Buchmarkt: Weniger Leser, steigender Umsatz im Handel

Branche bleibt optimistisch:Buchmarkt: Weniger Leser, steigender Umsatz

von Mischa Ehrhardt
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Der Buchmarkt meldet steigende Umsätze trotz sinkender Kaufzahlen - die Gruppe junger Erwachsener trägt zum Umsatzwachstum bei. Doch Buchhandlungen kämpfen auch mit Problemen.

Frau liest hinter Bücherstapel
Wie entwickelt sich der Buchmarkt?
Quelle: dpa

Dass die Zeiten politisch und wirtschaftlich schwierig sind, lässt sich in vielen Sachbüchern nachlesen - nur unterliegen die einer eigentümlichen Konjunktur. Buchhändler Timo Wiegand sagt zu ZDFheute:

In diesen krisengebeutelten Zeiten kommt das politische Sachbuch bei unseren Kunden nicht ganz so gut an.

Timo Wiegand, Buchhändler

Wiegand ist Inhaber der Buchhandlung Wein & Buch und des Buchladens Schutt in Frankfurt-Bornheim. "In ruhigeren Zeiten dagegen lesen unsere Kunden solche Bücher und Diskurse gerne mal."
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Buchläden: Weniger Kunden in den Innenstädten

Solche Trends beobachtet man drei Kilometer entfernt genau - in der Innenstadt Frankfurts. In der Nähe des Frankfurter Römers hat dort der Börsenverein des Deutschen Buchhandels seinen Sitz. Er vertritt die Interessen von Verlagen und Buchhandlungen.
Die für die Branche unglückliche Diagnose lautet: Die Zahl der Lesemuffel steigt weiter. Oder anders: Auch im Jahr 2024 gab es weniger Buchkäuferinnen und Buchkäufer, das Minus lag bei zwei Prozent. Immerhin aber sind die Umsätze trotz des Käuferschwunds leicht gestiegen - auf knapp 9,9 Milliarden Euro. Gründe dafür sind gelungene Preissteigerung und mehr Buchverkäufe pro Person.
Nach wie vor ist der stationäre Buchhandel mit einem Umsatz von etwas über vier Milliarden Euro der Hauptvertriebsweg für Bücher - also die Läden und Buchhandlungen in den Innenstädten. Nur ist dort die Kundenfrequenz rückläufig.
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"Das ist ein riesiges Problem, dass die Menschen nicht mehr in die Innenstädte kommen, die haben das in der Pandemie verlernt", meint Karin Schmidt-Friderichs. Sie ist Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. "Hier ist die Politik gefragt, weil die Innenstädte unattraktiv geworden sind in den letzten Jahren."

Es fehlt an Vielfalt und kulturellem Angebot. Es ist eine sehr große gesellschaftliche Aufgabe, die Menschen wieder in die Städte zu locken.

Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels

Einige kleinere Buchläden geben auf

Diese Trends - nicht nur in den Innenstadtzentren - haben Folgen. So hat die Zahl der Buchläden in Deutschland in den vergangenen Jahren um zwischen 50 und 100 Läden pro Jahr abgenommen. Demgegenüber stünden jährlich nur etwa 30 bis 40 Neugründungen.
Timo Wiegand macht dafür auch steigende Mieten und Betriebskosten in den Innenstädten verantwortlich, die kleinen Buch-Einzelhändlern das Überleben schwer machen.

Wir haben steigende Kosten, brauchen deswegen immer mehr Verkäufe - bei sinkenden Leserinnen- und Leserzahlen.

Timo Wiegand, Buchhändler

Andererseits würden seine Kundinnen und Kunden aber auch schätzen, dass Buchhändler wie er und seine Kollegen beraten können und sich freuen, wenn sie die ein oder andere Leseempfehlung bekommen. Das dürfte einer der Hauptgründe sein, warum der höchste Anteil der Umsätze in der Buchbranche nach wie vor in stationären Läden gemacht wird.
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Optimismus für das zweite Halbjahr

Allerdings gewinnen natürlich digitale Vertriebswege und Buchbesprechungen wie #BookTok an Bedeutung. Die treffen vor allem auch bei der Altersgruppe der zwischen 16- und 29-Jährigen auf offene Ohren. "Young Adult ist das Wachstumssegment schlechthin", sagt Karin Schmidt-Friederichs.

Es wächst aber auch insgesamt die Belletristik, es wächst das Kinder- und Jugendbuch, es wächst das Sachbuch und es wächst der Bereich Schule und Lernen.

Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels

Optimistisch natürlich blickt die Branche vor diesem Hintergrund auch auf die im Herbst anstehende Frankfurter Buchmesse. Denn während das erste Halbjahr des Jahres traditionell von leichten Umsatzrückgängen in der Buchbranche geprägt ist, steigt die Leselust in Richtung Herbst-Winter regelmäßig an.
"Das Konsumklima ist nach wie vor schwach, die Sparneigung hoch", bringt das Peter Kraus vom Cleff auf den Punkt, der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins. "Das zeigt sich auch in einer verhaltenen Halbjahresbilanz 2025. Das traditionell starke zweite Halbjahr steht aber noch bevor."

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