Friedman-Ausladung: Kritik an Gemeinde Klütz

Antisemitismusbeauftragter Klein:Friedman-Ausladung: Kritik an Gemeinde Klütz

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Am Montag hat die Gemeinde Klütz (Mecklenburg-Vorpommern) eine Veranstaltung von Michel Friedman zu Demokratie abgesagt. Nun kommt deutliche Kritik vom Antisemitismusbeauftragten.

Publizist Michel Friedman in Berlin. (Archiv)

Publizist Michel Friedman wurde von der Gemeinde Klütz ausgeladen.

Quelle: Imago

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat die Ausladung des Publizisten Michel Friedman von einem Auftritt in Klütz (Kreis Nordwestmecklenburg) hart kritisiert. Das sei "ein direkter Angriff auf die grundgesetzlich geschützte Meinungsfreiheit in unserem Land und ein Armutszeugnis für die dortige Gemeinde", sagte Klein.

Die Begründung, man habe Angst vor Störungen durch Rechtsextremisten und könne nicht die Sicherheit garantieren, erscheine vorgeschoben bei einer Veranstaltung, die erst in über einem Jahr stattfinden soll, erklärt Klein.

Jüdisches Leben: "Konkrete Bedrohungslage"

"Es gibt jüdische Studierende, die sich nicht mehr an die Uni trauen, und das ist ein akuter Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit", so Ron Dekel, Präsident der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, zu Juden in Deutschland.

17.09.2025 | 5:15 min

Um weiteren Imageschaden abzuwenden, sollte der Beschluss im eigenen Interesse rasch rückgängig gemacht werden.

Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung

Ein vorauseilendes Zurückweichen staatlicher Stellen vor Demokratiefeinden richte sich gegen die grundlegenden Werte unserer Gesellschaft, erklärt Felix Klein. Dabei sei es unerheblich, dass der betroffene Redner Michel Friedman jüdischen Glaubens ist.

"Es bleibt der Gemeinde unbenommen, zu gegebener Zeit eine Gefährdungsanalyse durch die zuständigen Sicherheitsbehörden einzuholen", sagte Klein.

Michel Friedman "Judenhass"

Michel Friedman sprach Anfang 2024 im ZDF-Morgenmagazin über Antisemitismus.

26.01.2024 | 9:02 min

Klützer Bürgermeister spricht von "missverständlichem Signal"

Der Klützer Bürgermeister Jürgen Mevius (Unabhängige Wählergemeinschaft UWG) reagierte mit einer Pressemitteilung im Namen aller Stadtvertreterinnen und Stadtvertreter. Man verstehe, "dass die Kontroverse um Michel Friedmans Teilnahme an der Hannah-Arendt-Woche ein missverständliches Signal gesendet hat", schreibt Mevius.

Umso mehr möchten wir bekräftigen, dass Toleranz, Vielfalt und Meinungsfreiheit stets klare Leitbilder unserer politischen Arbeit waren und sind.

Klützer Bürgermeister Jürgen Mevius (Unabhängige Wählergemeinschaft UWG)

Gemeinsam mit dem Uwe-Johnson-Literaturhaus und dem Förderverein werde man die Entscheidungsprozesse rund um die geplante Jubiläumsveranstaltung im Detail aufarbeiten, so Mevius. "Das Literaturhaus ist und bleibt für uns ein Ort, an dem die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und kulturellen Themen einen wichtigen Platz einnimmt."

wolfram-weimer

Die Ausladung der Münchner Philharmoniker mit ihrem künftigen israelischen Chefdirigenten von einem belgischen Festival hat Kritik ausgelöst. „Dahinter steckt ein demaskierter Antisemitismus“, so Kulturstaatsminister Wolfram Weimar.

12.09.2025 | 4:10 min

Friedman sollte im Oktober 2026 anlässlich des 120. Geburtstages von Hannah Arendt über Demokratie sprechen. Am Montag wurde die Veranstaltung mit dem 69-Jährigen jedoch abgesagt, wie der Leiter des Literaturhauses, Oliver Hintz, der Deutschen Presse-Agentur sagte.

Demnach habe ihm Mevius am Telefon mitgeteilt, dass sich die Mehrheit eines städtischen Gremiums gegen eine Lesung von Friedman ausgesprochen habe, sagte Hintz. Man habe Sorge, dass rechte Störer oder Hamas-Sympathisanten nach Klütz kommen und demonstrieren könnten.

Ein Besucher einer Gedenkveranstaltung trägt eine Kippa mit Davidstern. (Archiv)

Gegründet nur fünf Jahre nach dem Holocaust: Seit 75 Jahren ist der Zentralrat die politische, gesellschaftliche und religiöse Vertretung der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland.

19.07.2025 | 2:07 min

Friedman kritisiert Entscheidung

Friedman wiederum hatte Mevius in einem Interview mit dem NDR kritisiert: Kunst-, Kultur- und Meinungsfreiheit dürften nicht gefährdet sein, weil eine Einschüchterung durch Rechtsextreme angenommen werde.

Mevius widersprach dieser Darstellung und nannte finanzielle Gründe. Das Honorar Friedmans sei deutlich höher als bei Lesungen von Schriftstellern dort üblich. Eine Vertreterin des Fördervereins des Literaturhauses entgegnete, die Kosten würden nicht von der Stadt, sondern von anderen Trägern übernommen.

Demonstration für kommenden Montag geplant

Wegen der Ausladung des Publizisten soll es eine Demonstration geben. Ein Verein aus Berlin habe für Montagnachmittag eine Kundgebung angemeldet, sagte ein Sprecher des Landkreises.

Quelle: dpa

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