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UN-Ozeankonferenz in Nizza:Vier große Gefahren für die Weltmeere
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In Nizza laufen bei der UN-Ozeankonferenz Beratungen, wie die Weltmeere besser zu schützen sind. Diese stehen aktuell stark unter Stress - die vier wichtigsten Bedrohungen.
In Nizza an der Mittelmeerküste in Frankreich beraten noch bis Freitag Vertreter aus 130 Staaten über den besseren Schutz der Ozeane. Es ist die dritte UN-Ozeankonferenz, die finanzielle Zusagen und politische Selbstverpflichtungen auf den Weg bringen soll. Die Weltmeere sind mit einer ganzen Reihe von Gefahren konfrontiert - die wichtigsten im Überblick.
Die Meere werden immer wärmer
Da die Ozeane etwa 90 Prozent der überschüssigen Wärme aus der Atmosphäre speichern, steigt die Wassertemperatur an, bis hinein in die Tiefsee. In den vergangenen beiden Jahren wurden Rekordwerte bei der Temperatur an der Oberfläche der Meere erreicht. Das sorgt unter anderem für drei Probleme:
- Wärmeres Wasser begünstigt die Entwicklung von Niederschlägen und Wirbelstürmen.
- Die Erwärmung verringert das Durchmischen der Wasserschichten - dadurch fehlt es Meereslebewesen an Sauerstoff und Nährstoffen.
- Besonders stark betroffen sind Korallen: Wissenschaftler gehen davon aus, dass 70 bis 90 Prozent der weltweiten Korallenpopulationen absterben, wenn der globale Temperaturanstieg dauerhaft 1,5 Grad erreicht. Dies könnte bereits in den 2030er Jahren geschehen.
- Die Erwärmung des Meereswassers trägt neben dem Abschmelzen von Eiskappen und Gletschern ebenfalls zum Anstieg des Meeresspiegels bei, da wärmeres Wasser mehr Raum einnimmt.
Das Tempo des Anstiegs hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten verdoppelt. Wenn die derzeitige Entwicklung sich fortsetzt, wird es sich bis zum Jahr 2100 erneut verdoppeln und einen Zentimeter pro Jahr erreichen.
Saures Wasser: Tiere anfälliger für Krankheiten
Die Ozeane haben bereits zwischen 20 und 30 Prozent des vom Menschen verursachten Ausstoßes von Kohlendioxids (CO2) aus der Atmosphäre aufgenommen. Anderenfalls würde der globale Klimawandel noch schneller voranschreiten. Zugleich verändert sich dadurch die chemische Zusammensetzung des Wassers: Der pH-Wert sinkt, das Wasser wird saurer.
Viele Meereslebewesen, die Schalen oder Skelette aus Kalk aufbauen, brauchen in saurerem Wasser mehr Kraft für ihr Wachstum. Dies macht sie anfälliger für Krankheiten.
Immer mehr Plastikmüll in den Ozeanen
Große Mengen des Plastikmülls enden in den Ozeanen. Nach Angaben der Umweltorganisation WWF schwimmen zwischen 80 und 150 Millionen Tonnen Plastik in den Weltmeeren. Plastikmüll ist eine tödliche Gefahr für Lebewesen, etwa für Delfine, Wale, Schildkröten und Seevögel. Herrenlose Fischernetze verfangen sich häufig in Korallenriffen.
Seit 2022 laufen Verhandlungen für eine UN-Plastikabkommen, das eigentlich Ende 2024 beschlossen werden sollte. Im August steht die nächste Verhandlungsrunde in Genf an.
Drohende Risiken durch Tiefsee-Bergbau
Bergbaukonzerne dringen seit langem darauf, wertvolle Mineralien am Meeresgrund abzubauen. Der kommerzielle Abbau hat noch nicht im großen Stil begonnen, wegen der wachsenden Bedeutung der Rohstoffe preschen manche Staaten jedoch vor. US-Präsident Donald Trump unterzeichnete kürzlich ein Dekret, um das Schürfen nach Metallen wie Nickel und Kobalt in US- und internationalen Gewässern zu ermöglichen.
Wissenschaftler und Umweltgruppen befürchten, dass der Abbau sogenannter Manganknollen unberührte Unterwasser-Ökosysteme dauerhaft zerstören könnte. Gut 30 Länder, darunter auch Deutschland, fordern ein Moratorium für den Tiefsee-Bergbau. Zudem wollen mehr als 60 Staaten bis Ende des Jahres das Hochseeabkommen der UN ratifizieren, das es ermöglichen soll, Schutzgebiete in internationalen Gewässern auszuweisen.
Quelle: AFP
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