Italienisches Gericht:Nord-Stream-Verdächtiger kann ausgeliefert werden
Ein in Italien gefasster Ukrainer soll Koordinator der Nord-Stream-Sprengung gewesen sein. Jetzt entschied ein Gericht in Bologna: Er kann nach Deutschland ausgeliefert werden.
Nord Stream: Im September 2022 detonierten Sprengsätze an den Pipelines.
Quelle: dpa | -Drei Jahre nach den Anschlägen auf die Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee kann einer der mutmaßlichen Drahtzieher nach Deutschland ausgeliefert werden. Die italienische Justiz gab grünes Licht für die Überstellung des 49 Jahre alten Ukrainers Serhii K. an die deutschen Behörden, wie dessen Anwalt der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.
Einen Termin dafür gibt es noch nicht. Die Entscheidung des Gerichts in der norditalienischen Stadt Bologna wird möglicherweise von Italiens oberstem Gericht noch einmal überprüft.
Einer der mutmaßlichen Drahtzieher der Sabotage an den Nord-Stream-Pipelines wurde Ende August in Italien festgenommen. Bundesjustizministerin Hubig (SPD) lobte den "beeindruckenden Ermittlungserfolg der Bundesanwaltschaft".
21.08.2025 | 2:45 minSerhii K. soll in Deutschland vor Gericht gestellt werden
Der Ukrainer war Ende August an der Adriaküste festgenommen worden. Offenbar rechnete er nicht damit, dass ein internationaler Haftbefehl vollstreckt wird. Nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft gehörte Serhii K. zu einer Gruppe, die im September 2022 nahe der Ostseeinsel Bornholm Sprengsätze an den Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 platzierte. K. wird gemeinschaftliches Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und verfassungsfeindliche Sabotage vorgeworfen.
Nach der Auslieferung soll der Ukrainer in Deutschland vor Gericht gestellt werden. Allerdings versucht sein Anwalt Nicola Canestrini vor dem italienischen Kassationsgerichtshof noch, die Überstellung an die deutschen Behörden zu verhindern. Die Aussichten werden als gering beurteilt.
Nach Informationen des Magazins "Spiegel" soll der Mann ein ehemaliger Agent des ukrainischen Geheimdienstes SBU sein. K. wurde in der Gemeinde San Clemente im Hinterland des beliebten Adria-Badeortes Rimini gefasst, wo er mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern die Ferien verbrachte. Die italienischen Behörden halten es für möglich, dass er auch an Anschlägen auf Schiffe der sogenannten russischen Schattenflotte im Mittelmeer beteiligt war.
ZDF-frontal deckte mit dem "Spiegel" Hintergründe zu den Nord Stream-Anschlägen auf. Jetzt sind sich deutsche Ermittler sicher, dass sie sieben Ukrainer als Tatverdächtige identifiziert haben.
02.09.2025 | 2:31 minSprengung im September 2022
Bei dem Haftprüfungstermin wies K. jegliche Vorwürfe zurück. Er behauptete, in der Zeit der Anschläge auf die Pipelines in der Ukraine gewesen zu sein. Zugleich wehrte er sich dagegen, nach Deutschland überstellt zu werden. Auch Kiew bestreitet, hinter den Anschlägen auf die Gaspipelines zu stecken. Die Ukraine wehrt sich schon seit mehr als dreieinhalb Jahren gegen einen Angriffskrieg aus Russland.
Die Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee waren für den Transport von russischem Gas nach Deutschland gebaut worden. Im September 2022 wurden sie durch Sprengsätze schwer beschädigt. Die Leitungen waren damals nicht in Betrieb.
Russland hatte die Gaslieferungen über Nord Stream 1 bereits kurz zuvor gestoppt - mutmaßlich als Reaktion auf die westlichen Sanktionen angesichts des russischen Einmarschs in die Ukraine. Nord Stream 2 ging nie in Betrieb.
Nach der Festnahme eines Ukrainers in Italien spreche das Gesamtbild dafür, dass der Mann im Namen seines Landes gehandelt habe, so ZDF-Rechtsexpertin Sarah Tacke bei ZDFheute live.
21.08.2025 | 10:54 minAktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog: