Jahrhundertwinter: Wie zuverlässig ist die Prognose?

FAQ

Wettervorhersage:Droht Deutschland tatsächlich ein "Jahrhundertwinter"?

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Was ist an den "Jahrhundertwinter"-Prognosen dran? Was Wettermodelle sagen und wie zuverlässig diese Vorhersagen jetzt schon sind.

Nebel zieht über die verschneite Landschaft bei Philippsweiler in der Eifel.

Wie kalt und schneereich wird der Winter?

Quelle: dpa

Einer der härtesten Winter seit Jahrzehnten, eisige Kälte und meterhoher Schnee - in Medien kursieren Berichte, dass Deutschland ein sogenannter "Jahrhundertwinter" bevorstehen könnte.

Dafür würden laut den Berichten etwa eine mögliche Abschwächung des Polarwirbels und eine beginnende Phase des kühlenden Klimaphänomens La Niña sorgen. Doch bei so frühen Prognosen ist Vorsicht geboten.



Sind solche Vorhersagen weit im Voraus aussagekräftig?

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) bremst: Eine Winterprognose sei aktuell noch "sehr unsicher". Zwar erstellen meteorologische Dienste wie der DWD hierzulande sogenannte Jahreszeitenvorhersagen, diese liefern jedoch keine konkreten Wetterdaten für einzelne Tage oder Wochen.

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Stattdessen beruhen sie auf Wahrscheinlichkeiten für klimatische Tendenzen über einen Zeitraum von etwa drei Monaten. Es handelt sich dabei also nicht um klassische Wetterprognosen, sondern um langfristige Vorhersagen, die auf komplexen Klimamodellen basieren.

Saisonale Vorhersagen beschreiben klimatische Tendenzen über drei Monate hinweg und unterscheiden sich deutlich von der täglichen Wettervorhersage. Zwar lassen sich daraus Hinweise auf mögliche Entwicklungen ableiten, doch die Aussagekraft bleibt begrenzt.

Was lässt sich schon über diesen Winter sagen?

Insgesamt gebe es zwischen den verschiedenen Modellen der Weltorganisation für Meteorologie große Unterschiede bei der Vorhersage der beeinflussenden Faktoren, antwortet der DWD auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Dazu zählten etwa der Polarwirbel, Bodenluftdruckfelder und die Nordatlantische Oszillation - also Luftdruckschwankungen zwischen dem Azoren-Hoch und dem Island-Tief. "Viele Modelle sagen für den Winter 2025/2026 einen schwachen Polarwirbel in der Stratosphäre vorher."

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Ein schwacher Polarwirbel könne zeitlich und räumlich versetzt eine großräumige Veränderung troposphärischer Zirkulationsmuster nach sich ziehen. Damit könnten arktische Luftmassen in den Süden vordringen und das Winterwetter bestimmen. "Ob solche Kaltlufteinbrüche über Europa ausbrechen, kann lediglich ein paar Wochen im Voraus vorhergesagt werden", betont der DWD.

Von einem "Jahrhundertwinter" kann zum aktuellen Zeitpunkt nicht gesprochen werden.

Deutscher Wetterdienst

Stattdessen gebe es nach der aktuellen Temperaturvorhersage eine starke Tendenz (86 Prozent) für normale bis wärmere Wintermonate als im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020. Der DWD betont aber: "Die Vorhersagequalität der saisonalen Klimavorhersage ist schlecht."

Sind langfristige Prognosen nicht besser geworden?

Lara Wallberg vom Max-Planck-Institut für Meteorologie bewertet die Qualität der Vorhersagen positiver als der DWD: "Saisonale Vorhersagen für den europäischen Winter bleiben eine anspruchsvolle Aufgabe, sind aber im Vergleich zu anderen Jahreszeiten relativ am zuverlässigsten und haben sich besonders in den letzten Jahren merklich verbessert."

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Großräumige Tendenzen - etwa ein eher milder oder kälter verlaufender Winter - ließen sich zunehmend konsistenter abbilden.

Dennoch bleiben Unsicherheiten aufgrund der komplexen Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre, Ozean und Stratosphäre bestehen, auch wenn verbesserte Modelle heute realistischere Wahrscheinlichkeitsabschätzungen als früher liefern.

Lara Wallberg, Max-Planck-Institut für Meteorologie

Insgesamt seien saisonale Temperaturprognosen für den europäischen Winter mäßig zuverlässig, während Niederschlagsvorhersagen oft nur geringe Aussagekraft hätten. "Dennoch sind saisonale Wintervorhersagen wertvoll, weil sie wahrscheinliche Trends aufzeigen, die für Energieplanung, Landwirtschaft oder Straßen- und Katastrophenmanagement genutzt werden können."

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Quelle: dpa
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