CDU-Politiker über Jan Marsalek:"Schmutziger Soldat, der Putins Spiel ausführt"
Neue Recherchen zeigen, wie tief Jan Marsalek im Dienste Moskaus steht. CDU-Politiker Henrichmann spricht von großen Versäumnissen und fordert Reformen bei den Nachrichtendiensten.
Sehen Sie das ganze Gespräch mit Marc Henrichmann hier im Video.
16.09.2025 | 5:32 minJan Marsalek, einst Vorstandsmitglied von Wirecard und seit dem Crash des milliardenschweren Konzerns weltweit gesucht, führt ein neues Leben in Moskau - und das nicht im Verborgenen. Fotos, Handydaten und Passkopien, die ZDF frontal, der "Spiegel" und weitere Partner recherchiert haben, belegen: Marsalek lebt unter falscher Identität in Russland.
- Zur Recherche: Das geheime Leben des Jan Marsalek in Moskau
Er nutzt einen neuen Pass, ist regelmäßig nahe der Geheimdienst-Zentrale registriert und versendet sogar Selfiegrüße in russischer Kampfmontur.
Laut der Recherchen arbeitet der Ex-Wirecard-Manager offenbar für den russischen Geheimdienst.
16.09.2025 | 8:38 minCDU-Politiker: Marsalek ist Putins Handlanger
Überrascht ist Marc Henrichmann von den neuen Enthüllungen nicht wirklich. Der CDU-Politiker ist Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums im Bundestag, das die deutschen Nachrichtendienste kontrolliert. Für ihn belegt die Recherche ein altes Muster:
Man hat in desaströser Art und Weise einen russischen Spion unterschätzt, nicht sehen wollen - über Jahre.
Marc Henrichmann, CDU
Marsalek sei längst "Putins Handlanger", ein "schmutziger Soldat, der Putins Spiel ausführt" - und darüber hinaus offenbar mit viel Geld ausgestattet.
Reporter von ZDF, Spiegel und anderen haben Jan Marsalek in Russland aufgespürt. Frontal-Reporter Christian Rohde über Verbindungen des Milliardenbetrügers zu Putins Geheimdienst.
16.09.2025 | 22:38 minMarsalek bis zu 60 Mal nach Russland gereist
Wie konnte es soweit kommen? Während seiner Zeit bei Wirecard reiste Marsalek mehr als 60 Mal nach Russland. Henrichmann nennt dies rückblickend ein deutliches Warnsignal, das zu lange ignoriert worden sei.
Gelernt hat man sicherlich, dass man sich genau die Kontakte, Reisebewegungen von zentralen Institutionen in Deutschland oder den Vertretern mal näher anschauen sollte.
Marc Henrichmann, CDU
Für Henrichmann ist klar, dass Marsalek nicht nur ein Einzelfall ist, sondern exemplarisch für die Bedrohungslage durch Moskau steht: "Russland ist gefährlich, sabotiert und destabilisiert in einer Tour", sagt er - und verweist auch auf die Vielzahl russischer Bots in Netzwerken, Messengerdiensten und auf Social Media. "Wir spielen mit einem Gegner ohne jede Regeln."
Jan Marsalek - früher Gesicht des Wirtschaftswunders Wirecard, heute ist er untergetaucht, hat verschiedene Identitäten und soll in Spionage-Aktionen für Russland verwickelt sein.
05.03.2024 | 16:51 minHenrichmann sieht technische Defizite bei Nachrichtendiensten
Der CDU-Abgeordnete deutet an, dass auch technische Defizite der deutschen Nachrichtendienste zur Fehleinschätzung beigetragen hätten. Werkzeuge wie Bilderkennungssoftware seien zu lange vernachlässigt worden - aus Gründen, die in der Vergangenheit "keine Rolle spielten", heute aber von zentraler Bedeutung seien. Das sei auch vor dem Hintergrund der anstehenden Nachrichtendienstreform wichtig.
Der russische Überwachungsstaat sammle große Datenmengen, an die das Rechercheteam gelangte und damit Bewegungsprofile von Marsalek erstellte, so ZDF-Reporter Christian Rohde.
16.09.2025 | 13:33 minUnantastbar in Moskau - aber nicht für immer?
Was aber tun, wenn ein gesuchter Agent wie Marsalek in Moskau unter Putins Schutz steht? Deutsche Ermittlungsbehörden stoßen hier schnell an Grenzen. Ein Rechtshilfeersuchen wurde bislang nicht beantwortet.
Noch überwiege das Interesse von Kremlchef Wladimir Putin an Marsalek. Henrichmann hält dennoch daran fest, dass der Ex-Manager nicht dauerhaft sicher sei.
Putin macht es, wie so oft, dass er seine nützlichen Idioten, wenn sie nicht mehr nützlich sind, dann fallen lässt.
Marc Henrichmann, CDU
Die Gefahr für Marsalek sei damit zweigeteilt: Solange er für den Kreml von Nutzen sei, bleibe er unantastbar. Doch eine Rückkehr nach Europa wäre für ihn riskant.
Ein internationales Rechercheteam hat den ehemaligen Wirecard-Vorstand Jan Marsalek aufgespürt. Marsalek war 2020 abgetaucht und soll inzwischen als russischer Agent arbeiten.
16.09.2025 | 1:59 minHenrichmann zeigt sich überzeugt. "Sobald er sich in Richtung Europa bewegt, bin ich ziemlich zuversichtlich, wird man ihn schnappen können." Ein Ziel müsse es sein, dass Marsalek nicht unbehelligt alt werden könne: "Er soll nicht in Ruhe und Frieden leben können, das ist, glaube ich, das Ziel."
Das Gespräch mit Marc Henrichmann führte Christina von Ungern-Sternberg. Zusammengefasst hat es Christian Harz.
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