Spielemesse Gamescom: 25 Jahre Phänomen "Counter-Strike"

25 Jahre "Counter-Strike":Wie ein Spiel die Gaming-Welt veränderte

Andreas Garbe
von Andreas Garbe
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"Counter-Strike" ist der wohl bekannteste Ego-Shooter und war so einflussreich wie umstritten. Der Erfinder gibt sich nachdenklich, sieht sein Spiel aber als Sündenbock.

Minh Le bewirbt auf der Spielemesse Gamescom sein neuestes Spiel "Alpha Response".

Vor 25 Jahren revolutionierte er mit "Counter-Strike" die Branche: Entwickler Minh Le

Quelle: ZDF

Minh Le löste vor gut 25 Jahren eine Revolution aus. Als damals 23-jähriger und noch im Studium, entwickelte der Kanadier das Computerspiel "Counter-Strike", das zu einem der einflussreichsten Games bislang wurde.

Auf LAN-Partys, bei denen Hunderte junge Menschen in großen Hallen ihre Computer verkabelten und gegeneinander spielten, lief vor allem "Counter-Strike". Auch der E-Sport, also wettbewerbsmäßiges Computerspielen mit professionellem Anspruch, erfuhr erst mit diesem Spiel seinen Durchbruch.

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"Counter-Strike" ist ein sogenannter Ego-Shooter, also ein Schießspiel aus Sicht der handelnden Person. Darin treten Terroristen gegen Polizisten an, meist fünf Spieler pro Team - entweder online oder vor Ort. Im bekanntesten Modus müssen die Terroristen eine Bombe legen und diese so lange verteidigen, bis sie explodiert. Die Polizisten müssen genau das verhindern.

"Mods": kein Kommerz, viel Kreativität

Seit dem ersten Teil sind zahlreiche neue Versionen von "Counter-Strike" erschienen. Im vergangenen Monat haben bis zu anderthalb Millionen Menschen gleichzeitig eine davon gespielt. Im Jahr 2023 soll die Firma Valve, die das Spiel verlegt, rund eine Milliarde US-Dollar Umsatz damit gemacht haben.

Symbolbild: Nur als Schatten an einer Wand ist ein Teenager in einer Wohnung in Frankfurt (Oder) zu sehen, der das umstrittene Computer-Spiel "Counter Strike" auf seinem Laptop spielt

So sah das Spiel "Counter-Strike" im Jahr 2011 aus - zum damaligen Zeitpunkt war der Ego-Shooter schon mehr als zehn Jahre alt. (Archivbild)

Quelle: dpa

Dabei sind die Ursprünge nicht-kommerziell. "Wir haben es damals als Gratis-Spiel konzipiert," erzählt Le auf der Computerspielmesse Gamescom in Köln.

Wir haben nie damit gerechnet, Geld mit dem Game verdienen zu können.

Minh Le, Spiele-Entwickler

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Und so richtig reich geworden ist Le auch nicht. "Counter-Strike" war zunächst ein sogenannter Mod, eine Modifizierung eines bestehenden Spiels. Das ist in etwa so, als würde man einem Pkw eine neue Karosserie verpassen: Der Motor unter der Haube ist derselbe, aber das Aussehen ein komplett anderes.

Viele professionelle Entwicklerinnen und Entwickler haben als Modder angefangen. Und "Counter-Strike" ist nicht das einzige einflussreiche Beispiel. Auch die sogenannten MOBA-Games (Multiplayer Online Battle Arena) wie "League of Legends" und Battle Royale-Spiele wie "Fortnite" begannen als nicht-kommerzieller Mod.

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Le: "Irgendwie war es nötig, dass sowas kommt"

"Neue Genres kommen eigentlich immer aus der Modding Community," sagt Le. "Das sind die Leute, die den kreativen Freiraum haben, Sachen einfach auszuprobieren. Das sind die Leute, die es sich erlauben können, zu scheitern."

Stephan Freundorfer ist freier Autor und Spiele-Übersetzer. Auch für ihn ist dies das herausstechende Merkmal von "Counter-Strike":

Es war eines der ersten Male, dass Leute ankamen und sagten: 'Okay, jetzt bau ich ein Spiel mal richtig um und mache da mal was Neues draus.' Und dann ist natürlich toll, dass es den Geschmack seiner Zeit getroffen hat. Irgendwie war es nötig, dass sowas kommt.

Stephan Freundorfer, freier Autor und Spiele-Übersetzer

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"Killerspiel-Diskussion": Ursache für Gewalt?

Das sahen nicht alle Beobachter so. Denn auch wenn "Counter-Strike" in nahezu allen Versionen ab 16 Jahren freigegeben ist, wurde es wie kein anderes Computerspiel in Deutschland als mögliche Ursache für echte Gewalt angesehen, wurde von Kritikern als Baller- oder gar Killerspiel geächtet.

In der Berichterstattung zum verheerenden Amoklauf am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt im Jahr 2002 etwa hieß es vielfach, der Täter Robert S. habe es leidenschaftlich gespielt.

Der Abschlussbericht bewies zwei Jahre später dann jedoch das Gegenteil und bemängelte explizit in Bezug auf "Counter-Strike" ein "nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmendes Bild" in der Berichterstattung. Und inzwischen sind die Kritiker längst verstummt. War die jahrelange Kontroverse um Killerspiele also einfach übertrieben?

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Entwickler Le: "Ein sehr soziales Spiel"

"Es war ja wirklich nur schlechte Presse," sagt Stephan Freundorfer. "Es war nichts, was in irgendeiner Weise fundiert gewesen wäre - weder damals noch heute." Minh Le glaubt sogar, sein Spiel habe Menschen positiv verbunden.

Ich habe viele Ehepaare getroffen, die sich durch mein Spiel kennengelernt haben. Es ist ein sehr soziales Spiel. Es bringt Menschen zusammen, denke ich, viel mehr als dass es Gewalt verursacht.

Minh Le, Erfinder von "Counter-Strike"

Gesellschaftliches Engagement von Gamern

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Für komplett unbedenklich hält Le "Counter-Strike" und Co. allerdings nicht:

Ich sage nicht, dass gewalthaltige Spiele überhaupt keinen Einfluss auf das Weltbild der Leute haben. Ich glaube nur nicht, dass sie der Hauptgrund sind, warum jemand gewalttätig wird.

Minh Le, Spiele-Entwickler

Komplexen Problemen begegnen viele Menschen mit allzu einfachen Antworten, sind sich Le und Freundorfer sicher. Tatsächlich gibt es bis heute keine einzige wissenschaftliche Studie, die eine kausale Verbindung zwischen virtueller und echter Gewalt nachweist.

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Sicht auf Ego-Shooter heute

Doch was hat sich seit der Diskussion um Killerspiele geändert? Wieso steht "Counter-Strike" nicht mehr am Pranger? "Man möchte sagen, die Leute sind klüger geworden und würden mehr Faktoren betrachten", sagt Stephan Freundorfer und sie "würden nicht mehr von vorneherein alles aburteilen."

In Wirklichkeit denke ich aber, dass einfach eine Gewöhnung an gewalthaltige Inhalte in Spielen eingetreten ist. Das kann man auch schlecht finden.

Stephan Freundorfer, freier Autor und Spiele-Übersetzer

"Ich glaube an Reglementierung," sagt Le. "Kinder sollten einfach keine brutalen Spiele spielen. Und Eltern sollten sich dafür interessieren, was ihre Kinder spielen. Das ist ein wichtiger Faktor, der immer noch vernachlässigt wird."

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