Vogelgrippe: Geflügelhalter fordern bundesweite Stallpflicht

Geflügelhalter fordern Stallpflicht:Vogelgrippe unter Kranichen so schlimm wie noch nie

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Die Vogelgrippe unter Kranichen hat in Deutschland ein bisher nicht gekannte Ausmaß angenommen. Züchter drängen auf Schutzmaßnahmen - doch der Höhepunkt steht noch bevor.

Hessen, Grünberg: Legehennen halten sich in einem mobilen Hühnerstall auf.

Wegen der Ausbreitung der Vogelgrippe fordern Züchter eine bundesweite Stallpflicht für Geflügel.

Quelle: dpa

Mit der schnellen Ausbreitung der Vogelgrippe und der wachsenden Sorge vor wirtschaftlichen Schäden dringen Geflügelhalter auf einen stärkeren Schutz der Bestände. Es müsse oberste Priorität haben, die Ausbreitung des Virus zu verhindern, Tiere zu schützen und Schäden abzuwenden, sagte Georg Heitlinger vom baden-württembergischen Landesverband der Geflügelwirtschaft. Er forderte ein bundesweites Aufstallungsgebot. Nutztiere wie Geflügel aus Freilandhaltung müssten auf eine solche behördliche Anordnung in geschlossenen Ställen gehalten werden.

Zwar ist die Tierseuche in Deutschland ganzjährig verbreitet, doch mit dem Vogelzug im Herbst gewinnt das Infektionsgeschehen an Fahrt. Unter Kranichen hat die Ausbreitung der Vogelgrippe nach Einschätzung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit, inzwischen ein in Deutschland bislang nicht gekanntes Ausmaß angenommen.

Mitarbeiter stehen auf einer Wiese mit Gänsen. Auf einem Gänsehof sind rund 5.000 Gänse vom Ausbruch der Geflügelpest betroffen und müssen getötet werden.

Kraniche fliegen im Herbst gen Süden – und die Vogelgrippe fliegt mit. Tausende Wildvögel sind bereits gestorben, viele betroffene Nutztiere mussten vorsorglich getötet werden.

23.10.2025 | 1:35 min

Institut geht von mehr als 200.000 toten Tieren aus

Das FLI hat die Risikoeinschätzung auf hoch angehoben. Es schätzt, dass in diesem Herbst bislang mehr als 200.000 Hühner, Gänse, Enten und Puten nach Geflügelpestausbrüchen in den jeweiligen Haltungen getötet und entsorgt wurden, um die Ausbreitung der Seuche einzudämmen.

Das Institut schließt nicht aus, dass das Infektionsgeschehen ähnliche Ausmaße annimmt wie vor vier Jahren. Bei einem der bislang schwersten Seuchenzüge in Deutschland mussten im Winter 2020/21 nach Angaben der Fachpresse bundesweit mehr als zwei Millionen Tiere gekeult werden.

... abgeleitet vom lateinischen Begriff für Vogel (avis), ist eine durch Viren ausgelöste Infektionskrankheit, die vor allem bei wildlebenden Wasservögeln anzutreffen ist.

Gefährlich ist nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituty (FLI) die hochansteckende Virusvariante HPAIV, die derzeit als H5N1 grassiert. Sie führt bei infizierten Tieren in der Regel zu schweren Verläufen und endet oft tödlich. Umgangssprachlich wird die Geflügelpest meist Vogelgrippe genannt.


Ein Feuerwehrmann sperrt einen Geflügelbetrieb. Rund 15.000 Tiere mussten am Vortag nach dem Ausbruch der Vogelgrippe getötet werden.

Fast ganz Deutschland ist inzwischen von der Vogelgrippe betroffen. Zehntausende Vögel wurden getötet, die Behörden verstärken die Schutzvorkehrungen.

24.10.2025 | 1:33 min

Regelmäßig neue Meldungen über Vogelgrippe-Ausbrüche

Für das laufende Jahr wurden der FLI-Sprecherin zufolge bundesweit Infektionsfälle in bislang 50 Nutzgeflügel-Haltungen registriert, 26 davon allein im Oktober. Die Spanne der vorsorglich getöteten Tiere reichte von 5.000 bis 93.000. Regelmäßig gingen neue Meldungen ein. Und das halte vermutlich noch eine Weile an, da der Höhepunkt des Vogelzugs noch bevorstehe, sagte sie.

Erkrankte Wildvögel, die auf dem Weg in die Winterquartiere im Süden Rast machen, gelten als Überträger der Geflügelpest. Die Tierseuche endet für infizierte Tiere oft tödlich. In diesem Jahr seien Kraniche besonders stark betroffen, aber auch bei anderen Arten wie Wildgänsen und -enten sei das hochansteckende Virus vom Typ H5N1 bestätigt worden, hieß es.

Alois Rainer zur Vogelgrippe: "Die Lage ist ernst"

Ausbrüche der Vogelgrippe seien zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich, sagt Alois Rainer (CSU), Bundesminister für Landwirtschaft. Durch den starken Anstieg in den letzten 14 Tagen sei die Lage aber ernst.

24.10.2025 | 3:03 min

Agrarministerium für höhere Entschädigungszahlungen

Wird nach einem Geflügelpest-Ausbruch die Tötung von Tieren angeordnet, erhalten die Besitzer eine Entschädigung, die nach Tierart gestaffelt ist und laut Gesetz den Höchstsatz von aktuell 50 Euro nicht überschreiten darf. Im Handel erzielen Enten oder Puten oft deutlich höhere Preise. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat daher bei der EU beantragt, die Obergrenze von Entschädigungszahlungen für Tiere, die getötet werden müssen, von 50 auf bis zu 110 Euro hochzusetzen.

In der Regel ist der Marktwert Grundlage für Entschädigungszahlungen aus der Tierseuchenkasse. Die Einzelbestimmungen für Kompensationsleistungen sind je nach Bundesland unterschiedlich. Erstattet werden unter Umständen auch Ausgaben für zusätzliche Hygienemaßnahmen. Keine Entschädigung gibt es aber für Folgeschäden wie etwa Strafen für nicht erfüllte Lieferverträge.

Rotes Schild mit der Aufschrift "Seuchenobjekt - Betreten verboten", montiert an einem Zaun

Könnte das Vogelgrippevirus bald leichter Menschen infizieren? Laut einer neuen Studie würde eine einzelne Mutation dafür ausreichen.

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Quelle: dpa

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