Vogelgrippe in Deutschland: Wie ernst ist die Lage?

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Steigende Zahl von Fällen:Vogelgrippe in Deutschland: Wie ernst ist die Lage?

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Ein Geflügelbetrieb in Baden-Württemberg tötet 15.000 Tiere, in Ostdeutschland verenden tausende Kraniche: Die Vogelgrippe breitet sich aus. Wie gefährlich ist die Lage aktuell?

Ein Helfer sammelt einen toten Kranich auf und wirft ihn in eine Traktorschaufel.

Mittlerweile ist die Vogelgrippe in fast allen Bundesländern und weiten Teilen Europas angekommen. Tausende Tiere müssen getötet werden.

24.10.2025 | 2:33 min

Die Vogelgrippe ist in Deutschland auf dem Vormarsch. In Baden-Württemberg werden in einem Geflügelbetrieb 15.000 Tiere getötet, Tausende Kraniche sterben. Zwar ist die Tierseuche in Deutschland inzwischen ganzjährig verbreitet, doch mit dem Vogelzug im Herbst gewinnt das Infektionsgeschehen deutlich an Fahrt - und erreicht derzeit ein neues Ausmaß.

Das zuständige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) spricht unter Hinweis auf die aktuell hohe Dichte an Wildvögeln in den Zugkorridoren von einer dynamischen Entwicklung. Das Risiko für weitere Ausbrüche in Geflügelhaltungen und auch für die Verbreitung unter Wildvögeln wurde auf die Stufe "hoch" heraufgesetzt. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Ist die Vogelgrippe für Menschen gefährlich?

Bei einer hohen Infektionsdosis ist das Virus prinzipiell auch auf Menschen übertragbar. In Deutschland ist dem Robert-Koch-Institut zufolge noch kein H5N1-Fall bei einem Menschen bekannt geworden, eine Erkrankung könnte den Angaben zufolge aber schwer verlaufen. Doch besteht für die Bevölkerung laut FLI derzeit kein besonderes Risiko, dass es zu schwerwiegenden Erkrankungen kommt.

Ein Feuerwehrmann sperrt einen Geflügelbetrieb. Rund 15.000 Tiere mussten am Vortag nach dem Ausbruch der Vogelgrippe getötet werden.

Fast ganz Deutschland ist inzwischen von der Vogelgrippe betroffen. Zehntausende Vögel wurden getötet, die Behörden verstärken die Schutzvorkehrungen.

24.10.2025 | 1:33 min

Kontakt zu toten Vögeln sollte vorsorglich aber in jedem Fall vermieden werden. Damit lasse sich auch verhindern, dass das Virus eventuell durch den Menschen verbreitet wird. In den USA etwa hatten sich in der Vergangenheit Mitarbeiter von Geflügelbetrieben infiziert.

... abgeleitet vom lateinischen Begriff für Vogel (avis), ist eine durch Viren ausgelöste Infektionskrankheit, die vor allem bei wildlebenden Wasservögeln anzutreffen ist.

Gefährlich ist nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituty (FLI) die hochansteckende Virusvariante HPAIV, die derzeit als H5N1 grassiert. Sie führt bei infizierten Tieren in der Regel zu schweren Verläufen und endet oft tödlich. Umgangssprachlich wird die Geflügelpest meist Vogelgrippe genannt.


Mitarbeiter stehen auf einer Wiese mit Gänsen. Auf einem Gänsehof sind rund 5.000 Gänse vom Ausbruch der Geflügelpest betroffen und müssen getötet werden.

Kraniche fliegen im Herbst gen Süden - und die Vogelgrippe fliegt mit. Tausende Wildvögel sind bereits gestorben, viele betroffene Nutztiere mussten vorsorglich getötet werden.

23.10.2025 | 1:35 min

Kann das Virus durch Geflügelprodukte übertragen werden?

Das ist nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung grundsätzlich nicht auszuschließen. Doch lägen bisher keine Erkenntnisse vor, die belegen, dass sich Menschen über Lebensmittel mit dem Vogelgrippe-Virus infiziert haben.

Das Institut empfiehlt:

  • Fleisch gut durchzubraten, da das Virus empfindlich gegenüber hohen Temperaturen ist. Auch im Kern solle eine Temperatur von mindestens 70 Grad erreicht werden.
  • Bei gekochten Eiern sollte darauf geachtet werden, dass sowohl Eiweiß als auch Eigelb fest sind.

Alois Rainer zur Vogelgrippe: "Die Lage ist ernst"

Ausbrüche der Vogelgrippe seien zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich, sagt Alois Rainer (CSU), Bundesminister für Landwirtschaft. Durch den starken Anstieg in den letzten 14 Tagen sei die Lage aber ernst.

24.10.2025 | 3:03 min

Inwieweit sind Wildvögel betroffen?

Das FLI erfasste bundesweit bislang 29 Ausbruchsherde bei Wildvögeln. Dabei zeigte sich, dass in dieser Saison vor allem Kraniche betroffen sind. Eine solche Häufung verendeter Tiere sei bislang noch nicht beobachtet worden, hieß es. Erste Schätzungen gehen davon aus, dass bisher etwa 2.000 Kraniche auf dem alljährlichen Vogelzug nach Süden in den deutschen Rastgebieten an der Geflügelpest verendeten.

Allein in Nordbrandenburg wurden nach Behördenangaben zwischenzeitlich mehr als 1.000 tote Kraniche geborgen, die Suche hält an. An einem Stausee an der Landesgrenze zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt wurden mehr als 500 tote Tiere gefunden, etwa 100 in der Mecklenburgischen Seenplatte. Der Höhepunkt der Kranichrast wird erst noch erwartet, sodass Fachleute mit einer deutlich höheren Zahlen toter Tiere rechnen.

Einsatzkräfte der Feuerwehr werden nach der Suche nach infizierten oder verendeten Kranichen desinfiziert.

Die Vogelgrippe greift weiter um sich. Besonders betroffen sind Wildvögel wie Kraniche, aber auch zehntausende Nutztiere mussten bereits getötet werden.

22.10.2025 | 1:29 min

Wildenten indes zeigen laut FLI bei einer Geflügelpest-Infektion inzwischen nicht mehr unbedingt schwere Krankheitssymptome oder sterben daran. Da verschiedene Arten bereits in den zurückliegenden Jahren betroffen gewesen seien, könne es in deren Populationen bereits eine teilweise Immunität geben.

Welche Folgen hat die Vogelgrippe für kommerzielle Tierhalter?

Am Donnerstagabend meldete Baden-Württemberg einen betroffenen Geflügelbetrieb im Alb-Donau-Kreis südöstlich von Stuttgart, in dem rund 15.000 Tiere getötet werden. Für den Monat Oktober registrierte das FLI bislang bereits 17 Ausbrüche in Nutzgeflügel-Haltungen, ob der jüngste Ausbruch mitgezählt ist, war zunächst unklar.

Einsatzkräfte der Feuerwehr entsorgen verendete Kraniche in einem Container.

Die Vogelgrippe ist in Deutschland auf dem Vormarsch. In Baden-Württemberg werden in einem Geflügelbetrieb 15.000 Tiere getötet, Tausende Kraniche sterben.

24.10.2025 | 2:33 min

Besonders folgenschwer waren auch zwei Fälle in Mecklenburg-Vorpommern. Dort mussten nach Angaben des Schweriner Landwirtschaftsministeriums in zwei Großbetrieben mit Legehennen knapp 150.000 Tiere vorsorglich getötet werden. Bereits Mitte Oktober waren im niedersächsischen Landkreis Cloppenburg 20.500 Puten gekeult worden. Den finanziellen Schaden können Halter bei der Tierseuchenkasse geltend machen.

Die derzeit hohe Viruslast bei Wildvögeln erhöhten das Risiko eines Eintrags in Geflügelbestände bundesweit erheblich, heißt es vom FLI. Das Institut schätzt, dass in diesem Herbst bislang mehr als 200.000 Hühner, Gänse, Enten und Puten nach Geflügelpestausbrüchen in den jeweiligen Haltungen getötet und entsorgt wurden, um die Ausbreitung der Seuche einzudämmen. Die Gesamtzahl der seit Jahresbeginn wegen Vogelgrippe getöteten Nutztiere liege jedoch höher, hieß es.

Rotes Schild mit der Aufschrift "Seuchenobjekt - Betreten verboten", montiert an einem Zaun

Könnte das Vogelgrippevirus bald leichter Menschen infizieren? Laut einer neuen Studie würde eine einzelne Mutation dafür ausreichen.

11.12.2024 | 28:03 min

Gibt es Impfstoffe gegen die Vogelgrippe?

Solche Impfungen waren innerhalb der EU lange nicht zugelassen. Nach Angaben des FLI gibt es aber Impfstoffe für Geflügel, die insbesondere in Frankreich mit einer Sondergenehmigung bei Enten und Gänsen schon zum Einsatz kommen.

Die Impfung von Geflügel sei allerdings mit umfangreichen Überwachungsmaßnahmen verbunden und eigne sich daher aus Sicht des FLI nur für bestimmte Geflügelarten, Enten und Gänse in Freilandhaltung etwa oder für Zoovögel. Ungeeignet sei sie für die Masthähnchenproduktion.

Quelle: dpa

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