Was der Krieg für Kinder bedeutet:Ukraine: Unterricht zwischen Luftalarm und Minenkunde
von Alicia Jung
Seit fast vier Jahren greift Russland die Ukraine an, viele Kinder kennen nur den Kriegsalltag. Dank Spenden aus dem Ausland gibt es in Frontnähe zumindest Schulunterricht.
Für viele Kinder in der Ukraine findet der Schulunterricht in einem Schutzbunker unter der Erde statt.
20.11.2025 | 2:10 min"Sie verstehen es oft besser, als manche Erwachsene", sagt Lilia Mykolaiwna, sie ist Lehrerin an der Besarabivska Schule im Osten der Ukraine. Sie meint damit, was es bedeutet, in einem Land zu leben, das täglich von russischen Drohnen und Raketen überzogen wird. Die aktuelle Kriegsfront ist von hier nur rund 130 Kilometer entfernt.
Deshalb findet der Schulunterricht der Gemeinde meist unter der Erde statt, in einem Schutzbunker, finanziert von ausländischen Spendengeldern, dafür sind sie hier sehr dankbar. Die Schulpsychologin, Nadiia Bobrowska, erklärt, sie spüre, wie glücklich es die Kinder mache, wieder miteinander, statt allein zuhause vor dem Computer zu lernen. Auch wenn das bedeutet, dass sie jetzt in einem Raum nur getrennt durch halbhohe Wände sitzen und der Lärm manchmal ohrenbetäubend ist.
Zum internationalen Tag der Kinderrechte macht Unicef auf die Nöte von Kindern aufmerksam. Unterstützung kann vielfältig sein, wie ein Schulprojekt in der Ukraine zeigt.
20.11.2025 | 1:29 minMinenkunde im Unterricht
Die Schule nimmt auch Vorschüler für den Kindergarten auf, die in einem Nebenraum sogar Mittagsschlaf machen können. Viele sind noch so klein, für die Lehrer ist es immer ein Spagat. Auf der einen Seite wollen sie beruhigen, auf der anderen müssen sie erklären, wie gefährlich dieser Krieg sein kann. So unterrichten sie die Kinder auch in Minenkunde: Wie erkennt man sie und was passiert, wenn man sie berühren würde?
Und trotzdem versuchen sie ihnen so viel Normalität wie möglich zu geben, soweit das eben geht. Wenn sie gemeinsam mit den Kindern den Bunker verlassen, um spazieren zu gehen, kommen oft bange Fragen: "Gibt es keinen Luftalarm?" Oder bei alltäglichen Geräuschen: "Was ist das?" Dann müssen die Lehrerinnen oft beruhigen und versichern, dass alles in Ordnung ist.
Der sogenannte Friedensplan von den USA und Russland zur Beendigung des Ukraine-Kriegs sorgt für Skepsis. Alica Jung, Armin Coerper und Isabell Schäfers ordnen die Lage ein.
20.11.2025 | 2:34 minKrieg schränkt Kinderrechte ein
In Besarabivska haben sie auch einige Familien aus Ortschaften aufgenommen, die ganz dicht an der Front liegen. Dort könne oft nicht einmal der Online-Unterricht stattfinden, weil die Angriffe zu häufig und zu heftig waren, erzählt Natalia Sajko, die mit ihren Kindern aus der Region Sumy geflüchtet ist und ein neues Zuhause finden musste. Sie berichtet von direktem Beschuss auf Schulen, der Unterricht unmöglich mache. In Besarabivska würden ihre Kinder zum ersten Mal seit Jahren wieder wirklich lernen.
Die Ausstattung der Untergrund-Schule wurde von Unicef finanziert. Deutschland-Chef Christian Schneider ist zu Besuch in der Ukraine und warnt davor, wie sehr dieser Krieg die Rechte von Kindern einschränke. Gerade die Kleinsten hätte nie etwas anderes erlebt als die ständige Bedrohung. Manche haben ihre Eltern durch den Krieg verloren oder haben einen Vater, der an der Front als Soldat kämpft.
In der Ukraine begann für Kinder, Eltern und Lehrer das nächste Schuljahr im Krieg. Trotz anhaltender Angriffe versuchen die Menschen, so normal wie möglich zu starten.
06.09.2025 | 1:35 minDurch die Spendengelder, die auch aus Deutschland über das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe eingehen, bekommen die Kinder in der Ukraine etwas Stabilität in ihrem Alltag zurück. "Ein unglaublich wichtiger Beitrag", sagt Christian Schneider.