Tierseuche breitet sich aus:So gefährlich ist die Vogelgrippe für Menschen
Zehntausende Wildvögel in Deutschland sterben, Geflügel wird gekeult - die Vogelgrippe verbreitet sich rasant. Ist sie auch für den Menschen gefährlich? Ein Überblick.
Die Vogelgrippe breitet sich in Deutschland weiter aus. Hunderttausende Tiere mussten bereits getötet werden. Die Geflügelwirtschaft fordert nun eine bundesweite Stallpflicht.
27.10.2025 | 1:50 minDie Vogelgrippe wird durch Viren übertragen, die besonders bei Hühnern und Puten hochinfektiös sind; Enten und Gänse sind weniger empfindlich gegen die Geflügelpest, wie sie umgangssprachlich auch genannt wird. Deren Viren wurden erstmals vor etwa zwanzig Jahren nachgewiesen.
... abgeleitet vom lateinischen Begriff für Vogel (avis), ist eine durch Viren ausgelöste Infektionskrankheit, die vor allem bei wildlebenden Wasservögeln anzutreffen ist.
Gefährlich ist nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) die hochansteckende Virusvariante HPAIV, die derzeit als H5N1 grassiert. Sie führt bei infizierten Tieren in der Regel zu schweren Verläufen und endet oft tödlich. Umgangssprachlich wird die Geflügelpest meist Vogelgrippe genannt.
Können auch Menschen krank werden?
Die Gefahr einer Infektion gilt für den Menschen als gering, in Deutschland ist nicht bekannt, dass sich ein Mensch angesteckt hat. In den USA gab es allerdings Fälle - 2024 wurden dort 70 Infektionen von Menschen gezählt.
Weltweit waren es zwischen 2003 und 2023 insgesamt 893 Fälle. Die Infektion erfolgte über infizierte Milchkühe und Geflügel, nicht aber von Mensch zu Mensch.
Das Risiko, an der Vogelgrippe zu erkranken, ist von der Virusmenge und dem individuellen Gesundheitszustand abhängig.
"Ein Vogelschiss eines Kranichs in einen Auslauf genügt, um eine ganze Herde umzubringen", so Hans-Peter Goldnick, Präsident des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft zur Vogelgrippe-Situation.
27.10.2025 | 5:05 minWelche Symptome haben Menschen?
Die Symptome der bisher Infizierten waren in der Regel mild und ähnelten jenen einer Bindehautentzündung. Schwere Krankheitsverläufe traten in der Vergangenheit vor allem bei Kindern oder älteren Menschen mit Vorerkrankungen auf und waren oft mit Atemwegskomplikationen verbunden. Es gibt auch Fälle ohne erkennbare Symptome.
40.000 Kraniche machen jedes Jahr am Stausee Kelbra einen Zwischenstopp. Nun lassen tote Kraniche auf die Verbreitung der Vogelgrippe schließen. Die Behörden ergreifen Maßnahmen.
23.10.2025 | 2:00 minBesteht ein Gesundheitsrisiko durch Supermarktprodukte für Verbraucher?
Eine Übertragung über Lebensmittel ist zwar theoretisch denkbar, aber bislang nicht bekannt. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) für Tierkrankheiten schätzt die Wahrscheinlichkeit gering ein. Um das Risiko völlig auszuschließen, kann man bei Geflügelprodukten wie Eiern oder Fleisch besonders auf die Hygiene achten.
Fleisch sollte zum Beispiel bei mindestens 70 Grad für etwa zwei Minuten erhitzt werden; alle Bereiche des Fleisches sollen erwärmt werden, also auch das Innere, nicht nur die Haut. Auf den Verzehr roher Eiprodukte wie bei Tiramisu oder Eischnee sollte verzichtet werden. Zusätzlich kontrollieren Behörden, dass infiziertes Geflügel erst gar nicht in Umlauf kommt.
Was tut man, wenn man ein infiziertes Tier findet?
Wichtig ist, das tote Tier nicht zu berühren. Stattdessen sollte man sich an ein Veterinäramt wenden. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung wird das Vogelgrippe-Virus überwiegend durch Einatmen kontaminierter Staubpartikel oder Tröpfchen übertragen. Auch durch Schmierinfektionen mit virushaltigen Ausscheidungen auf Schleimhäute sei eine Übertragung möglich.
Wer ohne angemessene Schutzausrüstung Kontakt zu infizierten Tieren hatte, sollte sich zehn bis 14 Tage lang aktiv auf Symptome überwachen. In Deutschland müssen Verdachts- und Erkrankungsfälle dem zuständigen Gesundheitsamt gemeldet werden.
- Vermeiden Sie den Kontakt mit kranken Tieren: Berühren Sie keine kranken oder toten Tiere und deren Ausscheidungen. Bringen Sie keine kranken Wildtiere in Ihren Haushalt, um das Infektionsrisiko zu minimieren.
- Schützen Sie Ihre Haustiere: Halten Sie Ihre Haustiere von kranken oder toten Tieren sowie deren Ausscheidungen fern, da sie ebenfalls erkranken oder als Überträger fungieren können.
- Achten Sie auf sichere Lebensmittelzubereitung: Kochen Sie Geflügel, Eier und andere tierische Produkte gründlich durch. Vermeiden Sie rohe oder halbgare Speisen sowie Kreuzkontaminationen zwischen rohen und gekochten Lebensmitteln.
- Verzichten Sie auf risikoreiche Lebensmittel: Meiden Sie nicht pasteurisierte Rohmilch oder Käse von Tieren, bei denen eine H5N1-Infektion vermutet oder nachgewiesen wurde.
- Lassen Sie sich gegen Grippe impfen: Wenn Sie beruflich oder privat Kontakt mit Vögeln oder Rindern haben, ist eine saisonale Grippeimpfung empfehlenswert. Diese verhindert zwar keine H5N1-Infektion, reduziert aber das Risiko einer gleichzeitigen Infektion mit Vogel- und Grippeviren.
Quelle: RKI
Gibt es eine Therapie oder eine Impfung für Menschen?
Sollte es in seltenen Fällen zu einer Infektion kommen, ähnelt die Behandlung der bei einer Grippe. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt zudem für Menschen mit Kontakt zu Risikotieren eine Grippeimpfung, um zumindest eine Doppelerkrankung auszuschließen. Zusätzlich gibt es seit 2010 eine Schutzimpfung für Erwachsene mit dem Impfstoff Aflunov. Eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission für diese Impfung gegen Vogelgrippe in der Allgemeinbevölkerung gibt es aber nicht.
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