Am Mittwochnachmittag zogen die Kardinäle feierlich in die Sixtinische Kapelle ein. Auf den ersten Rauch mussten die Tausenden auf dem Petersplatz lange warten.
Nach dem ersten Wahlgang am Abend gab es schwarzen Rauch: In der Sixtinischen Kapelle im Vatikan suchen die 133 Kardinäle also weiter nach einem neuen Papst.
Quelle: dpa
Kurz bevor zum ersten Mal Rauch aufsteigt, verbreitet sich nochmal so etwas wie Nervosität auf dem Petersplatz. "So lange kann das doch nicht dauern, einen Namen aufzuschreiben", sagt Ludovic Imbert aus Frankreich. "Entweder sind die Kardinäle längst Abendessen und haben vergessen, den Rauch einzuschalten, oder hier passiert gerade etwas."
Die Tür zur Sixtinischen Kapelle ist zu, das Konklave hat begonnen: Von nun an werden die 133 Kardinäle bis zu vier Mal am Tag wählen - bis es einen neuen Papst gibt.07.05.2025 | 2:32 min
Bildausfall im entscheidenden Moment
Medienberichte hatten eigentlich für 19 Uhr den ersten Rauch vorhergesagt. Tatsächlich gibt es erst nach Einbruch der Dunkelheit, um 21 Uhr, Klarheit: Im ersten Wahlgang ist noch kein neuer Papst gewählt. Der Rauch: tiefschwarz - wenngleich sich die Menschen auf dem Petersplatz wegen eines zwischenzeitlichen Ausfalls der Großleinwände erst mit etwas Verzögerung sicher sein konnten.
Begonnen hatte der Tag im Vatikan schon rund elf Stunden zuvor. In einem letzten großen Gottesdienst vor dem Konklave baten die Kardinäle um den Beistand des Heiligen Geistes. An der Messe "Pro eligendo Romano Pontefice" ("Zur Wahl des Römischen Pontifex") nahmen auch diejenigen Kirchenmänner teil, die wegen ihres hohen Alters in der Sixtinischen Kapelle selbst nicht mitwählen dürfen.
In der Sixtinischen Kapelle hat die geheime Wahl des Papstes begonnen. 133 Kardinäle aus aller Welt sind angereist, um in Rom einen neuen Papst zu wählen. 07.05.2025 | 1:36 min
Kardinalsdekan: Wohl der Menschheit im Herzen haben
Der Dekan des Kardinalkollegiums Giovanni Battista Re ermahnte die insgesamt 133 Papstwähler - so viele wie nie zuvor - alle "persönlichen Erwägungen" zurückzustellen. Sie dürften nun "nur den Gott Jesu Christi und das Wohl der Kirche und der Menschheit im Sinn und im Herzen haben".
Beten wir daher, dass der Heilige Geist, (…) uns einen Papst nach dem Herzen Gottes zum Wohl der Kirche und der Menschheit schenkt.
„
Kardinaldekan Giovanni Battista Re
Auch Besucher wie Rosita Puelma und Pablo Errazuriz aus Chile durften beim Gottesdienst dabei sein. Eigentlich sind sie gerade für ihre Hochzeitsreise in Rom. "Aber jetzt wollten wir die Chance nutzen, für den künftigen Papst zu beten", sagt Pablo. Wen sie sich wünschen als Papst? Stärker liberal oder stärker konservativ? "Stärker katholisch", sagen sie, "jemanden wie Benedikt XVI.".
Rosita Puelma und Pablo Errazuriz aus Chile
Quelle: ZDF
Isabel Lyon dagegen will sich nicht festlegen. Die Frau ist unter denjenigen, die die Messe draußen vom Petersplatz aus verfolgen. "Ich hoffe einfach auf jemanden, der gut für die Welt als Ganzes ist", sagt sie.
Sie werden schon jemanden finden. Sie haben ja immerhin 2.000 Jahre Erfahrung.
„
Isabel Lyon
Papstwahl unter kompletter Abschottung
Das Konklave selbst beginnt schließlich am Nachmittag. In einer feierlichen Prozession ziehen die wahlberechtigten Kardinäle von der Paulinischen Kapelle in die Sixtina. Unter den Gemälden von Michelangelo legen sie nacheinander den Eid ab, absolute Geheimhaltung zu wahren. Dann ruft der päpstliche Zeremonienmeister, Erzbischof Diego Ravelli, das berühmte "extra omnes" ("alle raus"), bevor um viertel vor sechs die Tür zur Kapelle verschlossen wird.
Was erwarten Gläubige vom nächsten Oberhaupt ihrer Kirche? Ein Stimmungsbild unter liberalen Katholiken in Nordrhein-Westfalen.07.05.2025 | 1:46 min
Draußen hat sich der Petersplatz inzwischen gefüllt. Mehrere Zehntausend Menschen kommen, um auf die berühmtesten Rauchzeichen der Welt zu warten. John Stabeno ist extra aus den USA angereist. Bei einem Konklave dabei zu sein, das habe schon immer auf seiner "bucket list" gestanden, erzählt der 61-Jährige aus Philadelphia.
John Stabeno aus den USA
Quelle: ZDF
Sein Tipp für den neuen Papst: Kardinal Tagle von den Philippinen. Ihn kennt er sogar persönlich - gemeinsam hätten sie vor vielen Jahren dasselbe Graduiertenkolleg in Washington D.C. besucht. Und: Immerhin beim letzten Mal habe er mit seiner Voraussage, dass Jorge Mario Bergoglio Papst werden würde, richtig gelegen. "Da hätte ich viel Geld machen können, wenn ich gewettet hätte."
Der neue Papst wird auch weltliches Oberhaupt des flächenmäßig kleinsten Staates der Welt: Der Vatikan hat politischen Einfluss, der weit über die Staatsgrenzen hinausgeht.06.05.2025 | 2:25 min
Zweiter Wahlgang am Donnerstagvormittag
Enttäuscht, als an diesem Abend schließlich schwarzer Rauch aufsteigt, ist John nicht. Am Donnerstag will er wiederkommen - wie viele hier. Dann folgen die nächsten vier Wahlgänge: zwei am Vormittag, zwei am Nachmittag. Bei den Wahlen von Franziskus und Benedikt XVI. gelang es bereits an diesem zweiten Tag, die nötige Zweidrittelmehrheit zu finden. Vielleicht ja auch dieses Mal.