Wie Julius Cäsar das alte Rom mit Populismus zur Diktatur umbaute

Umbau der römischen Republik:Julius Cäsar: Vom Populisten zum Diktator

von Andreas Singler
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In kurzer Zeit verwandelte Julius Cäsar im antiken Rom eine gewachsene Republik in eine Diktatur. Das Rezept: Populismus, Karriereplanung und Verachtung von Regeln.

Ein Portrait von Julius Caesar, der streng an der Kamera vorbei blickt

Am Anfang seiner Karriere ist Gaius Julius Cäsar ein junger, talentierter Politiker ohne Skrupel. Wie schafft er den Aufstieg zum mächtigsten Mann des Römischen Reiches?

01.10.2025 | 44:17 min

Gaius Julius Cäsar, 100 v. Chr. in Rom geboren, war im Jahr 63 v. Chr. in der Republik Rom noch ein Mann aus der zweiten Reihe. Zwei Jahrzehnte später hatte er ein jahrhundertelang bestehendes System mit beachtlichen demokratischen Prinzipien in eine Diktatur verwandelt, aus dem posthum ein Kaiserreich wurde.

Den Weg an die alleinige Spitze des Staates - dies zeigt die ZDFinfo-Dokureihe "Julius Cäsar - Der Diktator" - verfolgte Cäsar zielstrebig, aber auch geduldig und zu Umwegen bereit. Die wichtigste Zutat seines Erfolgsrezepts war Populismus.

Er kennt keine Moral und keinen Gott. Er ist ein potentieller Tyrann.

Rory Stewart, britischer Autor, über Gaius Julius Cäsar

Der Helm eines römischen Soldaten im Sand; im Hintergrund die Ruinen einer antiken Ruine.

476 fällt Rom, der letzte Kaiser wird abgesetzt - das Ende eines Weltreiches. Was aber führte wirklich den Untergang des einst so mächtigen Imperiums herbei?

01.09.2025 | 43:03 min

Karriereplanung von Cäsar: Das Amt als Sprungbrett

Julius Cäsar entstammte der angesehenen und adeligen Familie der Julier. Dennoch war er nicht reich. Würde, im Lateinischen dignitas, war seine Währung. Titel und Ämter verliehen ihm diese.

Cäsar war 76 v. Chr. noch einer von mehreren Ädilen, ein niederes Amt in der römischen Republik. Ihnen oblag die Aufsicht über öffentliche Einrichtungen. In Cäsars Zuständigkeit fielen auch die Gladiatorenkämpfe. Unter ihm sollen sie spektakulärer denn je gewesen sein, um das Volk zu begeistern.

Gladiatorenschüler üben den Kampf mit antiken Waffen

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02.07.2025 | 10:10 min

Cäsar präsentiert sich als Fürsprecher der einfachen Bürger

So hatte der Beamte Cäsar in Zeiten starker sozialer Spannungen einen direkten Draht zum Volk. Die einfachen Bürger, die Plebejer, hatten wenig vom Reichtum der im Senat so einflussreich vertretenen Eliten. Cäsar präsentierte sich als ihr Fürsprecher.

Die Armut der Massen birgt das Potential für eine Revolution. Wie Dynamit, das jeden Moment hochgehen kann.

Prof. Andrew Wallace-Hadrill, Historiker an der Universität Cambridge

Cäsar investierte auch eigenes Kapital in diese Verbindung zu den Massen. Er verschuldete sich sogar. Aber seine Beliebtheit beim Volk verhalf ihm 63 v. Chr. dazu, mit nur 37 Jahren zum Obersten Priester, zum Pontifex Maximus, gewählt zu werden.

Dieser Posten wurde sein Sprungbrett zur Macht im Senat. 59 v. Chr. wurde Julius Cäsar fast folgerichtig auch zu einem von zwei Konsuln, dem höchsten Amt in der Republik Rom, gewählt.

Ein Portrait von Julius Caesar in voller Rüstung, er hält eine Axt

Cäsar verbündet sich mit Crassus und Pompeius - gemeinsam bilden sie das sogenannte Triumvirat. Zu dritt bestimmen sie die Geschicke des Römischen Reiches und setzen die Politik unter Druck.

01.10.2025 | 43:35 min

Regelbrüche als Mittel der Politik

Während der einjährigen Amtszeit als Konsul tat sich der künftige Alleinherrscher vor allem dadurch hervor, dass er die Macht des Senats unterminierte. Dieser hatte einen Gesetzesentwurf nicht ratifiziert. Das Gesetz sollte einem ausgemusterten Soldaten von Cäsars Förderer, Gnaeus Pompeius Magnus, Land in der Nähe der Hauptstadt garantieren. Auch die Erlaubnis, dass Pompeius' Soldaten Rom betreten durften, wurde verweigert.

Also stellte Cäsar dem Volk seine Anträge direkt vor. Seine wichtigsten Widersacher im Senat wurden dabei von seinen durch ihn aufgewiegelten Anhängern angegriffen, verletzt und gedemütigt. Und Cäsar? Er soll gelacht haben.

Sehen Sie die Dokureihe "Julius Cäsar - Der Diktator" am 5. Oktober ab 20:15 Uhr bei ZDFinfo oder streamen Sie sie jederzeit im ZDF-Streaming-Portal.


Cäsars Allianz - Herrschaft im Triumvirat

Möglich wurde der Aufstieg Cäsars durch eine mächtige Allianz. Zum einen durch die Unterstützung des reichsten Mannes Roms, Immobilienunternehmer Marcus Licinius Crassus. Er kam für Cäsars Schulden auf und erhielt im Gegenzug Steuererleichterungen. Zum anderen durch Pompeius, einen wichtigen Militärführer. Mit Crassus und Pompeius gemeinsam bildete Julius Cäsar ein Triumvirat, ein Dreimännerbündnis, das die Macht im Staat auf sich vereinte. Der Rest des Senats verlor an Bedeutung.

Cäsars Amtsführung hätte ihm eine strafrechtliche Verfolgung einbringen können. Dieser entzog er sich durch ein Folgeamt als Statthalter von Gallien. Es garantierte ihm Immunität. Atemberaubende Eroberungszüge prägten diese Zeit. Cäsar kam, sah und siegte.

Ein Portrait von Julius Caesar, der streng an der Kamera vorbei blickt

Cäsar triumphiert im Römischen Bürgerkrieg. Nie zuvor hatte ein Römer so viel Macht. Er nutzt sie, um weitreichende Reformen durchzusetzen. Doch sein Aufstieg weckt Widerstand.

01.10.2025 | 44:29 min

Bürgerkrieg - als Cäsar den Rubikon überschritt

Als Crassus 53 v. Chr. auf einem Feldzug getötet worden war, begann in Rom ein verzweifelter Kampf um die Macht. Pompeius verbündete sich immer stärker mit dem Senat. Und forderte: Cäsar solle das Kommando in Gallien abgeben. Cäsar weigerte sich zunächst. Um von Rom nicht angeklagt und entmachtet zu werden, kam er verbotenerweise mit seinen Soldaten. Im Norden Italiens überschritten sie Anfang 49 v. Chr. den Grenzfluss Rubikon.

Den daraus resultierenden Bürgerkrieg entschied Cäsar für sich. Er erlangte die Herrschaft über Rom und wurde schrittweise zum Diktator. Zunächst für die Dauer von zehn Jahren. Wenige Wochen vor seiner Ermordung am 15. März 44 v. Chr. hatte er sich dann - der römischen Verfassung zum Hohn - zum Diktator auf Lebenszeit ernennen lassen.

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Quelle: dpa

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