Politbarometer: "Wir stellen uns jeder inhaltlichen Kritik"

Interview

Politbarometer:"Wir stellen uns jeder inhaltlichen Kritik"

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Das neue Politbarometer zur Stadtbild-Debatte schlägt hohe Wellen, stößt aber auch auf Kritik. Fünf Fragen an Politbarometer-Moderator Stefan Leifert.

Politbarometer

In den letzten Tagen protestierten Tausende gegen Kanzler Merz' „Stadtbild“-Aussage. Das aktuelle ZDF-Politbarometer zeigt, wie die Bevölkerung zu seiner Äußerung steht.

24.10.2025 | 2:01 min

ZDFheute: Die Politbarometer-Umfrage stößt auf Kritik. Wie kam sie zustande?

Stefan Leifert: Anfang der Woche hatten wir zunächst entschieden, die Stadtbild-Debatte im Politbarometer komplett auszusparen. Sie lief da bereits eine Woche und die inhaltliche Vagheit der Ursprungsaussage von Friedrich Merz schien uns nicht geeignet, um daraus eine konkrete Fragestellung abzuleiten.

Nach der Äußerung von Merz am Mittwochabend wurde dann aber konkreter, was er gemeint haben wollte. Diesen Diskussionsstand hielten wir, also die Politbarometer-Redaktion und Forschungsgruppe Wahlen, für konkret genug, um mit einem ergänzenden "Politbarometer Extra" ab Donnerstag doch noch zu einem Meinungsbild zu kommen.

ZDFheute: Die gestellte Frage bezog sich also nicht auf die viel diskutierte ursprüngliche Aussage von Merz?

Leifert: Nein, aus zwei Gründen. Erstens haben wir den Anspruch, immer den aktuellen Stand einer Debatte abzubilden, und das war nun mal der nach der letzten Stadtbild-Äußerung von Merz am Mittwochabend. Genau darauf haben wir in der Frage sehr konkret Bezug genommen.

Zum anderen war die erste Aussage von Friedrich Merz zu vage und uneindeutig, um ihren Inhalt in eine meinungsforschungstaugliche Frage zu gießen. Etwas abzufragen, was er möglicherweise gemeint haben könnte und was alles in seinen Aussagen interpretiert wurde, wäre journalistisch wie demoskopisch unseriös.

ZDFheute: Die Kritik richtet sich aber nun an die Aufbereitung der Ergebnisse. Es sei der Eindruck entstanden, die Frage beziehe sich auf die ersten Äußerungen von Merz.

Leifert: Das hätten wir deutlicher herausarbeiten sollen. Um die Verknappung der Fragestellung zu einer kurzen Überschrift über Grafiken und zusammenfassenden Texten kommen wir nicht herum. Unsere Fragestellungen sind einsehbar. Wir haben sie sowohl bei den Darstellungen im Netz mit- oder nachgeliefert, als auch in den TV-Sendungen, wo ich selbst die genaue Frageformulierung erläutert habe.

Wir halten das für zulässig, sehen aber, dass die unterschiedlichen und teils vagen Äußerungen von Friedrich Merz im Laufe der Woche nur schwer zu einer konsistenten Stadtbild-Debatte zusammenzufassen sind, wie es unsere Überschrift suggerierte.

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ZDFheute: Die Vorwürfe an der Umfrage reichen von gezielter Manipulation hin zu Verbreitung rassistischer Narrative.

Leifert: Wir stellen uns jeder inhaltlichen Kritik. Aber Ton und Heftigkeit mancher Vorwürfe sagen mehr über den Zustand unserer Debattenkultur als über die Qualität unserer Umfrage. Das ZDF arbeitet für das Politbarometer seit 1977 mit der Forschungsgruppe Wahlen zusammen, einem der renommiertesten Meinungsforschungs-Institute der Republik.

Unsere Umfragen sind frei von jeder politischen Agenda. Wir liefern mit dem Politbarometer seit Jahrzehnten mittels sozialwissenschaftlich erprobter Methoden ein politisches Stimmungsbild. Dabei stoßen wir auch in die überhitzten Debatten, die das gesellschaftliche Klima gerade prägen.

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ZDFheute: Was lernen Sie aus der Kritik an der Stadtbild-Umfrage?

Leifert: Dass wir die Gefahr möglicher Missverständnisse unserer Umfrage-Ergebnisse noch stärker antizipieren müssen. Dass angesichts aufgeladener Debatten die Aufbereitung der Ergebnisse noch ausführlicher sein muss. Und dass Umfragen zu Debatten Debatten über Umfragen auslösen können.

Das Interview führte ZDFheute.

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