Welttag des Buches 2025: Die Lust am Lesen lebt auf

Während die "New York Times" mit dem Aufkommen des Internets bereits 1992 das Ende des Buchs vorhergesagt hatte, ist es auch mehr als 30 Jahre später noch quicklebendig. Gedruckte Bücher sind in Deutschland nach wie vor beliebt und werden gekauft. So stieg der Branchenumsatz laut Börsenverein des Deutschen Buchhandels im jeweiligen Vorjahresvergleich 2023 um 2,8 Prozent und 2024 immerhin um weitere um 0,8 Prozent.

"Das Buch ist nach wie vor relevant und kann sich in einer schwierigen Gesamtwirtschaftslage behaupten", betont Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, dem Dachverband der deutschen Buchbranche. Just jenem Internet sei Dank.

Gerade in den Sozialen Medien wird eine neue Lust am Lesen und am gedruckten Buch kultiviert. Und das in einer Weise, dass selbst Verlage überrascht sind. Das Buch ist beinahe zu einem Fetisch geworden, ein Objekt, das man gekonnt in Szene setzt.

Nutzer fotografieren beeindruckend hohe Stapel an Büchern, die sie im letzten Monat gelesen haben. Man inszeniert sich vor aufwendig nach Covern geordneten Regalen. Für Gerhard Lauer ist es weder ein Widerspruch noch eine Überraschung, dass gerade in einer zunehmend digitalen Gesellschaft gedruckte Bücher eine Renaissance erleben.

Buchbesprechungen auf Social-Media-Kanälen liegen im Trend und sind ein wichtiger Impulsgeber für Buchkäufe. Junge Leute geben als "BookToker" oder "Bookfluencer" auf Instagram oder TikTok Büchertipps. Von ihren Followern werden diese wie Popstars gefeiert.

Regelmäßig trifft man sich in Buchclubs, um gemeinsam über Bücher zu diskutieren und mit Autoren ins Gespräch zu kommen. Hier sind es Stars wie Dua Lipa, die dem gedruckten Wort zu neuen Höhenflügen verhelfen. Die britisch-albanische Popsängerin zeigt sich im Internet von der belesenen Seite, redet in ihrem Buchclub über Bücher und Millionen hören zu.

Erfolgreichste Genres sind dabei - mit Abstand - nach wie vor Krimi und Thriller. Gerade bei jungen Lesern erfreuen sich Coming-of-Age-Romane, in denen das Erwachsenwerden im Fokus steht, großer Beliebtheit.

Neben erzählender Literatur ist auch die Nachfrage nach Sachbüchern wachsend. In ihnen suchen Menschen Orientierung in einer immer komplexeren Welt. Doch die neue Lust am analogen Lesen steht vor einigen Herausforderungen.

Allen voran der digitale Wandel bestimmt auch den Buchmarkt. "Die Branche steht im Zugzwang und muss sich an das Tempo der ständig neuen Entwicklungen gerade im KI-Bereich anpassen", sagt Gerhard Lauer.

Was heute noch als Utopie erscheint, werde in spätestens fünf Jahren ganz normal sein: Bücher, die komplett von KI geschrieben werden. Das Einsprechen von Hörbüchern wird bereits heute von KI übernommen. Außerdem prognostiziert Lauer, dass man in Zukunft übergangslos zwischen gedrucktem Buch und Hörbuch wechseln könne.

Eine weitere Herausforderung für die Zukunft des Buchs: Die Lesekompetenz sinkt. Laut der aktuellen OECD-Bildungsstudie liest jeder fünfte Erwachsene in Deutschland schlecht oder sehr schlecht. Ein Problem nicht nur für das gedruckte Buch.

"Gerade in unsicheren Zeiten voller Fake News, in denen rechtsextreme Kräfte Freiheit und Vielfalt bedrohen, ist das Buch ein elementarer Anker, um unsere demokratischen Grundwerte zu sichern", gibt Peter Kraus vom Cleff zu bedenken. Denn Bücher bringen Menschen zusammen, vermitteln gut recherchierte Fakten und fundiertes Wissen. Lesen muss man dafür allerdings können.