CSD Köln: 60.000 demonstrieren für queere Rechte

Pride-Parade in Köln:"Stimmung eine andere": 60.000 auf CSD-Demo

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"Stimmung eine andere": Die LGBTQIA+-Community erlebt zunehmend Hass. Beim Kölner CSD gingen Zehntausende für queere Rechte auf die Straße. Kritik gab es auch an Kanzler Merz.

Demonstriende auf dem CSD in Köln. Sie halten ein großes Plakat in der Hand auf dem steht "Für Queerrechte. Viele. Gemeinsam. Stark"
Laut Angaben der Queer-Beauftragen der Bundesregierungen nehmen Hass und Angriffe auf queere Menschen immer weiter zu. Dem stellen sich heute Tausende auf dem CSD in Köln entgegen.06.07.2025 | 1:29 min
Köln im Zeichen des Regenbogens: Bei einer der größten europäischen Paraden zum Christopher Street Day (CSD) demonstriert die queere Community lautstark und bunt für LGBTQIA+-Rechte. Trotz regnerischen Wetters herrscht Partylaune bei den 60.000 Teilnehmenden des Umzugs.
Die Regenbogenfarben als Symbol der queeren Community sind in Köln am Sonntag allgegenwärtig. Man sieht sie auf Kleidung, auf Schirmen und natürlich auf den Fahnen, die entlang vieler Straßen und vor dem Rathaus wehen. Gleichzeitig gibt es mehr ernste Töne als sonst.

Die Stimmung ist dieses Mal eine andere.

Jens Pielhau, Vorstand des Vereins Cologne Pride

SGS Goekdemir Koch
Eine "Solidarität und Sichtbarkeit aus der Mitte der Gesellschaft" gebe es zwar, so die Queer-Beauftragte des Bundes, Sophie Koch, doch "auch die droht zu kippen".28.06.2025 | 4:05 min

Teilnehmende gehen für queere Rechte auf die Straße

Die Freiheit und das Selbstverständnis, frei und friedlich zu demonstrieren, seien in Gefahr, so Jens Pielhau, der Vorstand des Vereins Cologne Pride. Deshalb sei es umso wichtiger, für queere Rechte auf die Straße zu gehen und als große Gemeinschaft sichtbar zu sein.
Die LGBTQIA+-Community sieht sich vermehrt Anfeindungen ausgesetzt, queerfeindliche Straftaten haben zugenommen. Die Polizei ist nach eigenen Angaben mit starken Kräften im Einsatz, um die Veranstaltung zu schützen.
Ein Teilnehmer des Christopher Street Days in Köln am 06.07.2025.
Die Menschen demonstrieren beim CSD für die Rechte der queeren Community.
Quelle: epa

CSD-Auftakt: "Der Zirkus kann beginnen"

Doch Köln wäre nicht Köln, wenn es bei aller Kritik nicht auch humorvolle Töne gäbe. "Willkommen im Zirkuszelt", heißt es auf einem Plakat an einer Kneipe im schwulen Ausgehviertel. Und Versammlungsleiter Hans Douma startet die CSD-Parade mit den Worten: "Manege frei, der Zirkus kann beginnen." Das bezog sich auf eine kürzlich vieldiskutierte Aussage von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU).
Christopher Street Day Köln 2025
Teilnehmende beim CSD-Umzug in Köln
Quelle: dpa / Roberto Pfeil

Ausgangspunkt für die Debatte war, dass die Regenbogenflagge auf dem Reichstagsgebäude in Berlin beim dortigen CSD nicht mehr aufgezogen werden soll. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) hatte entschieden, das Symbol der queeren Community aus Neutralitätsgründen nur noch zum Internationalen Tag gegen Homophobie (17. Mai) auf dem Bundestag hissen zu lassen.
Friedrich Merz hatte sich hinter Klöckners Kurs gestellt und gesagt: "Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt", auf das man beliebig Fahnen hisse. Diese Aussage hatte für viel Empörung gesorgt - die auch beim Kölner CSD noch spürbar war.
"Wer Menschenrechten gegenüber neutral sein möchte, hat sie bereits verraten", sagte Jens Pielhau. Er appelliert an die CSD-Besucherinnen und Besucher, den Regenbogen auch in Zukunft als sichtbares Zeichen zu tragen:

Macht den Mund auf, wenn wir angegriffen werden, zeigt Haltung, zeigt Mut, zeigt Herz.

Jens Pielhau, Vorstand des Vereins Cologne Pride

CSD erinnert an Stonewall-Aufstand

Der Kölner CSD ist eine der größten Veranstaltungen der LGBTQIA+-Gemeinschaft in Europa. Ähnlich groß ist in Deutschland nur der CSD in Berlin.
Mit dem CSD wird vielerorts an Ereignisse im Jahr 1969 in New York erinnert, als Polizisten die Bar "Stonewall Inn" in der Christopher Street stürmten und einen Aufstand von Schwulen, Lesben und Transsexuellen auflösten.
heute journal - der Podcast mit Helene Reiner und Marietta Slomka
Köln, Budapest, Soest - überall wird Christopher Street Day gefeiert – bunt und laut für Pride und Vielfalt. Doch der Druck auf queere Menschen steigt auch in Deutschland. Warum?03.07.2025 | 37:10 min
Quelle: dpa

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