Max-Planck-Institut: Viele meiden Infos zu eigener Krankheit

Studie des Max-Planck-Instituts:Ein Drittel meidet Infos zu eigener Krankheit

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Weltweit will rund ein Drittel der Menschen nicht wissen, ob und wie krank sie sind. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie aus 25 Ländern. Die Entscheidung hängt von 16 Faktoren ab.

Viele Menschen meiden bewusst, Informationen zur eigenen Krankheit - obwohl das zum eigenen Nachteil sein kann. (Symbolfoto)

Viele Menschen meiden bewusst Informationen über eine Erkrankung, die sie möglicherweise betreffen würde. Das könnte zum eigenen Nachteil sein. (Symbolfoto)

Quelle: Colourbox.de

Ein Drittel der Menschen in vielen verschiedenen Ländern meidet Informationen zur eigenen Gesundheit: Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. Demnach gehen rund 30 Prozent der Studienteilnehmer Informationen zu schweren Krankheiten aus dem Weg, wenn sie fürchten, betroffen zu sein.

Ein entscheidender Grund ist demnach mangelndes Vertrauen in das Gesundheitssystem. Die internationale Studie ist jetzt im Fachjournal "Annals of Behavioral Medicine" erschienen.

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Am höchsten war die Quote laut Angaben bei den beiden unheilbaren neurodegenerativen Krankheiten Alzheimer (41 Prozent) sowie Huntington (40 Prozent). Bei schweren, aber behandelbaren Krankheiten wie einer HIV-Infektion oder Krebs, sank sie auf 32 beziehungsweise 29 Prozent. Mit 24 Prozent am geringsten ausgeprägt, aber "immer noch bedenklich hoch", war das Vermeidungsverhalten bei Diabetes, der zwar chronisch, aber gut behandelbar ist.

Obwohl Kosten für Früherkennung, Vorsorge und Check-Ups vielfach übernommen würden und die Kassen ihren Versicherten auf entsprechende Angebote hinwiesen, nähmen zu wenige Menschen diese wahr.

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16 Faktoren begünstigen Entscheidung

Mitautor der Studie, Ralph Hertwig, vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin erklärte:

Eine Möglichkeit ist, dass Menschen sich ganz bewusst zu gewolltem Nichtwissen entscheiden. Das ist ein Phänomen, das wir bereits aus anderen Lebenskontexten kennen und das ganz vielfältige Gründe haben kann.

Ralph Hertwig, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

Informationsvermeidung sei kein Randphänomen, sondern betreffe weltweit Millionen Menschen - mit direkten Folgen für Früherkennung, Therapieentscheidung und Gesundheitsverhalten.

Die Forschenden ermittelten insgesamt 16 wichtige Faktoren, die ein Vermeidungsverhalten begünstigen. Dazu gehörten etwa kognitive Überforderung, weil beispielsweise eine Krebserkrankung komplex und aufreibend sein kann; die Furcht vor Stigmatisierung etwa durch einen positiven HIV-Test; oder mangelndes Vertrauen in das medizinische System und damit eine geringere Hoffnung, gut behandelt zu werden.

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Wie die Wissenschaftler forschten

Die Wissenschaftler analysierten Daten von 564.497 Teilnehmenden aus 25 Ländern. Als Informationsvermeidung definierten die Autoren "jede Form von Verhalten, die darauf abzielt, die Beschaffung verfügbarer, aber potenziell unerwünschter Informationen zu verhindern oder zu verzögern".

Dazu gehört beispielsweise, Arztbesuche hinauszuzögern oder gar nicht erst wahrzunehmen, medizinische Tests nicht durchzuführen oder die Ergebnisse nicht zur Kenntnis zu nehmen sowie Aufklärungsmaterialien zu ignorieren.

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Quelle: KNA

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