Von der Leyen übersteht Misstrauensantrag im EU-Parlament

EU-Parlament:Von der Leyen übersteht Misstrauensantrag

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Ein Misstrauensantrag gegen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist erwartungsgemäß gescheitert. Eingereicht hatten den Antrag die rechten Parteien im EU-Parlament.

Archiv: Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, nimmt an den Schlussfolgerungen der Tagung des Europäischen Rates vom 26. Juni 2025 bei einer Sitzung des Europäischen Parlaments in Straßburg, Frankreich, am 9. Juli 2025 teil.
Den Misstrauensantrag gegen Ursula von der Leyen und ihr Team hatten 77 rechte Parlamentarier eingereicht. Sie werfen der EU-Kommission Intransparenz und Missmanagement vor.
Quelle: epa

Der Misstrauensantrag gegen die EU-Kommission von Ursula von der Leyen ist gescheitert. Bei der Abstimmung im Europaparlament in Straßburg votierten lediglich 175 Abgeordnete für den Vorstoß aus dem rechten Lager. 360 lehnten ihn ab, 18 enthielten sich. Insgesamt stimmten 553 der derzeit 719 Parlamentarier ab.
Für ein erfolgreiches Misstrauensvotum wären zwei Drittel der abgegebenen Stimmen - ohne Enthaltungen - nötig gewesen, mindestens aber 360.

77 Parlamentarier reichten Antrag ein

Eingereicht hatten den Misstrauensantrag 77 Parlamentarier, darunter die 15 deutschen AfD-Abgeordneten sowie Politiker der Partei Rassemblement National (RN) von Frankreichs Rechtspopulistin Marine Le Pen. Sie werfen von der Leyen und ihrem Team Intransparenz und Missmanagement vor - insbesondere mit Blick auf die Corona-Politik.
Wäre der Misstrauensantrag angenommen worden, hätte die EU-Kommission geschlossen zurücktreten müssen.
Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hört während einer Plenarsitzung im Europäischen Parlament zu, in der ein Misstrauensantrag gegen die Europäische Kommission debattiert wird in Straßburg am 07.07.2025
Zurückgehaltene Textnachrichten und Missmanagement: Das EU-Parlament debattierte über ein Misstrauensvotum gegen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.07.07.2025 | 1:41 min

Belastungsprobe für von der Leyen

Bei einer Aussprache am Montagabend hatte von der Leyen ihren rechten Kritikern vorgehalten, Verschwörungen anzuheizen und selbst keine Antworten auf politische Probleme zu haben. Es gebe reichlich Beweise, dass viele der extremen Kräfte von Feinden unterstützt würden, ob die Strippenzieher nun in Russland säßen oder anderswo, sagte sie.
Für die deutsche CDU-Politikerin, die der europäischen Parteienfamilie EVP angehört, war der Vorstoß aus dem rechten Lager trotz geringer Erfolgsaussichten eine Belastungsprobe. Grund ist, dass die 66-Jährige mit manchen Initiativen zuletzt auch bei ihr eigentlich wohlgesonnenen Abgeordneten für Unmut sorgte.

Kritik: Projekte mit Stimmen aus dem Rechtsaußen-Lager

So war die Aussprache im Plenum am Montagabend auch von den Sozialdemokraten und Liberalen für Anschuldigungen gegen von der Leyen und das Mitte-Rechts-Bündnis EVP genutzt worden. Sie kritisierten, dass die EVP zuletzt mehrfach in Kauf genommen hatte, dass politische Projekte mit Stimmen aus dem Rechtsaußen-Lager vorangebracht wurden.
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Brisant waren die deutlichen Äußerungen, weil die EVP eigentlich eine Art informelle Koalition mit den europäischen Sozialdemokraten und Liberalen hat. Sie ist auf die Stimmen dieser Parteien angewiesen ist, wenn sie politische Projekte ohne Stimmen von Rechtsaußen durchbringen will.

Misstrauensanträge gegen Kommission äußerst selten

Während der Abstimmung an diesem Donnerstag war von der Leyen nicht im Parlament. Sie nahm stattdessen an der Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine in Rom teil.
Nach Darstellung des deutschen SPD-Politikers René Repasi machte von der Leyen allerdings vor dem Votum Zugeständnisse und sicherte unter anderem zu, dass auch im nächsten langfristigen EU-Haushalt Geld für den sogenannten Europäischen Sozialfonds (ESF) eingeplant wird. Der ESF ist ein Instrument zur Beschäftigungsförderung und soll unter anderem Ausbildung und Qualifizierung unterstützen.
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Misstrauensanträge gegen die Kommission sind äußerst selten. Zuletzt waren Rechtspopulisten 2014 mit einem Misstrauensantrag gegen die damalige EU-Kommission um Jean-Claude Juncker gescheitert. Bei der Abstimmung damals votierten lediglich 101 Abgeordnete für den Vorstoß aus dem EU-kritischen Lager. 461 lehnten ihn ab, 88 enthielten sich.
Quelle: AFP, dpa

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