Nasa-Studie:Die Erde reflektiert immer weniger Sonnenlicht
Die Erde dunkelt sich immer mehr ab - auf der Nordhalbkugel stärker als auf der Südhalbkugel. Das liefert wichtige Erkenntnisse für die Verbesserung von Klimamodellen.
Die Erde reflektiert immer weniger Sonnenlicht.
Quelle: dpa/NASADie Erde ist von 2001 bis 2024 dunkler geworden - sie reflektiert also weniger Sonnenlicht. Und diese Entwicklung ist auf der Nordhalbkugel stärker ausgeprägt als auf der südlichen Hälfte des Planeten. Das berichtet ein Forscherteam im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS).
Die Arktis erwärmt sich deutlich schneller als andere Regionen. Das hat auch Folgen für das Wetter in Europa.
28.09.2023 | 0:39 minEine solche Ungleichheit zwischen nördlicher und südlicher Hemisphäre, die bisher nicht bekannt war, entdeckte ein Team um Norman Loeb vom Nasa Langley Research Center in Hampton (US-Bundesstaat Virginia). Hierzu analysierten sie Satellitendaten.
Eis reflektiert mehr Licht als Gestein oder Wasser. Wegen des Klimawandels schmilzt auf der Nordhalbkugel das Eis immer schneller. Auch deswegen ist die Verdunklung dort ausgeprägter.
Quelle: dpaGenerell gewinne die Südhalbkugel im Schnitt Strahlungsenergie an der Obergrenze der Atmosphäre hinzu, während es auf der Nordhalbkugel einen Nettoverlust gebe, schreibt die Gruppe.
Zirkulationen können Unterschiede nicht mehr ganz ausgleichen
Frühere Studien ergaben demnach allerdings, dass dieses Ungleichgewicht in der Bilanz durch atmosphärische und ozeanische Zirkulationen ausgeglichen wird, die Energie über den Äquator von der Süd- zur Nordhalbkugel transportieren.
Die Temperaturen der Weltmeere sind so warm wie noch nie zuvor gemessen. Besonders im Nordatlantik sind die Extreme für die Forscher überraschend.
02.04.2024 | 2:01 minDie aktuelle Studie zeigt nun, dass die atmosphärischen und ozeanischen Zirkulationen in den letzten beiden Jahrzehnten die Unterschiede nicht ganz ausgleichen konnten.
Bei einer durchschnittlichen Energieaufnahme durch die Sonneneinstrahlung von 240 bis 243 Watt pro Quadratmeter ist ein Auseinanderdriften um 0,34 Watt pro Quadratmeter und Jahrzehnt zwar nicht sehr viel. Dennoch sei der Wert statistisch bedeutsam, schreibt das Team.
Weniger Eis und Schnee - weniger Rückstrahlung
Verantwortlich für die unterschiedliche Entwicklung auf der Nord- wie auf der Südhalbkugel sind demnach Entwicklungen von Wasserdampf und Wolken in der Atmosphäre sowie Veränderungen der Albedo, also des Rückstrahlvermögens, der Erdoberfläche.
Die Eisflächen an Nord- und Südpol sind 8 Prozent kleiner als sonst und somit auf ein Rekordtief geschmolzen. Grund dafür ist das immer wärmer werdende Klima.
06.03.2025 | 0:24 minSo reflektieren etwa Eis und Schnee mehr Sonnenstrahlung als Gestein oder Wasser. Der Studie zufolge trägt auf der Nordhalbkugel die Abnahme der Meereiskonzentration und der Schneebedeckung zur Verdunkelung bei.
Buschbrände oder Vulkanausbrüche führen zu mehr Wolken
Neben diesen Faktoren leistet die Wechselwirkung zwischen Strahlung und Aerosolen - also winzigen Schwebeteilchen - den größten Beitrag zu der Differenz. Denn diese Teilchen tragen als Kondensationskerne zur Wolkenbildung bei, was wiederum die Reflexion der Sonnenstrahlung fördert.
Den gefundenen Trend erklären die Forscher damit, dass auf der Nordhalbkugel die Feinstaubbelastung aufgrund von Umweltschutzmaßnahmen - etwa in Europa, den USA und China - deutlich gesunken ist.
Im Gegensatz dazu hätten auf der Südhalbkugel unter anderem die Buschbrände in Australien und der Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga im südlichen Pazifik in den Jahren 2021 und 2022 zu einer größeren Menge von Aerosolen geführt.
Erkenntnisse wichtig für Modelle zum Klimawandel
Bisher waren Wissenschaftler davon ausgegangen, dass Unterschiede bei der Abdunkelung zwischen den beiden Erdhalbkugeln auch durch Veränderungen in der Wolkenbedeckung kompensiert werden.
Die Studie deute jedoch darauf hin, dass die Rolle von Wolken bei der Aufrechterhaltung der hemisphärischen Symmetrie begrenzt sein könnte, heißt es nun. Das Verständnis dieser Zusammenhänge sei auch wichtig dafür, Klimamodelle zu verbessern, betonen die Forscher.
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