Rückschlag für Labour-Partei:London: Vizepremier Rayner verlässt Regierung
Angela Rayner galt als Hoffnungsträgerin der Labour-Partei. Eine Steueraffäre zwingt die britische Vize-Regierungschefin zum Rücktritt. Die Rechtspopulisten könnten profitieren.
Angela Rayner galt als Galionsfigur des linken Labour-Flügels. (Archivbild)
Quelle: ImagoDie britische Vizepremierministerin Angela Rayner ist nach einem Steuervergehen zurückgetreten. Die Labour-Politikerin erklärte am Freitag, sie habe sich "angesichts der Ergebnisse" einer unabhängigen Untersuchung zum Rücktritt entschlossen. Dies betreffe sowohl ihr Amt als Vize-Regierungschefin als auch das Amt als Ministerin für Wohnungswesen und den Vize-Vorsitz der Labour-Partei.
Rayner war bereits in den vergangenen Tagen erheblich unter Druck geraten. Sie hatte zugegeben, sich bei der Frage nach der Höhe der Grunderwerbssteuer für eine Immobilie auf einen Rat verlassen zu haben, der sich als falsch herausstellte. Sie hatte selbst um eine Untersuchung gebeten, ob sie damit gegen die Verhaltensstandards für Kabinettsmitglieder verstoßen hatte. Diese kam zum Schluss, dass ein Verstoß vorlag.
In London haben Tausende gegen die Labour-Regierung um Premier Starmer protestiert. Der Grund sind massive Einschnitte bei den Sozialleistungen.
07.06.2025 | 1:44 minRayner: Galionsfigur und Hoffnungsträgerin von Labour
Für die sozialdemokratische Labour-Partei von Keir Starmer ist der Rücktritt Rayners ein massiver Rückschlag. Sie galt als Galionsfigur des linken Parteiflügels und als Hoffnungsträgerin einer Partei, die in den Umfragen derzeit schwächelt.
Rayner gilt als schlagfertige und begabte Politikerin, die keine Auseinandersetzung scheute. Gelegentlich schoss sie übers Ziel hinaus, etwa, als sie die politischen Gegner der Tory-Partei als "Abschaum" bezeichnete - und sich entschuldigen musste.
Als Ministerin war sie unter anderem für die Themen Wohnen und kommunale Angelegenheiten zuständig. Glaubwürdigkeit in der britischen Arbeiterpartei verlieh ihr vor allem ihr bescheidener Hintergrund als Teenager-Mutter, die in einer Sozialwohnung aufgewachsen war und sich mit viel Fleiß in einer Gewerkschaft nach oben gearbeitet hatte. Auch ihr nordenglischer Dialekt trug zu diesem Ruf bei.
Deutschland und Großbritannien schließen ein Freundschaftsabkommen für engere Zusammenarbeit bei Verteidigung, Handel und Migration. Merz spricht von einem "historischen Tag".
17.07.2025 | 1:30 minKeir Starmers Regierung steht unter Druck
Der Rücktritt Rayners kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, ausgerechnet am ersten Tag der Parteikonferenz der Rechtspopulisten von Nigel Farages Reform-Partei. Der Vorkämpfer des Brexits treibt die Regierung vor sich her und gilt als größter Profiteur der Labour-Krise.
Die Regierung von Premierminister Starmer ist wegen einer stotternden Wirtschaft, steigender Lebenshaltungskosten und wachsender Unzufriedenheit über hohe Einwanderungszahlen schon länger in der Defensive.
Die Reform UK Partei von Farage setzte den konservativen Tories bei den Kommunalwahlen zu. Nun will sie auch an die Wähler der Labour-Partei. Umfragewerte sehen die großen Parteien unter Druck.
23.05.2025 | 1:58 minSteueraffäre spielt Farages Rechtspopulisten in die Karten
Reform UK liegt in Umfragen seit Monaten vor der Regierungspartei und den noch weiter abgeschlagenen Konservativen von Oppositionsführerin Kemi Badenoch. Farage spielt mit der Angst der britischen Bevölkerung, insbesondere beim Thema Migration. Der Politiker hatte Starmers Regierungskurs immer wieder scharf kritisiert oder ins Lächerliche gezogen.
Die Nachricht von Rayners Rücktritt löste bei der Reform-Jahreskonferenz am Freitag in Birmingham große Freude aus. Etliche Reform-Unterstützer übernehmen Farages Narrativ einer unfähigen Labour-Regierung, die die Probleme in Großbritannien angeblich nicht lösen kann.
Weitere Nachrichten zum Thema
- mit Video
- mit Video
Deutschland und Großbritannien:Die Freundschaft bekommt einen Vertrag
von Diana Zimmermann, London - FAQ
Brexit war gestern:Was die neue Freundschaft mit London bedeutet
Yacin Hehrlein, London - FAQ
Sicherheit, Fischerei, Erasmus:EU-London-Abkommen: Das sind die Inhalte