Pluto: Fließende Gletscher auf Zwergplanet entdeckt

Zwergplanet mit Herz aus Eis:Auf Pluto "surfen" Eisberge auf Gletschern

von Andreas Singler
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Im Kuipergürtel jenseits der Planeten unseres Sonnensystems ist es so kalt, dass jede Bewegung erstarren müsste. Und doch gibt es auf Pluto fließende Gletscher. Ein Rätsel.

Computeranimiertes Bild einer breiten Schlucht in eisiger Landschaft, im Hintergrund ein großer Himmelskörper, dessen Oberfläche mit verschiedenfarbigen Streifen bedeckt ist.

Eine Reise zu den kältesten und entlegensten Welten des Sonnensystems. Orte, an denen sich Eis sonderbar verhält. Es könnte sogar eine Umgebung geschaffen haben, in der Leben möglich ist.

03.05.2025 | 44:15 min

Die Raumsonde New Horizons wurde Anfang 2006 auf eine aufregende Mission geschickt. Als erstes Weltraumfahrzeug sollte sie im Verlauf ihrer Reise auch Objekte im weit entfernten Kuipergürtel erforschen. Eines ihrer Ziele: Pluto, der Zwergplanet jenseits der acht offiziellen Planeten unseres Sonnensystems. 1930 wurde er entdeckt und lange als neunter Planet gelistet.

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In dieser Region ist es so kalt, dass sich auf Himmelskörpern eigentlich nichts mehr bewegen kann. Minus 230 Grad Celsius erreichen die Temperaturen auf Pluto, der über 200 Jahre benötigt, um einmal die Sonne zu umkreisen.

Und doch - das zeigt die ZDFinfo-Dokumentation "Eine Reise durch das Sonnensystem - Eisige Welten" - hat die Raumsonde New Horizons auf ihrer Mission Bewegungen an der Oberfläche festgestellt: Gletscher, die sich durch riesige Eisberge hindurch bewegen zu scheinen.

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Ein Herz aus Eis - und die Tiefebene Sputnik Planum

Der Ort des Geschehens ist eine bizarre Eislandschaft, die von oben aussieht wie ein großes Herz. Im Westen davon befindet sich eine helle Tiefebene von über 1.000 Kilometern Breite und mehreren Kilometern Tiefe, die von Gletschern durchzogen ist. Die Forschung hat diese Region informell Sputnik Planum getauft - Sputnik-Ebene.

Und die Gletscher in dieser Region sind entgegen aller Erwartungen in Bewegung. Am Rand dieser Ebene türmen sich Berge aus massivem Eis mehrere Kilometer in die Höhe. Sie scheinen auf den sich bewegenden Gletschern förmlich zu wandeln - oder zu "surfen".

Es sind die gleichen Kräfte, die die Landschaften auf der Erde und auf dem Pluto formen. Sie nutzen nur unterschiedliche Bausteine.

Michael Wong, Planetenwissenschaftler und Astrobiologe aus Washington

Die Gletscher von Sputnik Planum sind allerdings von anderer Beschaffenheit als die auf ihnen schwimmenden massiven Eisberge. Die Eisberge bestehen aus gefrorenem Wasser. Da die Gletscher, wenn auch mit bloßem Auge kaum wahrnehmbar, in Bewegung sind, können sie nicht aus Wasser bestehen. Sie wären sonst hart wie Stein und bewegungsunfähig.

Computeranimiertes Bild der Oberfläche eines Himmelskörpers mit Wolkenfahnen, die auf einer bestimmten Höhe um 90 Grad abknicken, im Hintergrund eine blaue Kugel.

Jenseits der Planeten verbergen sich Welten, eingehüllt in Dunkelheit. Außerhalb der Reichweite selbst der stärksten Teleskope liegen kaum erforschte, geheimnisvolle dunkle Orte.

03.05.2025 | 44:53 min

Stickstoff bildet die mysteriösen Gletscher

Am Boden müsse das Eis ein klein wenig schmelzen, um in Bewegung zu geraten, so die Planetenwissenschaftlerin Dr. Carly Howett von der Universität Oxford. Da es aber "auf Pluto für schmelzendes Wasser-Eis zu kalt ist", müssen die Gletscher aus einem anderen Stoff bestehen. Die dünne Atmosphäre Plutos gibt den entscheidenden Hinweis. Sie besteht insbesondere aus Stickstoff.

Sehen Sie die Doku-Reihe "Eine Reise durch das Sonnensystem" am 13. November 2025 ab 9 Uhr bei ZDFinfo oder streamen Sie sie jederzeit im ZDF-Streaming-Portal.


Wahrscheinlich, so nehmen Experten an, ist die Atmosphäre nicht durchgängig vorhanden - sondern erst, wenn Pluto auf seiner elliptischen Bahn der Sonne relativ nahekommt und sich so erwärmt. Dann würde Stickstoff mit seinem Schmelzpunkt von minus 210 Grad Celsius in den gasförmigen Zustand übergehen und seine zeitweilige Atmosphäre bilden.

Computeranimiertes Bild eines kleinen Himmelskörpers, auf dessen Oberfläche leuchtend rote Flecken zu sehen sind, im Hintergrund ein größerer Körper mit verschiedenfarbigen Wolkenstreifen

Im Sonnensystem erschaffen Vulkane dynamische Welten. Planeten und Monde, beherrscht von Feuer und Eis. Fremde Landschaften mit gigantischen Vulkanen, deren Eruptionen bis ins All reichen.

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Schwimmende Berge - und das archimedische Prinzip

In größerem Abstand von der Sonne kondensiert Stickstoff dann wieder, gefriert und fällt als "Neuschnee" auf die Oberfläche des Zwergplaneten herab. Dort bildet er im Lauf der Zeit jene Gletscher, auf denen riesige Berge aus gefrorenem Wasser - so hoch wie die Alpen - zu "surfen" scheinen. Möglich wird dies durch eine physikalische Gesetzmäßigkeit: das archimedische Prinzip.

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Das archimedische Prinzip greift, wenn zum Beispiel Eiswürfel im Wasserglas schwimmen oder wenn mit leichtem Gas gefüllte Ballons in schwererer Luft fliegen. Ihre physikalische Dichte ist jeweils geringer als die Dichte der Flüssigkeiten oder Gase, innerhalb derer sie sich befinden.

So funktioniert das auch auf Pluto mit den massiven Eisbergen aus Wasser und den Gletschern aus Stickstoff. Deshalb scheinen auf dem Zwergplaneten Berge - wenn auch in Superzeitlupe - auf Gletschern zu "surfen".

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