J.D. Vance: Der steile Aufstieg des Vizepräsidenten der USA
Donald Trumps Vizepräsident:Woher kommt J.D. Vance - und wie weit?
von Martin Jabs
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Vom Trump-Kritiker zum engen Verbündeten: J.D. Vances Aufstieg wurzelt in einer Kindheit, die sein Amerika-Verständnis bestimmt - und seine Vision für den Kurs der USA prägt.
US-Vizepräsident J.D. Vance wandelte sich vom Trump-Kritiker zum loyalen Anhänger des Präsidenten. Woher kommt der soziale Aufsteiger, was hat ihn geprägt und welche Ziele verfolgt er?24.06.2025 | 43:49 min
J.D. Vance, der sich früher als "Never Trumper" bezeichnete und Donald Trump einmal sogar mit Hitler verglich, gehört heute zu den treusten Verbündeten des US-Präsidenten. Der Vize blickt auf eine Kindheit zurück, die sinnbildlich für sein Verständnis von Amerika ist.
J.D. Vance stammt aus Middletown, Ohio, wo heute rund 50.000 Menschen leben. An den Ortseingängen weisen sieben Schilder an schmucklosen Ausfallstraßen darauf hin, dass der 50. Vizepräsident ein Sohn der Stadt ist.
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Menschen in Middletown stolz auf Vance
Dass er sie schon lange verlassen hat, scheint ihm hier niemand übelzunehmen. Im Gegenteil: Die Menschen sind stolz, dass "einer von ihnen" es geschafft habe. "Wir lieben J.D. Vance," sagt Kelly. "Ich habe meine Hoffnungen nie auf einen anderen Vizepräsidenten gesetzt."
"Heimatstadt" von J.D. Vance: Ein Ortsschild in Middletown weist auf den US-Vizepräsidenten hin.
Quelle: ZDF
Middletown vom Aufstieg und Niedergang der Schwerindustrie geprägt
Middletown wurde vom Aufstieg der Schwerindustrie Ende des 19. Jahrhunderts genauso geprägt wie von ihrem Niedergang ab Ende der 1970er Jahre. Fortan bezeichnete man die Region auch als "Rostgürtel" der USA. Der Verlust von Jobs in der Stahl- und Autoindustrie zerrüttete damals Familien und trieb Menschen in Armut und Drogenabhängigkeit.
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J.D. Vances Familie war davon nicht ausgenommen. Seine Großeltern fanden noch ihr wirtschaftliches Glück in Middletown, als sie aus der Provinz hinzogen. Der Großvater heuerte im Stahlwerk der Stadt an.
Eine Generation später verließ Vances Vater die Familie, als der Junge laufen lernte. Die Mutter wurde arbeitslos und abhängig von Heroin. Der junge J.D. erlebte eine Kindheit ohne Halt, die von Vernachlässigung und Schlägen geprägt war.
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Drogen und Arbeitslosigkeit als Normalität
"Drogen, Arbeitslosigkeit: Eine normale amerikanische Situation." So beschreibt Rentner Jeff die Stadt Middletown heutzutage. Eine Altstadt ist kaum auszumachen. Alles ist auf das Auto ausgelegt. Viele Schaufenster stehen leer, Fast-Food-Ketten warten auf Kundschaft.
Die Schlote von AK Steel ragen noch weithin sichtbar in den Himmel. Enorm breitet sich das Gelände als rußschwarzer Fleck im Südwesten der Stadt aus. Einst arbeiteten hier 10.000 Menschen - heute nur noch ein Viertel. Das Quietschen der Magnetkräne auf den Schrottplätzen bildet den Soundtrack des Abbaus.
Sehen Sie die Doku "Trumps Mann fürs Grobe" über den US-Vizepräsidenten J.D. Vance am 24. Juni um 20:15 Uhr im ZDF oder streamen Sie sie jederzeit im ZDF-Streamingportal.
In den Vereinigten Staaten ist die Obdachlosigkeit deutlich gestiegen. Eine der Ursachen für den Anstieg ist der Mangel an bezahlbarem Wohnraum.
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Vance verbindet Kindheit mit Krise in der Region
Vances Wurzeln, die ihm die Kindheit und Jugend so erschwert haben, lieferten ihm später den Schlüssel zum Erfolg. Mit gerade einmal 31 Jahren erschien 2016 seine Autobiografie "Hillbilly-Elegie". In dieser verknüpfte er seine chaotische Kindheit mit der Schilderung der sozialen Krise in der Region. Als Grund für die resignierte Geisteshaltung der Menschen nannte er teils ihre Neigung, jeden außer sich selbst zu beschuldigen.
Trump schickt die Nationalgarde nach LA – gegen den Willen Kaliforniens. Droht ein Bürgerkrieg? Setzt er die Demokratie aufs Spiel?11.06.2025 | 52:10 min
Das Buch erschien im Jahr von Trumps erstem Wahlsieg - und lieferte damals Einblicke in die Denkweisen einer Wählerschaft, die besonders häufig für ihn stimmte: Menschen aus der weißen Arbeiterschaft, die sich abgehängt fühlten. Das Werk wurde zum Bestseller.
Doch Vance sah die Schuld für die Missstände in der Heimat zunehmend bei "den Eliten", der Globalisierung und den Einwanderern. Beim Versuch, als Politiker Karriere zu machen, bewegte er sich immer weiter an den rechten Rand - und schließlich in Donald Trumps Arme.
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Ohio fest in republikanischer Hand
Die Zeiten, in denen Ohio ein "Swing State" war, sind vorerst vorbei. Die Zustimmung für Trump ist dort in den letzten drei Wahlen stets gewachsen. Für Vance hat seine Herkunft heute vor allem eine symbolische Bedeutung, mit der er politisch punkten kann.
Die Sorgen der Menschen seiner Heimat bleiben zwar im Wesentlichen unverändert. Doch die Zukunft der USA sieht Joe Statzer, Geschäftsführer der Republikanischen Partei von Butler County in Middletown, unbeirrt in den Händen von Vance:
J.D. ist sich immer treu geblieben. Dafür bewundere ich ihn sehr. Ich denke, er wäre ein ausgezeichneter Präsident der Vereinigten Staaten.