Putins ESC-Konkurrenz: Moskau startet Intervision-Musikwettbewerb

Putins Antwort auf den ESC:Moskau reaktiviert Intervision-Musikwettbewerb

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Russland richtet erstmals seit Jahrzehnten wieder die Intervision aus. Der Wettbewerb soll die "nationale Identität" stärken und dient als geopolitisches Instrument gegen den ESC.

Eine Frau geht an einem sonnigen Herbsttag in Moskau, Russland, am 17. September 2025 vor einer Installation, die dem Internationalen Musikwettbewerb „Intervision“ gewidmet ist, im Sarjadje-Park in der Nähe des Kremls.

"Intervision" in Moskau: Russland holt den Wettbewerb aus Zeiten des Kalten Krieges zurück.

Quelle: epa

Künstler aus 23 Staaten, die Aussicht auf mehr als eine Milliarde Fernsehzuschauer und jede Menge Glitter: Russland richtet am Samstag den Musikwettbewerb Intervision aus - als Gegenveranstaltung zum Eurovision Song Contest (ESC).

Einst als Veranstaltung für die Sowjetunion und ihre Satellitenstaaten gegründet, soll Intervision nun gegen den Westen gerichtete Narrative verbreiten und Russlands Soft Power inmitten der anhaltenden Ukraine-Offensive stärken, wegen der Russland seit 2022 vom ESC ausgeschlossen ist.

Auch China, Indien und Brasilien nehmen teil

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Anders als beim ESC, wo mittlerweile Englisch vorherrscht, singen beim Intervision alle Teilnehmer in ihrer Muttersprache, so auch die katarische Sängerin Dana Al Meer oder das madagassische Duo Denise & D-Lain. Künstler aus EU-Staaten sind nicht mit von der Partie.

Australische Sängerin vertritt die USA in Moskau

Allerdings sind die USA bei dem Wettbewerb in der Live.Arena in der Nähe der Hauptstadt Moskau vertreten: Die australische Sängerin und Songwriterin Vasiliki Karagiorgos, bekannt als Vassy, soll am Samstagabend für Russlands großen westlichen Rivalen antreten. Und um die Veranstaltung auch in den Vereinigten Staaten publik zu machen, schaltete das russische Staatsfernsehen sogar eine Werbung auf einem der riesigen Werbebildschirme am New Yorker Times Square.

Intervision war erstmals 1965 in Prag ausgerichtet worden. Wegen des antisowjetischen Aufstands dort drei Jahre später wurde der Wettbewerb ausgesetzt, erst ab 1977 wurde er wieder in unterschiedlichen Ostblock-Städten abgehalten.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion warb Kreml-Chef Wladimir Putin in den 2000er-Jahren erstmals für eine Wiederbelebung. Nun ist der Intervision-Wettbewerb mehr denn je ein Instrument zur Förderung der geopolitischen Interessen Russlands.

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"Intervision wiederzubeleben bedeutet, sich gegen die westliche Unterhaltungsbranche zu stellen, und den Faden eines typischen Kalter-Krieg-Wettbewerbs wiederaufzunehmen", sagt der Experte für internationale Politik, Cyrille Bret, der demnächst ein Buch zur "Geopolitik der Eurovision" veröffentlicht. Russland suche seit seinem Ausschluss vom ESC vor drei Jahren nach "Plattformen und Einflusskanälen".

Anders als beim ESC können die Intervision-Zuschauer aber nicht bei der Kür des Siegers mitreden. Das ist einer internationalen Jury vorbehalten.

Quelle: AFP

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