Projekt mit grünem Methanol: Klima-Lösung für Schiffe?
Energiewende auf den Meeren:Grünes Methanol: Klima-Lösung für Schiffe?
von Winnie Heescher
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Die Energiewende auf den Weltmeeren steht noch aus. Grünes Methanol könnte dabei helfen, die Schifffahrt klimaneutral zu machen. In Dänemark startet ein Pionierprojekt.
"All the way to zero" steht auf der Bordwand des Containerschiffes Laura Maersk. Der Weg ist das Ziel: Bis auf null kommen, das heißt, null Kohlendioxid ausstoßen. Das Schiff hat sich dafür nach Dänemark aufgemacht. Es liegt im Hafen von Apenrade, wenige Kilometer hinter der deutsch-dänischen Grenze. Hier wartet es auf einen Lkw, der das Schiff mit grünem Methanol betankt, das nur wenige Kilometer entfernt produziert worden ist.
Grünes Methanol: "Potenzial sehr groß"
Grünes Methanol ist für die Schifffahrt derzeit der Hoffnungsträger. "Das Potenzial ist sehr groß", sagt Sören Ehlers, Direktor des DLR-Instituts für maritime Energiesysteme, der im Auftrag von Greenpeace eine Studie über den Treibstoff verfasst hat.
Grünes Methanol ist von der Handhabung sehr einfach, ähnlich einem konventionellen Treibstoff. Im Idealfall erzeugen wir damit keine CO2-Emissionen.
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Prof. Sören Ehlers, Direktor DLR-Institut für maritime Energiesysteme
Ganz anders als Schiffsdiesel und Schweröl, die die Frachter bislang tanken. Die Schifffahrt ist für drei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Damit ist sie so klimaschädlich wie der internationale Flugverkehr. Aber die Schiffe werden gebraucht: 90 Prozent der global gehandelten Güter werden verschifft.
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Die Branche steht unter Druck: Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO), die als Sonderorganisation der Vereinten Nationen die Hochseeschifffahrt reguliert, zwingt die Reedereien zu mehr Tempo, um bis 2050 klimaneutral zu sein. Auch die Kunden, Unternehmen wie Adidas oder H&M, wollen ihre Klimaziele in den Lieferketten umgesetzt sehen. Und sie sind bereit, mehr für den Transport zu bezahlen. Doch grüne Treibstoffe sind auf den Weltmärkten rar.
Ein Pilotprojekt im dänischen Kassø will das ändern: Hier, 15 Kilometer vom Liegeplatz der Laura Maersk entfernt, haben der Projektentwickler European Energy und die japanische Investmentfirma Mitsui über eine Milliarde Euro in eine Produktionsstätte für grünes Methanol gesteckt. "Wir haben nebenan den größten Solarpark Nordeuropas", erklärt der Vorsitzende Rene Alcaraz Frederiksen. "Und eines der größten Umspannwerke Dänemarks. Und es gibt viel biogenes CO2."
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Quelle: ZDF
Was sie hier vollbringen wollen - die Mondlandung in der klimafreundlichen Treibstoffproduktion: den kommerziellen Durchbruch für grünes Methanol. Dazu wird in drei Elektrolyseuren mit Strom aus dem Solarpark Wasserstoff hergestellt, der wiederum in einem Kompressor mit CO2 aus einer benachbarten Biogasanlage zu grünem Methanol verarbeitet wird.
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Doch was sich in einem Satz schnell beschreiben lässt, sagt nichts über die jahrelange technische Tüftelei, die in dem Projekt steckt. Und die Kosten, die bislang viele Firmen abgehalten haben. Ein anderes Hindernis: die Energiedichte des Treibstoffs. "Sie ist geringer als bei einem konventionellem Treibstoff, das heißt, wir brauchen ein größeres Volumen und wir brauchen mehr Gewicht, um dieselbe Reichweite zu erreichen wie vorher", erklärt Sören Ehlers.
Maersk macht Flotte klimafreundlich
Die dänische Reederei Maersk, die in Kassø schon Verträge geschlossen hat, bevor überhaupt ein Rohr verlegt wurde, nimmt das in Kauf. Die Reederei will bis 2040 klimaneutral sein und rüstet deshalb ihre Flotte um.
Das Containerschiff Laura Maersk soll alle drei Monate in Apenrade zum Tanken Halt machen. Maersk geht allerdings auf Nummer sicher: Die Motoren laufen nach wie vor auch mit Diesel. Denn die größte Herausforderung bleibt das mangelnde Angebot an Treibstoffen.
Mit grünem Wasserstoff soll die Energieversorgung klimafreundlicher werden. Doch eine Eigenproduktion des gesamten Bedarfs in Deutschland ist unmöglich. Eine Antwort: Pipelines.03.12.2024 | 2:51 min
In Kassø sollen pro Jahr 42.000 Tonnen grünes Methanol die Anlage verlassen. Zum Vergleich: Allein für die in Deutschland fahrenden Schiffe werden bis zu 5,73 Millionen Tonnen pro Jahr benötigt. Oder 2,94 Millionen Tonnen Diesel - die die Energiewende auf den Weltmeeren weiter verhindern würden.