Zwischen Kooperation und Konkurrenz:Wie Europas Raumfahrt von den USA unabhängiger werden kann
von Paul Manger
Auf der Raumfahrtmesse Space Tech Expo Europe in Bremen wird eines klar: Europas Raumfahrt wappnet sich. Nicht nur mit, sondern auch gegen die Konkurrenz aus Übersee.
In Bremen fand Europas größte Raumfahrtmesse "Space Tech Expo" statt. Aussteller präsentierten neueste Technologien und Innovationen.
18.11.2025 | 1:41 minAlle sind sie vertreten auf der Raumfahrtmesse "Space Tech Expo Europe" in Bremen: vom Großkonzern bis zum kleinen Start-Up. Die einen bauen Raketen, die anderen Satelliten, aber eine Sache haben alle gemeinsam: Sie wollen in den Weltraum.
Mehr Marktmacht in der Raumfahrt durch Fusion?
Doch dem Geschäft im Weltall mangelt es nicht an Konkurrenz. Drei der größten europäischen Player planen deshalb den Zusammenschluss ihrer Satellitenprogramme. Die Luft- und Raumfahrtunternehmen Airbus, Thales und Leonardo wollen so konkurrenzfähig bleiben.
Dies sei wichtig, gerade im Hinblick auf die zunehmende Konkurrenz aus China und den USA. Man müsse die Kräfte bündeln, so Ralf Zimmermann, Head of Space Exploration bei Airbus gegenüber ZDFheute. "Weil wir als Spieler in der weltumspannenden Raumfahrtindustrie in Europa noch ein wenig zu klein aufgestellt sind", erklärt Zimmermann.
Mit ihren Partnern hat die Europäische Weltraumorganisation ESA den neuen Satelliten "Sentinel-6B" ins All geschickt. Er soll den immer schneller steigenden Meeresspiegel auf der Erde beobachten.
17.11.2025 | 1:32 minFusion der Großen - Gefahr für kleinere Space-Unternehmen?
Diesem Zusammenschluss stehen nicht alle positiv gegenüber, wie beispielsweise der Satellitenbauer OHB aus Bremen. Das Raumfahrt- und Technologieunternehmen mischt mittlerweile auch mit den großen Playern Europas mit. Gleichzeitig gibt es dort aber Befürchtungen, dass dies bald nicht mehr so sein könnte: Denn wenn sich alle großen Player zusammenschlössen, gäbe es monopolartige Strukturen und marktbeherrschende Verhältnisse, erläutert OHB-Geschäftsführer Marco Fuchs. Seine Einschätzung zur Fusion:
Das Projekt wird die europäische Raumfahrtlandschaft verändern.
Marco Fuchs, CEO Raumfahrt- und Technologiekonzern OHB
Wettbewerb sei immer gut. Doch es müsse nicht immer ein Fusionsmodell sein; man könne in Europa auch kooperieren über Firmengrenzen hinweg, so Fuchs weiter. "Ich glaube schon, dass OHB ein Beispiel dafür ist, dass es auch national starke Player geben kann, die miteinander zusammenarbeiten."
Satelliten made in Europe: Konkurrenz für SpaceX?
Die drei großen Konzerne lassen sich von der Kritik an ihrem Fusionsvorhaben nicht beirren. Airbus, Thales und Leonardo haben bereits eine Grundsatzvereinbarung unterschrieben.
Airbus, Leonardo und Thales bündeln ihre Raumfahrtgeschäfte. Ziel: Mehr Autonomie im All und mehr Unabhängigkeit von den USA, berichtet Sina Mainitz von der Frankfurter Börse.
23.10.2025 | 1:37 minSie wollen Mitte 2027 den gemeinsamen Betrieb aufnehmen und dann eine "echte" Konkurrenz zu Elon Musks SpaceX bilden. Der Fokus der drei Konzerne soll auf Satelliten für Telekommunikation, Navigation, Erdbeobachtung, aber auch nationaler Sicherheit liegen.
Deutsche Beteiligung an Nasa-Mondmission
Wie ein europäischer Global-Player funktionieren kann, zeigt das Beispiel Airbus. Das Unternehmen ist mittlerweile der drittgrößte Luft- und Raumfahrtkonzern der Welt, mit vielen Arbeitsplätzen in Deutschland.
In Bremen baut Airbus bereits heute unter anderem eine entscheidende Komponente für die Mondmission "Artemis" der Nasa; eine Kooperation also mit den USA.
ESA und Nasa wollten gemeinsam Astronauten zum Mond zu bringen mit den Artemis-Missionen. Doch US-Präsident Trump will Gelder kürzen. Den Raumfahrtstandort Bremen träfe das hart.
13.06.2025 | 2:42 minSpagat zwischen Konkurrenz und Kooperation mit USA
Dieser Spagat zwischen Europa und den USA als Konkurrenz und Partner, belebe das Geschäft, sagt Chiara Manfletti. Sie forscht an der TU München zu Raumfahrt.
Das ist so wie bei einer Beziehung zwischen Geschwistern.
Chiara Manfletti, Professorin für Raumfahrt TU München
Es gäbe beides: Wettbewerb und Kooperation. Beide Aspekte seien wichtig, am wichtigsten aber, dass Europa sich zu einem Partner auf gleicher Augenhöhe entwickelt, so Manfletti.
Europas Raumfahrt: unklare Zielsetzung, zuviel Bürokratie
Aktuell investiert Europa rund 15 Euro pro Kopf in die Raumfahrt. Amerika liegt bei knapp 220 Euro. Dieser Unterschied erscheint drastisch, es gehe aber nicht nur ums Geld, argumentiert die Wissenschaftlerin. Europa bräuchte vor allem eine klare Zielsetzung und weniger Bürokratie.
Europa will im Weltall unabhängiger von den USA und SpaceX werden. Wie kann das gelingen? Astronaut Maurer und ESA-Direktor Aschbacher bei ZDFheute live.
01.04.2025 | 20:06 minAn ein solches formuliertes Ziel wagt sich die ESA, die Europäische Weltraumorganisation: Sie möchte bis 2040 den Mond besser verstehen und wissenschaftlich erforschen, ganz unabhängig von der Weltraumbehörde in Übersee. Dieses Ziel bestätigt auch Daniel Neuenschwander, Leiter Human and Robotic Expolration bei der ESA.
Wir haben einen 15-Jahres-Plan.
Daniel Neuenschwander, Leiter Human and Robotic Expolration ESA
Raumfahrtexpertin: mehr Mut zu Risiko nötig
ESA-Astronaut Alexander Gerst glaubt ebenfalls an ein solches Ziel. Europa brauche nur das Selbstbewusstsein, ambitionierte Entscheidungen zu treffen. "Wir wissen, dass Raumfahrt in der Mitte der modernen Gesellschaft angekommen ist", so Gerst.
Berliner Start-ups stehen in den Startrampen. Sie wollen dabei sein, wenn die deutsche Raumfahrt neue Geschäftsmodelle eröffnet. Beim Weltraum-Kongress in Berlin treffen sich alle, die mitmischen wollen.
25.09.2025 | 1:31 minDiese Argumente treffen auf Gegenliebe in der Wissenschaft. Wir hätten Spitzentechnologie, stellt Chiara Manfletti klar, nur:
Wir sind weniger risikobereit in Europa.
Chiara Manfletti, Professorin für Raumfahrt TU München
Die Raumfahrt müsse noch als Kernkompetenz anerkannt werden, so Manfletti. Dafür könnten die ersten Schritte bereits kommende Woche bei der ESA-Ministerratskonferenz in Bremen fallen.
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