AI-Slop: Wie Künstliche Intelligenz das Internet verändert

Zwischen Spaß und Desinformation:AI-Slop: Wie Künstliche Intelligenz das Internet verändert

von Leon Müller

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KI-generierte Videos fluten seit Monaten das Internet. Was harmlos beginnt, wird zur Herausforderung für Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Orientierung im Netz.

Ein Foto vom 2. Januar 2025 zeigt die Buchstaben AI für Künstliche Intelligenz auf einem Laptop-Bildschirm (R) neben dem Logo der Chat AI-Anwendung auf einem Smartphone-Bildschirm in Frankfurt am Main, Westdeutschland.

Künstliche Intelligenz ist da und wird auch bleiben. Wie damit umgehen in Zeiten von Desinformation?

27.12.2025 | 3:02 min

Mehrere Kaninchen hüpfen nachts auf einem Trampolin. Gefilmt von einer Überwachungskamera, unscharf und körnig. Das Video wurde millionenfach geklickt und tausendfach geteilt. Doch echt ist daran nichts: Es wurde mit Künstlicher Intelligenz erzeugt.

Das Video ist kein Einzelfall. In sozialen Medien kursieren sprechende Tassen, Elefanten auf Sprungtürmen oder der Papst auf einem Motorrad. Unter dem Schlagwort "AI-Slop" - zu Deutsch etwa KI-Schrott - wird solch synthetischer Content zusammengefasst: meist inhaltsarm und belanglos, oft absurd und gerade gut genug, um Aufmerksamkeit zu binden, Klicks zu sammeln und Reichweite zu erzeugen.

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KI ist längst Alltag im Internet

Möglich wird das durch frei verfügbare KI-Werkzeuge wie OpenAIs Videomodell Sora oder Googles Nano Banana. Innerhalb weniger Sekunden lassen sich realistisch wirkende Videos erstellen - auch ohne technisches Vorwissen. "Wir leben in einer Art Reallabor im Moment", sagt Tim Polzehl vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Generative KI entwickle sich extrem schnell weiter und werde gleichzeitig von Millionen Menschen weltweit genutzt.

Erste Studien deuten darauf hin, dass KI-Inhalte längst einen relevanten Anteil im Internet ausmachen. Laut einer Analyse von AI Forensics ist unter den Top-Suchergebnissen bei TikTok rund jedes vierte Video KI-generiert. Bei Texten ist die Entwicklung noch weiter fortgeschritten: Forschende der Charles Sturt University kommen zu dem Ergebnis, dass bereits 30 bis 40 Prozent der Texte aller aktiven Websites mithilfe generativer KI entstanden sind. Andere Schätzungen gehen sogar von mehr als der Hälfte aus. Sicher ist: KI prägt das Internet bereits heute - oft, ohne dass Nutzer es bemerken.

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Wenn KI-Videos wie Nachrichten aussehen

Neben harmlosen oder humorvollen KI-Clips tauchen zunehmend Inhalte auf, die Realität und Fiktion vermischen. Videos zeigen Reporterinnen vor einem angeblich brennenden Eiffelturm oder mitten in Flutkatastrophen, die nie stattgefunden haben. Scheinbare Breaking-News, produziert für Klicks - oder gezielte Desinformation.

Noch lassen sich viele dieser Videos als künstlich erzeugt erkennen. Doch das dürfte sich ändern. Wir müssten uns daran gewöhnen, dass sich die Art, wie wir auf Wissen zugreifen, in den nächsten Jahren sehr deutlich verändern werde, sagt Rainer Mühlhoff, Professor für Ethik der Künstlichen Intelligenz.

Wir können uns nicht mehr darauf verlassen, dass Bilder, Texte oder Videos objektiv die Realität abbilden.

Rainer Mühlhoff, Professor für Ethik der Künstlichen Intelligenz

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KI gegen KI

Am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz wird deshalb an Gegenmitteln gearbeitet. Ziel seien Systeme, die KI-generierte Inhalte erkennen und die Echtheit von Videos und Bildern überprüfbar machen.

KI kann ja nicht bloß gegen uns, sondern auch für uns arbeiten.

Tim Polzehl, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz

In Zeiten von Wahlen sei es besonders wichtig, Fakten klar zu kennzeichnen und kritisches Hinterfragen zu fördern.

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Wie verändert sich das Netz?

Doch auch solche Systeme werden die grundsätzliche Entwicklung nicht stoppen. Verändert und vermüllt generative KI das Netz dauerhaft? Erleben wir gerade, was manche bereits den "Tod des Internets" nennen? "Ich glaube, das ist ein Stück weit richtig", sagt Polzehl. Zugleich verweist er auf die Entwicklung der E-Mail.

Als die ersten großen Spam-Wellen auftraten, hieß es ebenfalls, die E-Mail würde untergehen und man könne echte Nachrichten nicht mehr von Spam unterscheiden. "Wir alle sind ein Stück schlauer geworden", sagt Polzehl. "Wir wissen, wie wir mit Spam-E-Mails umzugehen haben." Eine ähnliche Lernkurve sei nun auch im Umgang mit KI-generierten Inhalten nötig.

Leon Müller ist Redakteur und Reporter im heute journal.

Über dieses Thema berichtet das heute journal in dem Beitrag AI-Slop: Wie KI das Internet verändert am 28.12.2025 ab 21:45 Uhr; online verfügbar am 27.12.2025 um 10:45 Uhr.

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