Israel und Iran: Kriegseintritt der USA? Trump steht vor Dilemma
Analyse
Krieg zwischen Israel und Iran:Kriegseintritt der USA? Trump steht vor Dilemma
von Beatrice Steineke, Washington D.C.
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Er wolle innerhalb von zwei Wochen entscheiden, ob die USA in den Krieg zwischen Israel und Iran eingreifen. Keine leichte Entscheidung für Trump, denn: Die Fallhöhe ist groß.
Die gegenseitigen Angriffe zwischen Israel und Iran gehen weiter. Israelische Kampfjets griffen Raketenanlagen im Iran an. Iranische Geschosse trafen Ziele in Israel. 20.06.2025 | 1:04 min
Werden die USA als enger Verbündeter Israels in dessen Krieg mit Iran eingreifen? Vom Weißen Haus wird die Frage der Presse am Donnerstag knapp beantwortet: Der Präsident entscheide sich in den nächsten zwei Wochen.
Donald Trump lässt sich in diesen Tagen alle Optionen offen: "Ihr wisst nicht, was ich vorhabe, ich könnte es tun oder auch nicht." Mal betont er, die Zeit für Verhandlungen sei fast abgelaufen, mal öffnet er diese Tür wieder mehr.
Bundesaußenminister Wadephul will in Genf den iranischen Außenminister Araghtschi treffen. Außerdem werden Vertreter aus Frankreich und Großbritannien anwesend sein.20.06.2025 | 0:24 min
Währenddessen verstärken die USA dennoch ihre Kräfte im Nahen Osten und könnten eine Militärpräsenz zeigen, die es in dieser Stärke seit mehr als 20 Jahren nicht mehr gab. Dabei hatte Trump immer wieder versprochen, er werde als US-Präsident für Frieden sorgen - etwa in der Ukraine und auch in Gaza. Sina Azodi, Juniorprofessor für Nahost-Studien an der George Washington University sagt dazu:
Er hat sein Versprechen ganz offensichtlich nicht erfüllt. Deshalb denke ich, dass er unbedingt ein Abkommen mit den Iranern will - um jeden Preis.
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Sina Azodi, Juniorprofessor für Nahost-Studien, George Washington University
Da Israel das iranische Nuklearprogramm nicht allein zerstören könne, versuche es die USA in den Krieg mit hineinzuziehen, so der Nahost-Experte gegenüber ZDFheute. Dennoch sieht Azodi das Zeitfenster für Verhandlungen noch offen. Dabei sei die Bedingung des iranischen Regimes allerdings klar: ein Ende der Kämpfe. Wie wird sich der US-Präsident entscheiden?
Donald Trump lässt offen, ob die USA in den Krieg zwischen Israel und Iran eingreifen. Was ein US-Eintritt bedeuten würde und ob es andere Wege gibt, erklärt ein Iran-Experte. 19.06.2025 | 4:01 min
Experte: Regimewechsel in Iran kein zentrales US-Ziel
Sollten die USA in den Krieg eingreifen, so US-Außenpolitik-Experte Peter Rough, dann sei das zentrale Ziel, das iranische Nuklearprogramm zu zerstören und nicht ein Regimewechsel in Iran.
Er sieht den spektakulären Erfolg der Anfangsphase der israelischen Offensive eher als eine Chance, die es auszunutzen gilt, als ein Risiko, das es einzudämmen gilt.
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Peter Rough, Politikanalyst Denkfabrik Hudson Institute
Für dieses Ziel habe Trump auch den Rückhalt seiner Wähler, die für eine amerikanische Unterstützung Israels seien, sagt Politikberater Rough im Gespräch mit ZDFheute.
Nach den Angriffen zwischen Iran und Israel setzt Europa auf Diplomatie und sucht das Gespräch mit Teheran. Korrespondent Andreas Kynast über Erwartungen an das Treffen in Genf.20.06.2025 | 2:39 min
Spaltung der Republikanischen Partei: Trump vor Dilemma
Für Politikwissenschaftlerin Claudia Hofmann von der American University in Washington steckt Trump allerdings in einem Dilemma.
Zwar wird er vom isolationistischen Flügel seiner Partei zur Zurückhaltung gedrängt, doch der Druck innerhalb der Republikanischen Partei und seiner Administration wächst, militärisch zu handeln, falls Iran nicht einlenkt.
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Claudia Hofmann, Politikwissenschaftlerin, American University Washington D.C.
Gegenüber ZDFheute beschreibt Hofmann die Republikanische Partei als "zutiefst gespalten". Es gebe einen Flügel, der sich klar an die Seite Israels stelle und sich für eine "militärische Rückendeckung" ausspreche. Der "America First"-Flügel dagegen zeige sich eher zurückhaltend bei internationalen Konflikten und wolle keinen weiteren Krieg im Nahen Osten finanzieren oder führen.
Außenminister Wadephul und seine Kollegen aus Frankreich und Großbritannien wollen den iranischen Außenminister in Genf treffen. ZDF-Korrespondent Andreas Kynast berichtet.20.06.2025 | 1:10 min
Trump bewege sich zwischen beiden Flügeln und werde ein direktes militärisches Eingreifen so lange wie möglich vermeiden.
Solange er sich auf operative Unterstützung, militärische Ausrüstung, Aufklärungsdaten sowie die Präsenz von Truppen und Diplomaten in der Region berufen kann, wird er genau diesen Spielraum nutzen.
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Claudia Hofmann, Politikwissenschaftlerin, American University Washington, DC
Wenn der Druck zu groß werde, sei ein gezielter, begrenzter Luftschlag das wahrscheinlichste Szenario, so Politikwissenschaftlerin Hofmann, und kein umfangreicher Einsatz von US-Streitkräften am Boden. "Zu groß ist die politische Fallhöhe für Trump, zu deutlich die Ablehnung eines neuen Nahost-Kriegs in der amerikanischen Öffentlichkeit."
Trump, Iran und die Bombe - Eskalation in Nahost? Darüber wird bei "maybrit illner" diskutiert.19.06.2025 | 65:19 min
Nato-Gipfel in den Niederlanden
Vom G7-Gipfel in Kanada reiste Trump frühzeitig ab, bevor der ukrainische Präsident als Gast angereist war. Offizielle Begründung: der Krieg zwischen Israel und Iran.
Noch ist geplant, dass Donald Trump zum Nato-Gipfel in der kommenden Woche in Den Haag anreist. Eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben liegt auf dem Tisch, welche Trump schon lange fordert. Spanien hat sie bereits im Vorfeld als "unvernünftig" und "kontraproduktiv" abgelehnt.
Wird sich in Den Haag zeigen, wie sich der US-Präsident entscheidet? Die Nato-Mitglieder sollten vorbereitet sein. Nicht nur der Krieg zwischen Israel und Iran, sondern auch die verstärkte Präsenz Amerikas im Indopazifik verschieben den Fokus der US-Außenpolitik in Trumps zweiter Amtszeit. Kein anderer Gast auf dem Nato-Gipfel wird sich die Anreise von Donald Trump wohl sehnlicher wünschen als Wolodymyr Selenskyj.
Beatrice Steineke ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington D.C..