem Beschuldigten handelte es sich mutmaßlich um einen der Koordinatoren der Operation", teilt die Bundesanwaltschaft mit.

Tauchen in den Akten deutscher Ermittler auf: Wolodymyr S. und sein Tauch-Kollege.

Nord-Stream-Ermittlungsakten zeigen, wie dicht deutsche Ermittler einem mutmaßlichen Saboteur auf den Fersen waren. Eine Rekonstruktion von ZDF frontal und Spiegel.

20.11.2024 | 3:12 min

Für den Transport soll die Gruppe um K. eine Segelyacht genutzt haben, die mit gefälschten Ausweisdokumenten angemietet wurde, so der Generalbundesanwalt. Laut Recherchen von ZDF frontal geht es um die "Andromeda", einem 15 Meter langen Boot, auf dem Ermittler Spuren von militärischem Sprengstoff festgestellt haben.

Der 49 Jahre alte Mann hielt sich wohl bereits seit einigen Tagen mit seiner Familie an der Adria-Küste auf. Nach Informationen von ZDF frontal wurde die lokale Polizei alarmiert, weil Sergii K. beim Check-in im Hotel ein Ausweisdokument mit seinem echten Namen vorgelegt hatte. Als die Rezeption des Hotels dazu kam, die Gästedaten wie vorgeschrieben in ein System einzugeben, wurde die lokale Polizei demnach darüber informiert, dass ein mit Haftbefehl Gesuchter bei ihnen Urlaub macht. Die Polizei nahm ihn noch in der Nacht fest.

Der Beschuldigte werde nach der Überstellung aus Italien dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt, hieß es in einer Mitteilung der Generalbundesanwaltschaft. Bis dahin können noch einige Tage vergehen.

16.09.2020, Mecklenburg-Vorpommern, Lubmin: Ein Wegweiser steht vor der Erdgasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 2 im vorpommerschen Lubmin.

Die Spuren der Anschläge auf die Nord-Stream-Pipeline 2023 führen laut neuen Erkenntnissen zu einem ukrainischen Taucher – aber auch die Politik muss jetzt Erklärungen liefern.

20.11.2024 | 3:12 min

Hubig: "Beeindruckender Ermittlungserfolg"

Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) forderte eine strafrechtliche Aufklärung im Nord-Stream-Komplex. Es sei "gut", dabei jetzt voranzukommen.

Der Bundesanwaltschaft ist ein sehr beeindruckender Ermittlungserfolg gelungen.

Stefanie Hubig, Bundesjustizministerin

Hubig dankte allen, die an dieser "hochkomplexen Operation" beteiligt waren.

Weiterer Ukrainer im Visier der Ermittler

Zu den Tätern und den Drahtziehern kursierten lange unterschiedliche Spekulationen. Schließlich geriet unter anderem der Ukrainer Wolodymyr S. ins Visier der Ermittler. Der Tauchlehrer hatte sich nach Recherchen von ZDF frontal und "Spiegel" zunächst in Polen aufgehalten, reiste sogar nach Berlin, um dort Verwandte zu besuchen.

Die deutschen Strafverfolger hatten sich mit einem Europäischen Haftbefehl an die polnischen Behörden gewandt und drängten auf eine Festnahme. Doch Wolodymyr S. entkam - in einem ukrainischen Diplomatenwagen fuhr er laut Recherchen von ZDF frontal und "Spiegel" am 6. Juli 2024 aus Polen in die Ukraine.

Ein Bild der Meeresoberfläche nach der Sprengung der Nord-Stream-Pipeline.

Der Generalbundesanwalt ist überzeugt, dass der Ukrainer Wolodymyr S. an der Nord-Stream-Sprengung beteiligt war. Dennoch konnte der Verdächtige unerkannt durch Deutschland reisen.

29.08.2024 | 1:35 min

"Nord Stream": Monatelange Suche nach Tätern

Durch Nord Stream 1 floss zuvor russisches Erdgas nach Deutschland. Nord Stream 2 war wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der folgenden politischen Streitigkeiten noch nicht in Betrieb. 

Es folgte eine monatelange Suche nach den Tätern und Diskussionen um die Beteiligung verschiedener Staaten, wie der Ukraine oder auch Russland. Die Behörden mehrerer Länder hatten nach dem Anschlag Ermittlungen aufgenommen. Dänemark und Schweden stellten die Verfahren aber ein.

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Russland greift die Ukraine an
:Aktuelles zum Krieg in der Ukraine

Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
Zerstörtes Gebäude in Charkiw (Ukraine), aufgenommen am 18.08.2025
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Quelle: ZDF frontal, dpa, AFP

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