Handelsgespräche beendet: Darum regt sich Trump über Kanada auf

Faktencheck

Handelsgespräche plötzlich abgebrochen:Fake-Video-Vorwurf: Darum regt sich Trump über Kanada auf

Oliver Klein

von Oliver Klein

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Trump bricht die Handelsgespräche der USA mit Kanada ab - und nennt als Grund ein angebliches Fake-Video mit Ronald Reagan zu Zöllen, das Kanada verbreitet hatte. Was ist dran?

 US-Präsident Donald Trump (l) empfängt den kanadischen Premierminister Mark Carney vor ihrem Treffen im Weißen Haus.

Die USA haben ihre Handelsgespräche mit Kanada abgebrochen. Als Grund warf Präsident Trump Kanada vor, in einer Kampagne gegen Zölle den Ex-Präsidenten Reagan falsch zitiert zu haben.

24.10.2025 | 0:23 min

US-Präsident Donald Trump ist ganz offensichtlich sauer. "Die Ronald-Reagan-Stiftung hat soeben bekanntgegeben, dass Kanada betrügerisch ein gefälschtes Werbevideo verwendet hat, in dem Ronald Reagan sich negativ über Zölle äußert", postet er am frühen Morgen auf seinem Account bei Truth Social. "Aufgrund dieses ungeheuerlichen Verhaltens werden ALLE HANDELSVERHANDLUNGEN MIT KANADA HIERMIT BEENDET", schreibt Trump in Großbuchstaben.

Ein überraschender Schritt: Kanada verhandelt seit Monaten mit den USA über Zölle, vor allem für die Stahl-, Auto- und Aluminiumbranche. Erst vor zweieinhalb Wochen hatte Trump den kanadischen Premierminister Mark Carney im Weißen Haus empfangen. Dort hatte der Republikaner freundliche Worte gegenüber Carney geäußert: Man wolle Vereinbarungen treffen, die für beide Länder gut seien. Was genau hat Trumps Sinneswandel ausgelöst?

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Premierminister Ontarios postet Clip, der sich an USA richtet

Der Grund für Trumps Ärger ist offenbar ein Video, das von der kanadischen Provinz Ontario veröffentlicht wurde. Der Premierminister Ontarios, Doug Ford, hatte es in der vergangenen Woche in Sozialen Medien gepostet, unter anderem bei X:

Ontarios Anti-Zoll-Clip bei X

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Das Video richtet sich direkt an US-Amerikaner. Untermalt von ruhiger Musik sind Bilder von US-Landschaften und hart arbeitenden Menschen zu sehen. Zu hören ist die Stimme des früheren US-Präsidenten Ronald Reagan - er spricht sich grundsätzlich gegen hohe Zölle aus. Diese würden sich zwar patriotisch anhören und manchmal kurzfristig auch zum gewünschten Ziel führen, amerikanische Produkte und Jobs zu schützen. Auf lange Sicht seien sie aber immer schädlich für die Beschäftigten und Konsumenten, erklärt Reagan.

Ontario teilte inzwischen mit, die Ausstrahlung des Werbeclips auszusetzen:

Reagan warnt eindringlich vor hohen Zöllen

"Hohe Zölle führen unweigerlich zu Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder und lösen erbitterte Handelskriege aus", hört man den früheren Präsidenten sagen. "Dann passiert das Schlimmste: Märkte schrumpfen und brechen zusammen, Unternehmen und Industrien schließen, und Millionen Menschen verlieren ihre Arbeitsplätze." Der Clip endet mit der dramatischen Warnung:

Amerikas Arbeitsplätze und Wachstum stehen auf dem Spiel.

Ronald Reagan über die Auswirkungen hoher Zölle

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Sind die Aussagen Reagans echt?

Jeden dieser Sätze hat Ronald Reagan genau so gesagt - die Ausschnitte stammen aus einer Radioansprache Reagans aus dem Jahr 1987. Allerdings: Die Aussagen in dem Clip aus Ontario wurden gekürzt und die Reihenfolge teilweise verändert. Und eine wichtige Information fehlt - nämlich der Grund für Reagans Ansprache: Damals stand ein Staatsbesuch mit dem japanischen Premierminister an. Und Reagan erklärte, dass die USA nun Zölle auf japanische Halbleiter verhängen, weil Japan ein Handelsabkommen verletzt habe. Diese Maßnahme sei allerdings nicht der Beginn eines Handelskriegs, sondern eine gezielte Reaktion auf unfaire Praktiken, so Reagan.

Die Ronald-Reagan-Stiftung, einst gegründet von Reagan selbst, erklärte auf ihrem X-Account, die Regierung von Ontario hatte keine Erlaubnis, die Äußerungen zu nutzen. Zudem werde die Präsidentenansprache in dem Werbeclip "falsch dargestellt" - was wohl der Grund dafür war, dass Trump von einem "Fake" sprach.

Fazit: Reagans Grundaussage des Videos wurde gekürzt, aber nicht verfälscht: Er zeigte sich in seiner Ansprache als klarer Befürworter des freien Handels, Zölle sah er eher als notwendiges Übel, nicht als wirtschaftspolitisches Instrument. Damit unterscheidet sich Reagans Wirtschaftspolitik grundlegend von der Trumps, der Zölle im großen Stil als Druckmittel einsetzt.

Quelle: mit Material von dpa

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