Feuer immer verheerender:Studie: Waldbrände heizen Klimawandel an
von Mark Hugo
|
Waldbrände sind nicht nur eine Folge der Erderwärmung, sie heizen sie auch weiter an. Denn der CO2-Ausstoß durch den Verlust der Bäume nimmt weltweit zu, warnt eine WWF-Studie.
Vor allem im Süden Europas wüten auch in diesem Sommer wieder verheerende Brände - wie hier im Nordwesten der Türkei.
Quelle: dpa
Feuerwetter nennen es Experten, wenn hohe Temperaturen, zu wenig Feuchtigkeit und starke Winde zusammenkommen. Manchmal genügt dann ein Funke für den Ausbruch verheerender Waldbränden. Solche Bedingungen gibt es wegen des Klimawandels immer häufiger. Und die Feuer selbst verschärfen die Erderwärmung dabei zunehmend, so eine Studie der Naturschutzorganisation WWF.
Nördlich von Los Angeles lodern Waldbrände, die sich wegen Trockenheit und Hitze in kurzer Zeit stark ausgebreitet haben. Tausende Menschen müssen sich in Sicherheit bringen.08.08.2025 | 0:12 min
Feuer setzen Tonnen Kohlendioxid frei
Allein im Jahr 2023 seien weltweit rund 26 Millionen Hektar Wald verbrannt. Etwa 8,8 Milliarden Tonnen Kohlendioxid (CO2) wurden freigesetzt. Das entspricht dem Fünfzehnfachen des jährlichen Ausstoßes Deutschlands. Besonders alarmierend sei dabei, dass zwar etwas weniger Fläche brannte als in den Vorjahren.
Im Süden und Südwesten Frankreichs wüten weiter schwere Waldbrände. Ein Mensch kam ums Leben - mehrere wurden verletzt. Auch in Spanien gab es Brände.07.08.2025 | 0:18 min
Trotzdem sei der CO2-Ausstoß innerhalb eines Jahres um 16 Prozent gestiegen. "Während die Anzahl der Feuer weltweit leicht zurückgeht, nehmen Intensität, Hitze und Zerstörungskraft zu", erklärt Johannes Zahnen vom WWF Deutschland. Gründe sind neben der Erderwärmung die oft intensive Nutzung und damit Schädigung von Waldflächen und der unvorsichtiger Umgang mit Feuer.
Die Feuer werden zunehmend unkontrollierbar und die Schäden immer größer.
„
Johannes Zahnen, WWF Deutschland
Dazu kommt: Mittlerweile gebe es auch in Regionen Waldbrände, die dafür bisher eher untypisch waren, wie etwa im Süden Skandinaviens. "Selbst Ökosysteme, die früher als relativ 'immun' gegen Feuer galten, sind nicht länger sicher", sagt Zahnen.
Die Münchener Rück hat berechnet, dass im ersten Halbjahr 130 Milliarden Dollar Schäden durch Naturkatastrophen entstanden sind. Deutschland versucht Vorsorgemaßnahmen zu treffen.29.07.2025 | 1:31 min
Waldbrände sogar in Schottland
Dazu gehören wohl auch die Brände, die dieses Jahr nach einem viel zu trockenen Frühling im Norden Schottlands wüteten. Sie sind die Hauptursache für die höchsten bisher vom EU-Klimawandeldienst Copernicus für Großbritannien gemessenen Waldbrand-Emissionen. Der Dienst erfasst inzwischen nicht nur die Feuer selbst, sondern bilanziert auch die Menge des CO2s, das dabei entsteht. Pflanzen, vor allem Bäume, speichern Kohlenstoff. Verbrennen sie, verbindet sich dieser mit Sauerstoff und entweicht als CO2 in die Atmosphäre.
Bei insgesamt 563 Waldbränden war 2024 in Deutschland eine Fläche von 334 Hektar betroffen, so die Statistik des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL). Ein unterdurchschnittlicher Wert. In den von Trockenheit sehr stark betroffenen Jahren waren es deutlich mehr: 2018 brannte es auf rund 2300, 2019 auf etwa 2700, im Jahr 2022 auf mehr als 3000 und 2004 auf etwa 1300 Hektar.
Hitze, Trockenheit, menschliches Fehlverhalten: Die Waldbrandgefahr steigt. Wie hoch ist das Risiko aktuell, welche Regionen sind besonders gefährdet? Und was kann man tun?
von Christine Elsner und Birgit Hermes
Grafiken
Verheerende Feuer in Südeuropa und Kanada
Fast gewohnt sind Bilder von Waldbränden im Süden Europas - in diesem Jahr wieder in Griechenland und ganz aktuell in Südfrankreich. Zypern hat im Juli an nur zwei Tagen einen neuen jährlichen Emissionsrekord aufgestellt. Und auch für Kanada bilanziert Copernicus in diesem Jahr beim bisher drittgrößten Waldbrand dort einen Ausstoß von 180 Millionen Tonnen CO2. Das entspricht fast einem Drittel des jährlichen CO2-Gesamtausstoßes in Deutschland.
Waldbrände in diesen Regionen seien zwar häufig, erklärt Copernicus-Experte Mark Parrington. "In den letzten Jahren allerdings waren sie ungewöhnlich in Bezug auf ihre Schwere und ihre Dauer." Immer wieder betroffen ist auch Kalifornien. Im letzten Winter - eigentlich in der Regenzeit - brannte es dort nach langer Trockenheit. Der Rückversicherer Munich Re beziffert den Schaden auf 53 Milliarden Dollar. 31 Menschen starben, mehr als 16.000 Gebäude wurden zerstört. Noch nie haben Waldbrände höhere Schäden angerichtet.
Die Waldbrände in Kalifornien werfen erneut die Frage nach dem Klimawandel auf. Laut Copernicus war 2024 das heißeste Jahr seit Messbeginn.10.01.2025 | 1:33 min
Voller Einsatz gegen Klimakrise gefordert
Der WWF geht davon aus, dass solche Feuer in Zukunft noch verheerender werden. "Entscheidend ist daher, dass wir mit vollem Einsatz gegen die Klimakrise vorgehen und unsere bestehenden Wälder konsequent schützen", sagt Johannes Zahnen. Er fordert, Wälder konsequent naturnah zu bewirtschaften. Das mache sie widerstandsfähiger als etwa Monokulturen.
Unsere Wälder können wir nicht allein durch Löschmaßnahmen bewahren, dafür sind die heutigen Brände viel zu extrem.
„
Johannes Zahnen, WWF Deutschland
Fast ein Drittel Deutschlands ist mit Wald bedeckt. Er dient der Erholung, ist wichtiger Lebensraum und Klimaheld. Immer verheerendere Brände bedrohen Forste. 03.07.2025 | 29:45 min
Mark Hugo ist Redakteur in der ZDF-Umweltredaktion.
Der Klimawandel schreitet voran - abgeschwächt wird er, wenn wir weniger CO2 und andere Treibhausgase ausstoßen. Wichtige Daten zum Klimawandel im Überblick: