mit Video
Feuer in der Lüneburger Heide:1975: Der Waldbrand, der viel veränderte
|
Im August 1975 brannte ein Großteil der Lüneburger Heide. Die Feuerwehr war teilweise überfordert, Organisation und Ausstattung waren mangelhaft. Doch daraus hat man gelernt.
Bei dem verheerenden Waldbrand 1975 in der Lüneburger Heide ist vieles unglücklich zusammengekommen: Die Wetterlage war seit Tagen kritisch, es gab böige Winde, hohe Temperaturen und eine niedrige Luftfeuchtigkeit.
Zudem lagerte nach dem starken Sturm drei Jahre zuvor viel trockenes Holz in den Wäldern - bestes Brennmaterial, das sich nach dem ersten Bodenfeuer im August im Landkreis Gifhorn rasend schnell entzündete.
8.000 Hektar Wald der Lüneburger Heide zerstört
Die Bilanz des bis dahin größten Waldbrandes in der Bundesrepublik Deutschland: 8.000 Hektar Wald wurden vernichtet. 15 Häuser brannten komplett nieder, viele andere wurden schwer beschädigt. Insgesamt brannte eine Fläche von 13.000 Hektar.
15.000 Feuerwehrleute und 11.000 Bundeswehrsoldaten waren im Einsatz, dazu viele freiwillige Helfer. Zwei von ihnen und fünf Feuerwehrleute kamen ums Leben.
Waldbrand offenbarte viele Fehler
Vieles ist schief gelaufen bei der Bekämpfung des Waldbrands: Die technische Ausstattung und auch die Ausbildung der Feuerwehrleute ist mit der heutigen nicht zu vergleichen. Es gab kaum Funkverbindung, kaum Atemschutz, und zu wenige und zu kleine Löschfahrzeuge, die nicht mit Allradantrieb ausgestattet waren.
Dazu fehlten Wasserentnahmestellen, Tiefenbrunnen wie heute in Wäldern gab es nicht, auch keine Satellitennavigation oder Aufklärungsdrohnen. Es gab keine klaren Kommandostrukturen, die zuständigen Landkreise mit ihren freiwilligen Feuerwehren waren anfangs kaum vernetzt.
Dazu kam, dass die Lage falsch eingeschätzt worden sei und Egoismus herrschte. "Dat is us Füer" - "das ist unser Feuer", so ein gängiger Spruch bei vielen freiwilligen Feuerwehren, die häufig fremde Hilfe ablehnten, um allein den Ruhm zu kassieren, bestätigt Olaf Kapke, der Präsident des Landesfeuerwehrverbands Niedersachsen.
Die Lehren aus dem großen Waldbrand
All diese Mängel haben gezeigt, was es an der Arbeit der Feuerwehrarbeit zu verbessern gäbe:
Nach dem Großbrand in der Lüneburger Heide hat man das Mindestalter bei Einsätzen auf 18 Jahre angehoben, und eine Grundlagenausbildung von rund zwei Jahren ist nun Voraussetzung. Außerdem hat man hierarchische Führungsstrukturen eingerichtet, mit speziell ausgebildeten Bereitschaftsführern, die auch Großverbände leiten können. Dazu kommen nun Kreisfeuerwehrbereitschaften, die sehr schnell reagieren können.
Mittlerweile verfügt jedes Feuerwehrfahrzeug über mindestens ein Funkgerät, die Führungsfahrzeuge über zwei, dazu ist in vielen Fahrzeugen Satellitennavigation vorhanden. Und jedes Löschfahrzeug ist mit größeren Wassertanks und Hochleistungspumpen ausgestattet, je nach Einsatzgebiet sind die Fahrzeuge geländegängig.
Niedersachsen hat jetzt eine Waldbrandzentrale
Modernste Drohnentechnik kann heute Auskunft über das Ausmaß von Waldbränden geben. Dazu sind Wetterberichte verbessert, die überall, jederzeit aktuell abrufbar sind. Angelegte Tiefenbrunnen im Wald vereinfachen die Wasserversorgung vor Ort.
Als zweitgrößtes Flächenland mit großen Waldgebieten leistet sich Niedersachsen zwei Maschinen für den Feuerwehrflugdienst, um bei trockenen Wetterlagen schon früh Brände zu lokalisieren und die jeweiligen regionalen Feuerwehren schnell alarmieren zu können. In den großen nordöstlichen Gebieten sind 49 Waldkameras aufgestellt, die in einer Waldbrandzentrale in Lüneburg überwacht werden.
Oliver Deuker ist Korrespondent im ZDF-Landesstudio Niedersachsen.
Quelle: Mit Material von dpa
Themen
Mehr über Waldbrände
- 0:16 min
Badeort Tarifa:Waldbrand in Südspanien
- mit Video
Größter Brand nahe Athen:Waldbrände lodern weiter in Griechenland
- mit Video
Flächenbrände nach Dürre:Südfrankreich: "Größtes Feuer seit 1949"