Weimer nennt ESC-Ausschluss Israels abstoßend

Exklusiv

Eurovision Song Contest:Weimer: ESC-Ausschluss Israels wäre "abstoßend"

Dominik Rzepka
von Dominik Rzepka
|

Auch in diesem Jahr fordern Kritiker den Ausschluss Israels vom ESC. Der neue Kulturstaatsminister Weimer findet das inakzeptabel - und erinnert daran, wer für Israel antritt.

Zu erkennen ist Weimer wie er in die Kamera schaut
Wolfram Weimer ist gegen einen ESC-Ausschluss Israels.
Quelle: action press

Der neue Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat Forderungen nach einem Ausschluss Israels vom Eurovision Song Contest scharf zurückgewiesen. Weimer sagt ZDFheute:

Die wiederholten Versuche, israelische Künstlerinnen und Künstler von Veranstaltungen wie dem ESC auszugrenzen, sind absolut inakzeptabel.

Wolfram Weimer, Kulturstaatsminister

Weimer beklagt eine zunehmende anti-israelische Hetze gegen israelische Künstlerinnen und Künstler. Boykottaufrufe oder andere Aktionen gegen sie verurteile er nachdrücklich - "insbesondere seit dem barbarischen Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023."
ESC-Vorentscheid 2025
Für Deutschland treten Abor und Tynna mit dem Song "Baller" an.24.03.2025 | 2:08 min

Überlebende des 7. Oktober singt für Israel

Jede Form von Boykott verschließe nicht nur den Raum für Dialog und Debatte, sagt Weimer. "Sondern auch den für menschliches Miteinander." Er erinnert daran, dass in diesem Jahr eine Überlebende des 7. Oktober für Israel antrete:

Dass diese Debatte nun mit der Sängerin Yuval Raphael eine Überlebende des Nova-Musikfestivals trifft, ist erschreckend und abstoßend.

Wolfram Weimer, Kulturstaatsminister

Raphael wird am Donnerstag im zweiten Halbfinale mit dem Song "New day will rise" antreten. In den Wetten liegt sie derzeit im vorderen Bereich. Beobachter gehen davon aus, dass sie sich für das Finale am Samstag qualifizieren wird.
Dress rehearsal prior to 2024 Eurovision Song Contest finals in Malmo
Bereits 2024 gab es Proteste in Malmö gegen die israelische Sängerin Eden Golan.10.05.2024 | 4:57 min

Proteste gegen Israel überschatten den ESC

Wie schon im Vorjahr gibt es auch in diesem Jahr wieder Proteste gegen die Teilnahme Israels beim ESC. Bei der Eröffnung des Wettbewerbs am Sonntag hatten Demonstranten die Situation in Gaza kritisiert und palästinensische Fahnen geschwenkt. Auf einem der Plakate stand:

Das 11. Gebot: Israel darf alles.

Plakat auf einer Demonstration in Basel

Ein Demonstrant soll laut israelischen Medien eine bedrohliche Geste in Richtung der israelischen Sängerin gemacht haben. Die Geste soll als "Kehle durchschneiden" verstanden werden können. Der israelische Sender Kan hat daraufhin Anzeige erstattet.
Ein intern vertriebenes palästinensisches Mädchen trägt Töpfe zu ihrer Familienunterkunft, nachdem sie Essen aus einer Wohltätigkeitsküche in Jabalia im nördlichen Gazastreifen erhalten hat.
Im Gazastreifen bleiben Hilfen aus: UN und EU sprechen von untragbaren Zuständen.02.05.2025 | 1:41 min

Nemo fordert Ausschluss Israels

Für einen Ausschluss Israels sprechen sich 72 ESC-Künstlerinnen und Künstler aus. Sie schreiben in einem offenen Brief, Russland sei 2022 auch wegen des Überfalls auf die Ukraine ausgeschlossen worden.
"Wir akzeptieren diese Doppelmoral gegenüber Israel nicht", schreiben sie, darunter auch Nemo. Im vergangenen Jahr hat Nemo den ESC für die Schweiz gewonnen. Nemo sagt der Huffington Post:

Israels Vorgehen verstößt grundlegend gegen die Werte, die Eurovision hochzuhalten vorgibt - Frieden, Einheit und Achtung der Menschenrechte.

Nemo, holte 2024 den ESC-Sieg für die Schweiz

Kritik an Israel kommt auch von BSW-Chefin Sahra Wagenknecht. "Die Art und Weise des Gaza-Kriegs und der Umgang mit der Zivilbevölkerung waren und sind furchtbare Kriegsverbrechen", sagt sie ZDFheute. Ein Ausschluss Israels wäre aber dennoch "die falsche Antwort".
68. Eurovision Song Contest - Finale ESC 2024
Aus dem Archiv: Interview mit Nemo.14.10.2024 | 5:16 min

Veranstalter gegen Ausschluss Israels

Russland ist wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine seit 2022 vom ESC ausgeschlossen. Der spanische Rundfunksender RTVE fordert nun auch eine Debatte über einen Ausschluss Israels.
Der ESC-Veranstalter, die European Broadcasting Union (EBU), hat die Forderung zur Kenntnis genommen, spricht sich aber gegen sie aus.

Es ist nicht unsere Aufgabe, Konflikte miteinander zu vergleichen.

Martin Green, ESC-Direktor

Die deutsche Delegation verweist in einer ZDFheute-Anfrage auf das Statement der EBU. Sollte sich Israel qualifizieren, stünde Sängerin Yuval Raphael am Samstag mit 25 anderen Ländern im ESC-Finale in Basel.
Mitarbeit: Moritz Kessler

Mehr zum Eurovision Song Contest