Regierungskrise in Frankreich:Lecornu setzt auf Gespräche - ohne Neuwahlen
Trotz positiver Signale bleibt die Regierungsbildung in Frankreich vorerst in der Schwebe. Ex-Premier Lecornu setzt auf Gespräche mit den Parteien - ohne Neuwahlen.
Frankreichs scheidender Premier Lecornu sieht Fortschritte bei den Verhandlungen um einen Weg aus der Regierungskrise. Was das bedeutet, schätzt ZDF-Korrespondent Thomas Walde ein.
08.10.2025 | 1:15 minFrankreichs Ex-Premierminister Sébastien Lecornu hofft nach ersten Gesprächen mit Vertretern verschiedener Parteien auf eine Lösung der Regierungskrise ohne Neuwahlen. Lecornu wurde nach seinem Rücktritt am Montag - nach nur vier Wochen im Amt - von Präsident Emmanuel Macron beauftragt, weitere Gespräche zur Lösung der Regierungskrise anzustoßen.
Erste Ergebnisse gab er am Mittwochmorgen bekannt. Demnach sehe er bei den Parteien einen Willen, bis zum Jahresende im Parlament einen Haushalt zu verabschieden. Dieser Wille rücke "die Aussicht auf eine Auflösung des Parlaments in die Ferne".
Lecornu: Rentenreform "kein Totem" mehr
Aus Lecornus Kabinett heißt es laut ZDF-Korrespondent Thomas Walde, die umstrittene Rentenreform sei "kein Totem" mehr. Vor allem die Sozialisten seien gegenüber Lecornu "zur Zusammenarbeit bereit". Walde geht davon aus, dass das neuen politischen Verhandlungsspielraum eröffnen könnte.
Die Rentenreform ist eine zentrale Errungenschaft von Präsident Macron. Laut Walde ist sie ein Hindernis auf dem Weg zu einer Einigung mit den linken Parteien in Frankreich, die stets die Abschaffung der Reform gefordert haben. Die Reform sieht unter anderem die Erhöhung des Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahre vor und hat in den vergangenen Jahren für viel Protest gesorgt.
Als nächstes wolle Lecornu mit Vertretern linker Parteien deren Bedingungen für ein Mitwirken an der Haushaltsplanung erfahren. Lecornu habe bei seinem Statement am Morgen ausdrücklich die Notwendigkeit zu sparen bekräftigt, betont Walde.
Nach dem Rücktritt Lecornus wurden die Stimmen für eine Auflösung des Parlaments lauter.
06.10.2025 | 2:37 minWalde: "Lecornu ist optimistischer aufgetreten"
Die Annäherungen mit den Sozialisten in der Rentenfrage geben Lecornu ein wenig Aufwind. Der Ex-Premierminister "etwas optimistischer aufgetreten als in den vergangenen Tagen", beobachtet Walde in Paris.
Insgesamt habe sich Lecornu zuversichtlich gezeigt, dass er den vom Präsidenten gegebenen Auftrag, bis Mittwochabend Lösungsgespräche anzustoßen, gerecht werden kann.
Es ist offensichtlich, dass diese schwierige Zeit, diese Krise, auch eine Zeit der Verantwortung ist, in der ich hoffentlich eine Reihe von Lösungen finden werde, die ich heute Abend dem Staatschef vorstellen kann.
Sébastien Lecornu, Ex-Premierminister Frankreich
Mit dem Rücktritt des französischen Premierministers fordert die Opposition Neuwahlen und den Rücktritt Macrons. Thomas Walde ordnet ein, wie ernst die Lage ist.
06.10.2025 | 1:34 min"Von einem Ausweg zu sprechen wäre aber noch zu früh", schätzt Walde die Lage ein. Der Ausgang der politischen Krise ist weiterhin völlig offen.
Die politische Lage ist sehr dynamisch. Der Machtkampf läuft auf offener Bühne. Die Parteien ringen darum, wer den nächsten Premierminister stellen könnte.
Thomas Walde, ZDF-Korrespondent
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