27-jähriger Nick Fuentes:Wie ein rechter Influencer die MAGAs in den USA spaltet
von Katharina Schuster, Washington D.C.
Hitler-Lob, Antisemitismus, Frauenhass: Nick Fuentes spaltet Trumps MAGAs. Ein Kampf um die Deutungshoheit ist in der Bewegung. Die fragt sich, wie es nach Trump weitergeht.
Welche Rolle spielen extrem rechte Influencer, wie Nick Fuentes, und Organisatoren in Trumps MAGA-Bewegung?
17.11.2025 | 16:15 minSeit der Freigabe der sogenannten "Epstein Files" zeigt sich erstmals sichtbar, dass Donald Trumps Macht über die eigene Partei erste Risse bekommt. Der US-Präsident vollzog eine überraschende Kehrtwende: Er drängte die Republikaner zur Freigabe der "Epstein Files" und unterzeichnete am Ende jenes Gesetz, das er monatelang blockiert hatte.
Der Druck war enorm: Neue E-Mails aus dem Nachlass des verurteilten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein erwähnten auch seinen Namen, und selbst treue Parteifreunde drohten plötzlich mit Gegenstimmen.
In dieses Klima der Unsicherheit stieß Nick Fuentes. Der 27-jährige ultrarechte Aktivist, bekannt für antisemitische, misogyne und extremistische Positionen, gewinnt online rasant an Einfluss. Sein zweistündiger Podcast-Auftritt in der "Tucker Carlson Show" spaltete die MAGA-Bewegung.
US-Präsident Trump erhielt im Rahmen der Auslosung für die WM 2026 einen Friedenspreis. Kritiker werfen dem Fußball-Weltverband vor, die Auszeichnung sei für Trump ins Leben gerufen worden.
05.12.2025 | 0:28 minSelbst langjährige Trump-Verbündete warnen inzwischen, Fuentes' wachsender Einfluss könne die republikanische Basis in eine radikalere Richtung ziehen und Trumps Kontrolle über die Bewegung untergraben.
US-Markt für rechte Influencer wächst
Dass Fuentes so polarisierend wirkt, liegt auch an seiner Rolle im boomenden Markt rechter Influencer. Neun der zehn größten politischen Online-Shows in den USA stammen laut einer Untersuchung der Organisation "Media Matters" aus dem rechten Spektrum.
Fuentes gehört zu ihren radikalsten Stimmen: Er lobt Adolf Hitler, verbreitet antisemitische Verschwörungserzählungen und bezeichnet sich selbst als Frauenhasser. Seine Fans, die "Groypers", feiern ihn als Leitfigur einer jungen Generation, die die republikanische Partei von rechts aufrollen will.
Der Kipppunkt ist erreicht: Donald Trump lässt sich von "Checks and Balances" nicht mehr beirren und baut die USA autoritärer um. Ein Beispiel ist die Militarisierung von US-Städten.
01.10.2025 | 9:59 minWie geht es weiter nach Trump? MAGAs auf der Suche
Der Politikwissenschaftler Christian Lammert vom John-F.-Kennedy-Institut in Berlin sieht in Fuentes einen wichtigen Akteur eines radikalen Flügels, der sich für die Zeit nach Trump in Stellung bringt.
Dieser Flügel sei "ganz klar antisemitisch, ganz klar für 'White Supremacy', rassistisch, sexistisch" und versuche, "in dieses Vakuum reinzugehen", das in der Bewegung entstanden sei.
"White Supremacy" bedeutet übersetzt "Weiße Vorherrschaft". Laut Simon Wendt vom Institut für Amerikanistik geht es bei der Ideologie darum, dass eine Gruppe glaubt, es dürfe eigentlich nur Weiße an der Macht geben. Es gibt sogar die Idee, einen "Weißen Staat" zu schaffen und Minderheiten, speziell Afroamerikaner, entweder einzusperren oder irgendwo anders hinzubringen, so Wendt.
Ziel sei es, nach Trump "den Fuß in der Tür zu haben und die republikanische Partei zu kontrollieren". Unter der Oberfläche tobe ein Kampf um die Deutungshoheit, "den Trump nicht mehr kontrollieren kann", erklärt der Experte bei ZDFheute live.
Im Bundesstaat Arizona gedenken tausende Menschen des rechtskonservativen Trump-Unterstützers. Auch der Präsident gehört zu den Rednern. Die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm.
21.09.2025 | 2:24 minWie mächtig ist Nick Fuentes?
Wie weit Fuentes' Einfluss reicht, erklärt Hannah Gais, Extremismusforscherin am "Southern Poverty Law Center". Fuentes sei ein Livestreamer, dessen erklärtes Ziel es sei, "der rechtsradikale Flügel der Republikaner zu werden". Nick Fuentes Livesendung "America First" habe er bewusst als Sprungbrett in den Mainstream aufgebaut.
Was ihn von anderen radikalen Strömungen unterscheide, seien seine "extremen Ausdrücke von Misogynie, Rassismus und Antisemitismus". Er habe "Hitler gelobt" und seine Fans aufgefordert, "für ihn zu vergewaltigen, zu töten und zu sterben", stellt Gais im Gespräch mit ZDFheute fest.
Das Gesicht der extremen Rechten in den USA ändert sich – zumindest in den sozialen Medien. Influencerinnen verbreiten auf Plattformen wie Instagram und YouTube vermehrt extreme Ideologien.
24.10.2024 | 58:41 minGais betont, dass Fuentes keineswegs ein Außenseiter sei. Er habe mit prominenten Republikanern diniert und Abgeordnete zu seinen Veranstaltungen eingeladen.
Es ist unmöglich, ihn von der MAGA-Bewegung zu trennen.
Hannah Gais, Extremismusforscherin
Die Debatte innerhalb der Rechten drehe sich im Kern um die Frage, ob das Motto "keine Feinde rechts" weiterhin gelten solle: Soll MAGA und damit die aktuell von der Bewegung dominierte republikanische Partei mit extremistischen Akteuren kooperieren, um gegen die politische Linke geschlossen aufzutreten - oder gibt es Grenzen?
Wie beurteilt Trump Fuentes' Auftritt bei Tucker Carlson?
Für Trump selbst könnte Fuentes dennoch nur indirekt zum Problem werden. Gais verweist auf zwei Entwicklungen: den Generationenwechsel in der Rechten, in dem junge Konservative zunehmend Israel-kritische Positionen vertreten und die radikale Frauenfeindlichkeit vieler Influencer, die die Republikaner vor allem bei jungen Frauen entfremdet. Beides sei "eine langfristige Herausforderung für MAGA".
Trump jedoch zeigt bisher wenig Distanz. Er verteidigte Carlson und dessen Interviewgast: Der Moderator habe "über die Jahre viel Gutes" über Trump gesagt. Wie man das Gespräch mit dem Hitler-Verehrer bewerte, müsse "jeder für sich selbst entscheiden".
X-Post von Nick Fuentes
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Fuentes bedankte sich prompt: "Danke, Herr Präsident." Trumps Schweigen zu dessen Ideologie dürfte die Spaltung seiner Bewegung weiter vertiefen, genau in einem Moment, in dem er sie wohl am dringendsten einen will.
Katharina Schuster ist Reporterin im ZDF-Studio in Washington D.C.
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