Update am Morgen:Extrem erpressbar
von Meike Srowig
Guten Morgen,
es hört sich an wie eine Geschichte aus einem Hollywoodfilm: Ein Richter am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag erlässt Haftbefehle gegen den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu sowie den früheren Verteidigungsminister Gallant wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen. Die USA, kein Vertragsstaat des Internationalen Gerichtshof, sind damit nicht einverstanden und so lässt die Trump-Regierung den französischen Richter Nicolas Guillou auf ihre Sanktionsliste setzen, auf der sonst vor allem Terroristen stehen. Die Folge: eine digitale Blockade, denn die Sanktionsliste führt dazu, dass amerikanische Unternehmen alle digitalen Konten kündigen.
So auch passiert bei Richter Guillou, wie er in einem Interview mit der Tageszeitung "Le Monde" erklärte. Paypal, Amazon, Kreditkarten, Expedia und noch viel mehr - alle seine Konten wurden gesperrt. Seit dem Bekanntwerden des Falls ist die Empörung groß, doch eine Lösung nicht in Sicht. Denn die große Abhängigkeit von den USA im Digitalen führt zu einer großen Erpressbarkeit, wie Dennis-Kenji Kipker, Professor für IT-Sicherheitsrecht an der Uni Bremen sagt:
Wir sind zurzeit extrem erpressbar, muss man sagen. Das liegt einfach daran, dass nicht nur politische Fehlentscheidungen, sondern auch wirtschaftliche Fehlentscheidungen in den letzten 30 bis 40 Jahren getroffen worden sind, weil man eben gezielt gesagt hat, bei Technologieentwicklung setzen wir auf Globalisierung, wir setzen auf Outsourcing.
Dennis-Kenji Kipker, Professor für IT-Sicherheitsrecht
Schauen Sie sich mal um: Auf Ihrem Schreibtisch oder bei Ihren technischen Geräten? Egal, ob Hardware oder Software, die meisten Rechner oder Computerprogramme kommen von US-Konzernen oder ihren Tochterunternehmen. Und hier gilt US-amerikanisches Recht: "Teilweise gibt es sogenannte geheime Gag Orders, das heißt, dass zum Beispiel Anordnungen von geheimen US-Gerichten kommen, von denen wir keine Kenntnis erlangen," sagt Kipker. Diese werden direkt an Personen im Unternehmen adressiert, die sie dann durchführen müssen. Wenn nicht, kann es zu empfindlichen Strafzahlungen oder Bußgeldern kommen.
Die EU-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) hat zusammen mit anderen Parlamentariern einen Brief an die Präsidentin des Europäischen Parlaments geschrieben, in dem sie mehr Einsatz europäischer Technologien fordert. Sie bezeichnet den Fall Guillou als "demokratiegefährdend".
Wir müssen uns im Klaren sein, dass die Demokratie als Regierungsform, die ich bei allen Schwächen nach wie vor als die beste erachte, vor allem was unsere Freiheit betrifft, massiv unter Druck steht, massiv angegriffen wird.
Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), EU-Abgeordnete
Über das Thema berichtet auch der "heute journal - Podcast". Hören Sie die ausführlichen Gespräche von Christian Sievers und Helene Reiner mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Dennis-Kenji Kipker hier:
04.12.2025 | 50:16 min
Eine Lösung für Richter Guillou gibt es nicht, solange die USA ihn auf der Sanktionsliste stehen lassen. Das weiß auch Guillou.
Einen schönen Tag und viel Spaß beim Weiterlesen wünscht Ihnen
Meike Srowig, stellvertretende Leiterin des ZDF heute journal
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Am Freitag ist der Himmel stark bewölkt oder bedeckt. In der Osthälfte fällt zeitweise Regen, im Südosten zum Teil mit Schnee. Vorübergehend kann es in Bayern auch Glatteis geben. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 0 und 9 Grad.
Den aktuellen Wetterbericht der ZDF-Meteorologen finden Sie hier im Video.
Quelle: ZDF
Zusammengestellt von David Metzmacher
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