Zahlreiche Tiere getötet:Weihnachtsgans und Co.: Wie die Vogelgrippe um sich greift
von Valerie Albert
Die Vogelgrippe zieht durch Europa, viele Tiere wurden in Deutschland bereits getötet - auch für Gänsehalter ein großes Problem. Was gefährlich ist die Situation?
Die Vogelgrippe trifft Geflügelbetriebe in ganz Deutschland - besonders viele in Niedersachsen. "Wir haben es noch nie so schnell und so rasant erlebt", warnt die dortige Geflügelwirtschaft.
07.12.2025 | 1:53 minDie Gans ist das beliebteste Essen zu Weihnachten. Doch sie könnte in diesem Jahr bei vielen Feiertagsfesten auf der Speisekarte fehlen. Der Grund: die grassierende Vogelgrippe. Vor ihr zittert auch Christoph Meyer, der als Gänsehalter auf den Umsatz in der Weihnachtszeit setzt.
Würde jetzt die Vogelgrippe in seinem Betrieb ausbrechen, wäre das eine starke finanzielle Belastung für ihn, erklärt Meyer. Seine Tiere leben in Niedersachsen in Freilandhaltung. Weihnachtsgänse haben einen kurzen Verkaufszeitraum, der sich ausgerechnet mit der Vogelgrippe-Saison deckt.
Geflügelwirtschaft: Vogelgrippe-Ausbruch Gefahr für den Jahresumsatz
Bei einem Ausbruch in dieser Zeit könne direkt der gesamte Jahresumsatz in Gefahr sein, erläutert Friedrich-Otto Ripke, Vorsitzender des Landesverbands Niedersächsische Geflügelwirtschaft.
Besonders betroffen sind die Gänsehalter. Die erzeugen ein Jahr Gänse, um sie zum Martinstag oder zu Weihnachten verkaufen zu können.
Friedrich-Otto Ripke, Vorsitzender Landesverband Niedersächsische Geflügelwirtschaft
Muss ein Tierbestand aus Seuchenschutzgründen getötet werden, bekommt der Landwirt oft nur eine Entschädigung von der Tierseuchenkasse. Die Höhe dieser Entschädigung richtet sich nach Art und Alter des Tieres. Oftmals kann sie den Verlust nicht auffangen. Zudem werden Folgekosten, etwa wie ein Verdienstausfall durch längere Quarantänezeit, durch die Entschädigung nicht abgedeckt.
Die Geflügelpest hält Deutschland weiter in Atem: Über 500.000 Tiere mussten bereits getötet werden. Ein Ende der Viruswelle ist laut Experten nicht in Sicht. Besonders stark betroffen: Mecklenburg-Vorpommern.
04.11.2025 | 6:02 minGans als beliebtes Gericht der Deutschen
Die Deutschen essen mehr Gänse, als heimische Züchter halten können - daher ist Deutschland auf Importe angewiesen. Von allen in Europa gehaltenen Gänsen landen fast drei Viertel auf deutschen Tellern. Die heimische Produktion macht dagegen nur 17 Prozent der europäischen aus.
Importiert werde meist aus Polen und Ungarn, erklärt Geflügelhändler Henner Schönecke im Gespräch mit ZDFheute. Doch dort habe die Vogelgrippesaison vergangenes Jahr Spuren hinterlassen.
Die haben letztes Jahr massiv Vogelgrippe gehabt und dementsprechend deutlich weniger Küken und Gänsefleisch.
Henner Schönecke, Geflügelwirt
Da auch die Nachfrage nach Küken zur Mast weiterhin besteht, wird deren Beschaffung teurer, ebenso wie die Gänse selbst. Ein Preisanstieg von bis zu 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ist möglich.
1,5 Millionen Tiere sind bereits verendet oder gekeult. Niedersachsen kämpft mit den Folgen. Auf einem Biogeflügelhof in Stuhr zeigt sich, wie stark die Lage die Betriebe belastet.
15.11.2025 | 1:38 minVogelgrippe deutschlandweit verbreitet
Die Geflügelpest ist bereits seit 2021 ein dauerhaftes Problem für die deutsche Geflügelzucht. In einheimischen Wildvögeln sind die dafür verantwortlichen Viren weit verbreitet. Über Ausscheidungen infizierter Tiere können sie das ganze Jahr in Ställe gelangen. Das Virus sei endemisch, erklärt die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte.
Niedersachsen ist das Bundesland mit den meisten Tieren in Geflügelmastbetrieben. Moorige Böden und Wasserwiesen bieten in Teilen Niedersachsens ideale Bedingungen für Wildvögel. Dort scharen sich Wildtiere und verbreiten die Viren bei Abflug überregional.
Wird bei einem Tier die Vogelgrippe nachgewiesen, werden im Umkreis von einem Kilometer alle gehaltenen Vögel getötet.
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Massentierhaltung als Problem?
Für die Verbreitung der Vogelgrippe spielen laut BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz) Betriebe mit Massentierhaltung eine entscheidende Rolle. So könnten sich Wildvögel an tierischen Abfällen oder verseuchtem Material anstecken. Es reicht nach BUND-Angaben eine Abluftanlage, die Federteile in der Luft verteilt, um die Viren zu verbreiten.
Seit Jahren hält der 81-Jährige Ludwig Smidt Gänse und Hühner. Aufgrund einer Beschwerde soll er diese nun loswerden, doch die Mehrheit seiner Nachbarn steht hinter ihm und startet eine Petition.
25.08.2025 | 2:01 minDer Landesgeflügelverband Niedersachsen widerspricht: Eine sogenannte Sekundärinfektion von Stall zu Stall mittels Übertragung durch Wildvögel könne man nicht feststellen, so der Vorsitzende Friedrich-Otto Ripke.
Wir haben zurzeit keinen Nachweis von Sekundärausbrüchen.
Friedrich-Otto Ripke, Vorsitzender Landesverband Niedersächsische Geflügelwirtschaft
Fest steht: Die Vogelgrippe belastet Geflügelbauern deutschlandweit und verringert die Versorgung mit heimischem Geflügelfleisch. Kurzzeitig werde die Vogelgrippe noch keine Auswirkungen auf die Versorgung mit Weihnachtsgänsen haben, erklärt Friedrich-Otto Ripke vom Geflügelverband - langfristig könne man aber nicht ausschließen, dass einige Betriebe aufgeben.
Valerie Albert berichtet aus dem ZDF-Studio Niedersachsen.
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