Karl Schlögel erhält Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Osteuropa-Kenner und Historiker:Friedenspreis des Buchhandels für Karl Schlögel
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Karl Schlögel erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2025. Der Historiker gilt als Osteuropa-Kenner und Mahner vor Putins Russland.
Karl Schlögel erhält in diesem Jahr den renommierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Quelle: dpa
Der deutsche Historiker und Essayist Karl Schlögel erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Als einer der Ersten habe der Osteuropa-Kenner vor der aggressiven Expansionspolitik Wladimir Putins gewarnt, so die Jury.
Seine Mahnung an uns: Ohne eine freie Ukraine kann es keinen Frieden in Europa geben.
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Jury des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels über Schlögel
Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert. Sie wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergeben, der Berufsorganisation der Verlage und Buchhandlungen. Die feierliche Übergabe findet traditionell zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche statt - in diesem Jahr am 19. Oktober.
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Karl Schlögel: Aus dem Allgäu nach Moskau
Karl Schlögel wurde 1948 in Hawangen im Allgäu geboren. Er studierte in Berlin osteuropäische Geschichte, Philosophie, Soziologie und Slawistik. 1966 reiste er erstmals in die Sowjetunion, 1968 erlebte er den Prager Frühling persönlich, Aufenthalte in Moskau und Leningrad in den 1980er Jahren prägten seine Forschung. 2014 reiste er nach der Besetzung der Krim in die Ukraine.
Die Preisjury beschrieb Schlögel als "Wissenschaftler und Flaneur" sowie als "Seismograph gesellschaftlicher Veränderungen". Sein Verdienst sei es, die öffentliche Wahrnehmung in Deutschland auf blinde Flecken zu lenken, Neugier zu wecken und Vorurteile zu überwinden.
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Schlögel setzt Maßstäbe für "lebendige Geschichtsschreibung"
Mit Werken wie "Terror und Traum" (2008) oder "Das sowjetische Jahrhundert" (2017) habe er "Maßstäbe für eine anschauliche, lebendige Geschichtsschreibung gesetzt", so Börsenvereins-Vorsteherin und Stiftungsrat-Vorsitzende Karin Schmidt-Friderichs. Das Werk "Das sowjetische Jahrhundert" erhielt den Preis der Leipziger Buchmesse.
In seinem Werk verbinde Schlögel empirische Geschichtsschreibung mit persönlichen Erfahrungen. "Mit seiner Erzählweise, die Beobachten, Empfinden und Verstehen verbindet, korrigiert er Vorurteile und weckt Neugier", so Schmidt-Friderichs.
Das ZDF überträgt die Verleihung des Friedenspreises live am 19.10.2025 ab 11 Uhr.
Schlögel war bereits zweimal Laudator beim Friedenspreis des Deutschen Buchhandels: 2009 hielt er die Laudatio auf Claudio Magris, 2013 auf Swetlana Alexijewitsch.
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Friedenspreis des Deutschen Buchhandels mit berühmten Preisträgern
Mit dem Preis hat der verantwortliche Stiftungsrat seit 1950 mehr als 75 Schriftsteller, Philosophen, Wissenschaftler und Politiker ausgezeichnet, darunter Albert Schweitzer, Ernesto Cardenal und Vaclav Havel sowie Astrid Lindgren, Peter Esterhazy und Liao Yiwu. 1973 wurde mit dem Club of Rome zum einzigen Mal eine Organisation geehrt. Mit Alva und Gunnar Myrdal 1970 und Aleida und Jan Assmann 2018 erhielten zweimal auch Paare den Friedenspreis.
Im vergangenen Jahr war die US-amerikanische Historikerin Anne Applebaum geehrt worden, die in ihrer Dankesrede ebenfalls eindringlich davor warnte, die Unterstützung für die Ukraine einzuschränken. Im Jahr davor hatte der britisch-indische Schriftsteller Salman Rushdie den Friedenspreis erhalten.
Quelle: dpa
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