Investitionsboom in den USA: Ist das der Trump-Effekt?

Stellantis, Hyundai, Roche & Co.:Investitionsboom in den USA: Ist das der Trump-Effekt?

Klaus Weber

von Klaus Weber

|

Viele Unternehmen bauen Kapazitäten in den USA auf, um hohe Zölle zu umgehen. Die US-Regierung spricht sogar von einem Investitionsboom. Stimmt das?

Ein Fließband in einer Produktionshalle

Mehr Firmen wollen in den USA produzieren. (Symbolbild)

Quelle: dpa

Es war eine Meldung, die aufhorchen ließ: Stellantis, der Autokonzern, zu dem auch Opel gehört, will in den kommenden vier Jahren 13 Milliarden Dollar in den USA investieren. Umgerechnet sind das 11,2 Milliarden Euro. Eine stolze Summe.

Man wolle seine Präsenz in Nordamerika ausbauen, heißt es vom Konzern. Sprich: Das Geld wird in neue Werke gesteckt. Mehr als 5.000 neue Arbeitsplätze sollen in den kommenden Jahren in den Werken von Illinois, Ohio, Michigan und Indiana entstehen.

Donald Trump sitzt in der Achterbahn

Das US-Zoll-Chaos schürt Unsicherheit. Gift für die Weltwirtschaft. Was steckt hinter Trumps wilder Wirtschaftspolitik? Und wer könnte davon profitieren?

16.05.2025 | 14:02 min

Invest in den USA, Kurzarbeit in Europa

Es scheint, als hätte der Konzern die Entscheidung für die USA und gegen Europa getroffen. Denn gleichzeitig wird in vielen europäischen Werken Kurzarbeit angemeldet.

Jetzt könnte man Stellantis für einen Sonderfall halten, denn der Autobauer hat mit der Marke Chrysler auch amerikanische Wurzeln und das US-Geschäft läuft schwach. Dort musste einfach etwas getan werden.

Aber: Stellantis ist kein Einzelfall. Die Schweizer Pharmakonzerne Roche und Novartis etwa wollen zusammen in den kommenden Jahren über 70 Milliarden US-Dollar investieren. Hyundai will 21 Milliarden ausgeben. Der taiwanesische Chiphersteller TSMC gar 100 Milliarden Dollar.

Ein Volkswagen Logo

VW meldet deutlich weniger Gewinn, unter anderem wegen der US-Zölle. Der Konzern plant direkte Verhandlungen mit den USA und neue Investitionen.

25.07.2025 | 1:43 min

Kompensation von Zusatzkosten durch US-Zölle

Die Rede ist in vielen Fällen von einer Charme-Offensive gegenüber dem US-Präsidenten. Es scheint so, als ob dessen Wette, durch hohe Zölle Produktionsstätten in die USA zu holen, tatsächlich aufgeht.

Samina Sultan, Außenhandelsexpertin beim Institut der deutschen Wirtschaft glaubt auch, dass "andere Unternehmen es sich überlegen müssen, wie sie mit den zusätzlichen Kosten durch die Zölle umgehen." Aus ihrer Sicht dürften das aber "sehr individuelle Entscheidungen" sein.

Das Bosch-Logo am Firmensitz in Gerlingen, Deutschland, 25. September 2025.

Die Krise der Wirtschaft zeigt sich auch bei Bosch. Der Konzern will bundesweit bis zu 13.000 Arbeitsplätze streichen. Gründe: schlechte wirtschaftliche Bedingungen, zu hohe Kosten.

05.10.2025 | 3:56 min

In der Tendenz werden es sich eher sehr große Unternehmen, die ohnehin schon ein großes US-Geschäft haben, momentan leisten können, ihre Investitionen in den USA signifikant auszubauen.

Samina Sultan, Institut der deutschen Wirtschaft

Investitionen teils schon vor Trump-Regierung geplant

Aber einen Investitionsboom, wie ihn die amerikanische Regierung in der ihr eigenen unbescheidenen Art verkündet, kann sie nicht sehen. "Ein Teil der Investitionen war auch schon vor Trump geplant", gibt Sultan zu bedenken. "Und bei der ein oder anderen Investitionsankündigung wird man auch noch abwarten müssen, wie viel davon dann wirklich umgesetzt wird."

"Denn große Zahlen in den Raum zu stellen", so Sultan weiter, "klingt erstmal toll - vor allem in Trumps Ohren - aber wie viel Substanz die Ankündigungen dann wirklich haben, wird sich in den nächsten Jahren zeigen."

Auf der Collage sieht man links eine Probe in einem Labor, in der Mitte einen Arbeiter im Stahlwerk und rechts sind mehrere Elektro-Autos zu sehen.

Mehr als 30 Unternehmen haben mit Kanzler Merz über neue Investitionen gesprochen. Ist der Wirtschaftsstandort Deutschland wieder im Kommen?

21.07.2025 | 32:05 min

Investitionen in der EU könnten sinken

Auch Rolf J. Langhammer, Handelsexperte beim Kieler Institut für Weltwirtschaft, hält es noch für zu früh, von einem Trump-Effekt zu reden, denn: "Unternehmen werden ihre Investitionsstrategien nicht alleine an den Zöllen festmachen, sondern daran, ob der amerikanische Markt als Export- oder Beschaffungsmarkt mittelfristig für sie interessant bleibt."

Einen unausweichbaren Zwang gibt es nicht. Zölle können sich rasch auch nach unten ändern.

Rolf J. Langhammer, Kieler Institut für Weltwirtschaft

Das Maß an Unsicherheit ist also hoch, was der schlimmste "Bremsfaktor" bei Investitionsentscheidungen von Unternehmen sei. Unabhängig von Trumps Zöllen, glaubt Langhammer allerdings, dass die EU bei Investitionen gegenüber anderen Ländern künftig den Kürzeren ziehen wird.

ZDF Börse mit Frank Bethmann

In Europa gibt es nur wenig Wachstum. Lediglich Spanien und Frankreich würden "die europäische Wachstumsfahne hochhalten", so ZDF-Börsen-Experte Frank Bethmann.

14.08.2025 | 1:13 min

"Wegen der strukturell niedrigeren Wachstumsraten im EU-Raum gegenüber den USA und vor allem den Schwellenländern", so Langhammer, "werden Auslandsinvestitionen gegenüber Investitionen im EU-Raum immer mehr in den Vordergrund rücken." Eine beunruhigende Diagnose, in erster Linie aufgrund demografischer Entwicklungen, die nach einem viel größeren Problem als Trumps Zollpolitik klingt.

Klaus Weber ist Redakteur im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.

Politik | auslandsjournal
:der Podcast: Der Trump Effekt

Trumps Politik ist unberechenbar, chaotisch und disruptiv. Doch was davon ist Getöse? Und was sind Fakten? Alles Wissenswerte im auslandsjournal Podcast.
Donald Trump als Schatten vor Weltkugel mit ausgefranster USA-Flagge, dahinter dunkle Wolken. Im Vordergrund Schriftzug: Der Trump Effekt, auslandsjournal - der Podcast
Themen

Mehr über Invest und Wirtschaft

  1. Mathias Middelberg von der CDU im Interview

    Nachrichten | ZDF-Mittagsmagazin:Investitionsbooster soll Wirtschaft entlasten

    4:54 min

  2. Der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am FLughafen, vor seinem Flug nach Kenia.

    Wirtschaftsgipfel in Kenia:Verschläft Deutschland Afrikas Wachstum?

    Susann von Lojewski, Nairobi
    mit Video

  3. Ein Arbeiter ist auf einer Baustelle beschäftigt.

    Reiche stellt Wachstumsprognose vor:Regierung rechnet 2026 mit mehr Wachstum

    mit Video

  4. Man erkennt ein Werbebild mit dem Slogan "See you at Bits & Pretzels".

    Nachrichten | heute:Mittelstand im Wandel durch KI

    von Elisa Miebach
    1:30 min