Frankreich: Premierminister Bayrou kündigt Vertrauensfrage an

Haushaltsstreit in Frankreich:Premier Bayrou will Vertrauensfrage stellen

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Frankreichs Premier François Bayrou will sich im Streit über seine Sparpläne einer Vertrauensfrage stellen. Weite Teile des Parlaments kündigten an, gegen ihn stimmen zu wollen.

Der französische Premierminister François Bayrou während einer Pressekonferenz in Paris

Der Minderheitsregierung unter dem französischen Premierminister François Bayrou droht im kommenden Monat das Aus.

Quelle: AFP

Im Streit über die drastischen Sparpläne des französischen Premierministers François Bayrou soll es zu einer Vertrauensabstimmung im Parlament kommen. Bayrou kündigte an, sich am 8. September bei einer Sondersitzung der Vertrauensfrage stellen zu wollen. Darauf habe er sich mit Präsident Emmanuel Macron verständigt.

Frankreichs Premierminister Bayrou kündigt einen härteren Sparkurs an.

Rund 44 Milliarden Euro will Frankreich im kommenden Jahr einsparen, so Premierminister Bayrou. Betroffen ist das Sozialsystem, auch zwei Feiertage könnten wegfallen.

16.07.2025 | 0:25 min

"Wenn es eine Mehrheit gibt, ist die Regierung bestätigt", sagte der Mitte-Rechts-Politiker am Montag bei einer Pressekonferenz. Und weiter:

Wenn es keine Mehrheit gibt, stürzt die Regierung.

François Bayrou, Frankreichs Premier

Bayrou will sich und seiner Minderheitsregierung den Rückhalt der Nationalversammlung für seine Pläne sichern, im kommenden Jahr knapp 44 Milliarden Euro einzusparen.

Ein Soldat steht auf dem Trocadero vor dem Eiffelturm in Paris.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat eine massive Erhöhung des Wehretats angekündigt. Die Freiheit sei in Gefahr und hänge von aktuellen Entscheidungen ab.

14.07.2025 | 1:33 min

Opposition will gegen Bayrou stimmen

Mit seiner Ankündigung zum Ende der politischen Sommerpause tritt der Premier die Flucht nach vorne an. Angesichts der beabsichtigten Milliardeneinsparungen hatte die Linksfraktion bereits ein Misstrauensvotum gegen Bayrou und seine Regierung angekündigt.

Mehrere Oppositionsparteien kündigten umgehend an, gegen Bayrou stimmen zu wollen. Der Chef der rechtspopulistischen Partei Rassemblement National (RN), Jordan Bardella, schrieb auf der Plattform X, seine Partei werde "niemals" einer Regierung das Vertrauen aussprechen, "deren Entscheidungen die Franzosen leiden lassen". Auch die linkspopulistische Partei La France Insoumise (LFI), die Grünen und die Kommunisten erklärten, sie wollten die Regierung Bayrou zu Fall bringen.

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Zwischen den USA und Frankreich herrscht diplomatische Verstimmung. Frankreichs Außenministerium bestellt den US-Botschafter ein, spricht von unzulässiger Einmischung in innere Angelegenheiten.

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Bleiben alle Oppositionsparteien geschlossen bei ihrer Position, hätten sie zusammen 315 der 577 Stimmen in der Nationalversammlung und damit eine Mehrheit gegen die Regierung. Macron müsste dann bereits den siebten Regierungschef seiner zwei Amtszeiten ernennen.

Aufruf zu Generalstreik und Protesten

Bayrou will die öffentlichen Ausgaben mit Ausnahme der Verteidigung einschränken, Renten und Sozialleistungen einfrieren und zwei der insgesamt elf Feiertage abschaffen. Der Sparplan löste bei der Opposition und bei Gewerkschaften scharfe Kritik aus. In den vergangenen Wochen mehrten sich online Aufrufe, Frankreich am 10. September mit Streiks lahmzulegen.

ZDF Börse mit Frank Bethmann

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14.08.2025 | 1:13 min

Bayrou verteidigte seine Pläne am Montag. Die "Überschuldung" des französischen Staates sei eine "unmittelbare Gefahr" für Frankreich. Hunderte Milliarden an geliehenen Euro seien nicht für Investitionen genutzt worden, sondern für laufende Ausgaben, so der Premier.

Frankreichs Haushaltsdefizit über EU-Obergrenze

Anfang Juli hatte Bayrou noch ein von den Sozialisten beantragtes Misstrauensvotum überstanden, weil sich zwar das linke Lager, nicht aber das Rassemblement National (RN) hinter das Votum stellte.

Francois Bayrou im französischen Parlament.

Der französische Regierungschef Bayrou hat zwei Misstrauensvoten überstanden und damit auch den Haushalt 2025 durchgebracht. Die Regierung hat keine eigene Mehrheit im Parlament.

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Das Haushaltsdefizit Frankreichs lag im vergangenen Jahr bei 5,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts - fast doppelt so hoch wie die EU-Obergrenze von drei Prozent. Der öffentliche Schuldenstand ist auf 114 Prozent des Bruttoinlandsprodukts angestiegen. Damit ist Frankreich einer der Staaten im Euroraum mit der höchsten Schuldenquote.

Quelle: dpa, AFP, Reuters

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