Regierungskrise in Frankreich:Macron beauftragt Lecornu mit "letzten Verhandlungen"
Erst der Rücktritt, nun soll Frankreichs Premier Lecornu doch nochmal über eine Lösung in der Regierungskrise verhandeln. Damit hat ihn Präsident Macron am Montagabend beauftragt.
Der französische Premierminister Lecornu ist heute von seinem Amt zurückgetreten. Lecornu begründete seine Entscheidung mit mangelnder Kompromissbereitschaft der Parteien.
06.10.2025 | 1:34 minDer zurückgetretene französische Premierminister Sébastien Lecornu soll nun doch noch weiter nach einem Kompromiss suchen. Präsident Emmanuel Macron beauftragte Lecornu, bis Mittwochabend "letzte Verhandlungen zu führen, um eine Grundlage des Handelns und der Stabilität für das Land zu definieren", wie das Präsidialamt in Paris am Montagabend mitteilte.
Lecornu nimmt Auftrag von Macron an
"Auf Ersuchen des Präsidenten habe ich mich bereit erklärt, letzte Gespräche mit den politischen Kräften zu führen, um die Stabilität des Landes zu gewährleisten", schrieb Lecornu auf X.
Ich werde dem Staatschef am Mittwochabend mitteilen, ob dies möglich ist oder nicht, damit er alle notwendigen Schlussfolgerungen daraus ziehen kann.
Sébastien Lecornu, zurückgetretene französische Premierminister
Mit dem Rücktritt des französischen Premierministers Sebastian Lecornu fordert die Opposition Neuwahlen und den Rücktritt Macrons. Thomas Walde ordnet ein, wie ernst die Lage ist.
06.10.2025 | 1:34 minAus dem Umfeld des Präsidenten hieß es nach Angaben der Zeitung "Le Figaro", dass Macron "seine Verantwortung übernehmen" werde, wenn Lecornus "letzte Verhandlungen" scheitern. Einen Rücktritt hatte Macron zwar auch vor kurzem noch ausgeschlossen, allerdings könnte er das Parlament auflösen und Neuwahlen anberaumen.
Historikerin glaubt nicht an Rücktritt Macrons
Die französische Historikerin Hélène Miard-Delacroix, glaubt, dass ein Rücktritt des Präsidenten kaum vorhersehbar erscheine. Macron werde vermutlich alles andere versuchen.
Er würde vermutlich sogar jeden Unbekannten von der Straße zum Premierminister ernennen, ehe er zurücktritt. Denn damit würde er als gescheitert in die Geschichte eingehen.
Hélène Miard-Delacroix, französische Historikerin
Auch eine Parlamentsauflösung sei möglich, habe aber Risiken: Entweder würde sich bei Neuwahlen die Kräfteverteilung wiederholen - oder Wähler könnten extremere Parteien stärken.
Miard-Delacroix sorgt sich um eine Unregierbarkeit des Landes. Das liege daran, dass das Parlament derzeit aus drei großen Blöcken bestehe - in einem System, das eigentlich für ein bipolares Parteiensystem mit nur zwei Blöcken vorgesehen sei. Solange die Parteien nicht bereit seien, aufeinander zuzugehen und gemeinsam für das Wohl des Landes zu handeln, bleibe das Land blockiert.
Wir brauchen jetzt einen Haushalt, wir brauchen jetzt eine Regierung, die auch Ersparnisse zustande bringt, die sehr wichtige andere Themen in den unterschiedlichen Ministerien voranbringt, unter anderem in Europa und mit unseren deutschen Freunden.
Hélène Miard-Delacroix, französische Historikerin
Nur einen Monat nach seiner Ernennung ist Frankreichs Premierminister Lecornu zurückgetreten. Was das für Präsident Macron bedeutet – Analyse bei ZDFheute live.
06.10.2025 | 14:57 minLe Maire verzichtet auf Regierungsamt
Unterdessen erklärte der frisch ernannte Verteidigungsminister Bruno Le Maire, dass er auf sein Regierungsamt - das er noch nicht angetreten hatte - verzichte. Er habe Präsident Emmanuel Macron angeboten, sich unverzüglich aus der Regierung zurückzuziehen, und der Präsident habe seinen Vorschlag angenommen, schrieb Le Maire am Nachmittag auf X.
Ich hoffe, dass diese Entscheidung die Wiederaufnahme der Gespräche zur Bildung einer neuen Regierung ermöglicht, die Frankreich braucht.
Bruno Le Maire, Französischer Verteidigungsminister
Lecornu am Montagmorgen zurückgetreten
Der neue Premier Lecornu war am Morgen nach nur vier Wochen im Amt zurückgetreten, nachdem die konservativen Républicains mit einem Rückzug aus der Regierung gedroht hatten.
Der Chef der Konservativen, Bruno Retailleau, hatte am Sonntagabend empört auf die Ernennung von Le Maire reagiert, der dem Präsidentenlager angehört. Retailleau äußerte sich über die Rolle und das Gewicht der Konservativen in der neuen Regierung unzufrieden. Lecornu warf er laut Medienberichten vor, ihm die geplante Ernennung von Le Maire verschwiegen zu haben.
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