Robotik in der Raumfahrt:Nachhaltigere Missionen dank "Lego im Weltall"?
von David Römhild
Bremer Forschende haben Robotertechnik aus dem Baukasten entwickelt, um Einsätze im Weltall flexibler und nachhaltiger zu machen. Das System soll einen Paradigmenwechsel markieren.
Forschende haben ein modulares Baukastensystem entwickelt, das Roboter nicht nur bei Einsätzen im Weltall flexibler machen soll. Kann die Technik die Robotik revolutionieren?
29.12.2025 | 2:51 minDie Vielzahl der unterschiedlichen Roboter in der Halle mit der künstlichen Kraterlandschaft macht es deutlich: Noch werden die komplexen Systeme auf ihre jeweilige Mission zugeschnitten entwickelt. Wiebke Brinkmann will das am Robotics Innovation Center des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Bremen ändern. Die Wissenschaftlerin und ihr Team haben dafür ein Baukasten-System aus Modul-Würfeln entwickelt.
Man kann sich das vorstellen wie ein Lego-Teil. Bei Lego kann man ja auch […] Bausteine, kleine Motoren, verschiedene Sachen, miteinander kombinieren.
Wiebke Brinkmann, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI)
Das Ziel: Brinkmanns Roboter soll flexibler sein und die Arbeit im schwer zugänglichen Weltraum revolutionieren.
Die Esa-Astronauten Maurer und Gerst berichten von der starken Faszination, die der Mond noch immer auf Astronauten ausübe.
27.11.2025 | 5:34 minRoboter: "Plug and Play"-Prinzip für Einsatz im All
Im Praxistest sieht es so aus: Der Rover erkundet eine mehr als 500 Quadratmeter große Halle und erstellt eine Karte seiner Umgebung. Das System fährt selbstständig zur Basisstation und besorgt sich - stark vereinfacht gesagt - das Modul, das es gerade braucht. Etwa den Baustein mit einem Gassensor, der die Luftqualität misst. Das Baukastenprinzip aus Bremen könnte künftig manche Mission retten, ist Brinkmann überzeugt. Denn bisher sei das Problem:
Auf dem Mond oder Mars oder sonst wo, das sind dann immer sehr hochkomplexe Robotersysteme. Und wenn die mal kaputt gehen, dann ist meistens die Mission gescheitert.
Wiebke Brinkmann, Projektleiterin DFKI Bremen
Innovative Technik mit nachhaltigem Nebeneffekt?
Tausende Tonnen Weltraum-Schrott umkreisen die Erde. Der Einsatz modularer Systeme könnte auch weniger Müll im Orbit bedeuten, zum Beispiel bei Satelliten, sagt Daniel Kühn vom DFKI.
Wenn die Satelliten jetzt zehn Jahre im All sind […] und dann habe ich aber einen ganz tollen neuen Sensor, eine neue Kamera, eine neue Linse, die ich jetzt gerne einsetzen möchte, dann brauche ich nicht das gesamte Paket nochmal neu entwickeln.
Daniel Kühn, Forschungsbereichsmanager DFKI Bremen
Die Module einfach auszutauschen, könne nicht nur Ressourcen, sondern auch Zeit und Geld sparen, sagt Kühn.
Rasend schnell und unkontrolliert: Millionen von Schrottteilen kreisen im Orbit. Kollisionen sind nahezu unvermeidlich. Das birgt Gefahren - im Weltraum und auch auf der Erde.
12.02.2024 | 43:50 minRoboter soll Erdbeer-Ernte teilautomatisieren
Dass diese Entwicklung auch auf der Erde Früchte tragen könnte, beweist ein weiterer Roboter in der Halle. Mit dem Fingerspitzengefühl eines menschlichen Erntehelfers, aber ohne je müde zu werden, soll er Erdbeeren pflücken können.
Künstliche Intelligenz stellt die Arbeitswelt auf den Kopf. Experten schätzen, dass rund 800.000 Jobs wegfallen könnten, jedoch auch ähnlich viele neue entstehen.
28.11.2025 | 1:18 minEin KI-basierter Algorithmus zur Erkennung der Erdbeeren und Unterscheidung der Reifegrade entscheidet dabei, welche er nimmt. Auch den Ernte-Roboter soll das Prinzip der Modularität flexibel machen. Sein Präzisions-Sauger-Arm soll einfach austauschbar sein.
Wir glauben, das ist ein wichtiger Schlüssel dafür, um eben die Robotik auch in die Breite, in die Anwendungsfelder auf der Erde zu bringen.
Malte Wirkus, DFKI Bremen
Die Idee: Landwirte könnten künftig, ganz ohne Robotik-Schulung, das System je nach Bedarf einfach umrüsten. Und es zum Beispiel statt für die Ernte zum Ausbringen von Saat oder Dünger nutzen.
Das Baukasten-System soll nun schrittweise weiterentwickelt werden. Die Bremer Forschenden hoffen darauf, dass die Raumfahrtindustrie ihre Idee übernimmt.
David Römhild ist Redakteur im ZDF-Studio Bremen.
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