Restaurierungsarbeiten:Pergamonmuseum: Mit dem Bauhelm in die Antike
Seit 2023 ist das Berliner Pergamonmuseum wegen einer Sanierung geschlossen. In den Hallen wird emsig gewerkelt: In Millimeterarbeit werden die kulturellen Schätze restauriert.
Larissa Piepo gehört zu den führenden Restauratorinnen Deutschlands. Im Berliner Pergamon-Museum lässt sie ein antikes Mosaik wieder erstrahlen. Stephanie Gargosch durfte sie bei der Arbeit begleiten – ein seltener Blick hinter die Kulissen des geschlossenen Museums.
23.09.2025 | 3:28 minWenn Larissa Piepo morgens zur Arbeit geht, führt ihr Weg vorbei an Presslufthämmern und Gerüsten, durch einen unverputzten Gewölbegang. Dann stößt sie eine unscheinbare Metalltür auf - und steht plötzlich mitten in der Welt der Antike.
Nur wenige Schritte weiter erhebt sich der berühmte Pergamonaltar, auf dessen Fries Götter und Giganten seit mehr als zwei Jahrtausenden in Stein miteinander ringen. Für Piepo ist dieser Ort längst Alltag geworden.
Am Anfang war es sehr einschüchternd, und jetzt ist es eine Wohltat, sich in diesen Räumen tagtäglich zu bewegen und die Kunst wirken und genießen zu können.
Larissa Piepo, Restauratorin
Seit 2023 ist das Pergamonmuseum wegen umfassender Sanierungsarbeiten geschlossen, doch 2027 sollen Teile der Säle wieder öffnen. Bis dahin gehören sie den Restauratorinnen und Restauratoren und der Stille, die ihre Arbeit begleitet.
Während im Nordteil des Pergamonmuseums schon die Vorbereitungen für die Wiedereröffnung 2027 laufen, beginnen im Südflügel nun die Baumaßnahmen.
08.03.2025 | 1:36 min
Ein Mosaik mit einer Million Steinchen
Larissa Piepos derzeitiges Projekt liegt nur wenige Meter vom Altar entfernt: das Hephaistion-Mosaik aus dem 2. Jahrhundert vor Christus. Ursprünglich schmückte es einen Königspalast in Pergamon, bis es vor rund 150 Jahren nach Berlin kam.
Piepo und ihre Kollegin Stefanie Lindemeier haben es gereinigt und setzen es nun, auf dem harten Boden liegend, wieder zusammen. Rund eine Million winziger Steine umfasst das Werk; etwa 60.000 davon sind allein durch ihre Hände gegangen: Millimeterarbeit.
Dieses kleine Häufchen Steine gehört genau an diesen Ort. Wichtig ist dabei, welche Richtung und welchen Verlauf die Fugen nehmen, weil das später das Erscheinungsbild schön macht.
Larissa Piepo, Restauratorin
Seit Monaten arbeiten die Restauratorinnen bereits am Mosaik, füllen Zwischenräume auf, ergänzen fehlende Stellen mit neutral schwarzen Steinen. Denn Spekulationen, wie die verlorenen Teile ausgesehen haben könnten, erlauben sie sich nicht.
Restaurierungen wollen die Spuren der Geschichte sichtbar machen.
Larissa Piepo, Restauratorin
Seit 2023 ist das Pergamonmuseum wegen einer Grundinstandsetzung geschlossen. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat nun erste Einblicke in den Stand der Bauarbeiten gegeben.
11.02.2025 | 2:45 minNähe zur Geschichte, Gedanken an Schöpfer
Während sie Steinchen für Steinchen setzt, wandern ihre Gedanken oft zurück zu dem ursprünglichen Künstler: Hephaistion und seinen Helfern. "Ich frage mich", sagt Piepo, während sie auf einer Matratze vor dem Mosaik liegt, "wie viele wohl daran gearbeitet haben, woher das Material kam, welche Teile welche Hände geschaffen haben." Es ist diese Nähe zur Geschichte, die ihre Arbeit für sie auch so besonders macht.
"Das Mosaik und der Altar stammen aus derselben Zeit", erklärt Moritz Taschner von der Antikensammlung. "Es könnte sogar sein, dass sie denselben Auftraggeber hatten." Beide wurden bei den Grabungen entdeckt, die deutsche Archäologen Ende des 19. Jahrhunderts in Pergamon, im heutigen Bergama in der Türkei, durchführten.
Einige Skulpturen wurden ausgelagert: Im Jahr 2037 soll das Museum wieder vollständig öffnen.
Quelle: dpaFrischekur für Altar
Auch der Altar selbst hat während der Schließung eine Frischekur bekommen. Farbschichten, die über Jahrzehnte aufgetragen wurden, haben die Restauratoren behutsam entfernt. "Jetzt ist er wieder mit dieser herrlichen Oberfläche zu betrachten, wie er 1930 hier errichtet worden ist", sagt Taschner.
Die Arbeit hat sich ungemein gelohnt, weil der Altar dadurch eine ganz andere Konturschärfe bekommen hat.
Moritz Taschner, Antikensammlung
Ab 2027 soll man den monumentalen Altar wieder sehen können.
Quelle: dpaStilles Arbeiten am Altertum
Noch dauert es rund eineinhalb Jahre, bis die Besucherinnen und Besucher das Zusammenspiel von Altar und Mosaik wieder erleben können. Bis dahin werden Piepo und ihre Kollegin geduldig weiter puzzeln. Sie lieben die Langsamkeit, die Präzision, das stille Arbeiten an einem Mosaik, das älter ist als jede Kathedrale Europas.
"Ich kann mir nichts anderes vorstellen. Ich mag sehr, was ich tue", sagt Piepo. Und schenkt mit jedem Millimeter ihrer Arbeit der Vergangenheit eine Zukunft.
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