Frankreichs Kreditwürdigkeit herabgestuft - Folge der Krise

Steigende Schuldenlast:Ratingagentur stuft Kreditwürdigkeit Frankreichs ab

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Die Ratingagentur Fitch hat die Kreditwürdigkeit Frankreichs herabgestuft. Das schlechtere Bonitätszeugnis dürfte die Krise im Land weiter verschärfen.

Französische Flagge weht vor dem Elysee-Palast

Fitch begründete den Schritt mit der steigenden Schuldenlast und der politischen Krise im Land.

Quelle: dpa

Die Ratingagentur Fitch hat die Kreditwürdigkeit Frankreichs herabgestuft. Die am Freitag aktualisierte Bewertung der Bonität des französischen Staats liegt nun bei A+ mit stabilem Ausblick. Damit dürfte es für Frankreich etwas teurer werden, sich auf dem Kapitalmarkt Geld über Staatsanleihen zu besorgen.

Fitch begründete die Herabstufung mit der politischen Instabilität im Land und insbesondere der Schwierigkeit, einen Haushalt aufzustellen - was wiederum den Bemühungen entgegenlaufe, die hohe Staatsverschuldung in den Griff zu bekommen.

Fitch verweist auf "wachsende Polarisierung" der Innenpolitik

Die in den USA ansässige Agentur verwies insbesondere auf den jüngsten Rücktritt von Premierminister François Bayrou nach einer gescheiterten Vertrauensfrage und auf die "wachsende Polarisierung" der französischen Innenpolitik.

Frankreichs Premierminister Francois Bayrou spricht mit Frankreichs Innenminister Bruno Retailleau (links) nach dem Ergebnis einer Vertrauensabstimmung über den Sparhaushalt der Regierung in der Nationalversammlung in Paris am 8. September 2025.

Frankreichs politische Krise geht in eine neue Runde: Premierminister Bayrou hat die selbst gestellte Vertrauensfrage verloren. Anlass war der Streit um Sparmaßnahmen im Haushalt.

08.09.2025 | 2:24 min

Angesichts dieser Entwicklungen ist es nach Einschätzung von Fitch unwahrscheinlich, dass das Haushaltsdefizit bis 2029 wie von der Regierung angestrebt unter drei Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung gesenkt wird.

Die bisherige Einstufung lag bei AA-, also sehr gut bis gut. Der Regierungssturz am Montag hatte bereits für Unruhe auf den Finanzmärkten gesorgt. Der Zinssatz, den der französische Staat Käufern von zehnjährigen Anleihen zahlen muss, war anschließend erstmals seit Jahren auf das Niveau Italiens gestiegen, auf etwa 3,5 Prozent.

In Nantes protestieren Menschen. Im Vordergrund sind mehrere mit Graffitis versehene Mülleimer.

Unter dem Motto "Lasst uns alles blockieren" wird in Frankreich gegen die Regierung und geplante Sparmaßnahmen protestiert.

10.09.2025 | 1:23 min

Finanzlage: Frankreich zählt zu Europas Schlusslichtern

Frankreichs Finanzlage ist seit langem so schlecht, dass das Land mittlerweile zu den Schlusslichtern Europas zählt. Beim Schuldenstand lag Frankreich im vergangenen Jahr europaweit an dritter Stelle hinter Griechenland und Italien. Knapp 114 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) machten die Schulden 2024 aus. Das Defizit betrug im vergangenen Jahr 5,8 Prozent des BIP.

Frankreichs neuer Premierminister Sébastien Lecornu bemüht sich derzeit um einen Kompromiss unter den verschiedenen politischen Lagern, um einen Sparhaushalt für 2026 durch die Nationalversammlung zu bringen.

Sein Vorgänger Bayrou hatte 44 Milliarden Euro einsparen sollen, war mit seinen Plänen aber auf heftigen Widerstand gestoßen. Insbesondere der Vorschlag, zwei Feiertage zu streichen, hatte Unmut der Bevölkerung ausgelöst.

Der französischen Verteidigungsminister Sebastien Lecornu bei seiner Ankunft im Elysee-Palast in Paris.

In Frankreich hat Präsident Emmanuel Macron Sébastien Lecornu als neuen Premierminister ernannt. Zentrale Aufgabe wird es sein, einen Haushalt durch das Parlament zu bringen.

10.09.2025 | 0:21 min

Lecornu muss Haushalt durchbekommen

Es wird damit gerechnet, dass Lecornu Zugeständnisse an die links-grüne Opposition machen muss, um seinen Haushalt durch das Parlament zu bekommen. Dafür ist er auf die Stimmen der Sozialisten angewiesen, die einen Gegenentwurf vorgelegt hatten.

Sie drängen insbesondere darauf, große Unternehmen und Superreiche stärker zur Kasse zu bitten. Dies steht im Widerspruch zur bisherigen wirtschaftsfreundlichen Politik von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.

Quelle: AFP, Reuters

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