Alternative zum autonomen Fahren:Autos aus der Ferne steuern: Wie Telefahren funktioniert
Autos fahren lassen per Fernsteuerung: Was nach Videospiel klingt, wird in Estland bereits im Alltag getestet. Was bringt das Telefahren - und welche Risiken bleiben?
Telefahren bringt Carsharing-Autos per Fernsteuerung genau dorthin, wo sie gebraucht werden. Die Technik soll Verkehr reduzieren, Städte entlasten und Mobilität flexibler machen.
10.12.2025 | 6:16 minEin dunkler Raum, viele Bildschirme, ein Lenkrad: Was aussieht wie ein Gaming-Setup. ist in Tallinn längst Realität im Straßenverkehr - teleoperiertes Fahren. Ein Mensch steuert dabei ein echtes Auto aus der Ferne, in Echtzeit, über mehrere Mobilfunknetzwerke.
360-Grad-Blick durch sechs Kameras im Auto
Die estnische Firma Elmo zählt zu den Pionieren dieser Technologie. Gründerin Tuuli Tolmats-Aia erklärt: "Im Grunde ist es wie in einem normalen Auto - Lenkrad, Pedale, alle Bedienelemente. Nur dass man eben vor einem Bildschirm sitzt."
Über sechs Kameras entsteht ein 360-Grad-Blick auf die Straße, die Umgebung und sogar die Fahrgäste im Auto. Kopfhörer liefern die Geräusche vor Ort: Motor, Verkehr, Gespräche.
Anders als beim autonomen Fahren trifft hier weiterhin ein Mensch jede Entscheidung und trägt die volle Verantwortung. Das soll - zumindest vorerst - mehr Sicherheit bringen, denn autonome Systeme scheitern noch an komplexen Situationen.
Nach dem zweiten Weltkrieg steht das Auto für neugewonnene Freiheit. Er dominiert jahrelang die deutschen Straßen und wurde über 21 Millionen Mal gebaut. Nun feiert das Auto Jubiläum.
08.12.2025 | 12:02 minWie sicher ist Telefahren?
Damit Telefahren funktioniert, benötigt das Fahrzeug eine extrem stabile Datenverbindung. Dafür nutzt Elmo drei Mobilfunknetze gleichzeitig. Das System entscheidet in Millisekunden, welches Signal gerade das beste ist.
In Estland dürfen Verzögerungen zwischen Leitstelle und Fahrzeug maximal 200 Millisekunden betragen. Verkehrsplaner Martin Röhrleef hält das auch in Deutschland für möglich - zumindest in Städten mit guter Netzabdeckung.
Für die Deutschen ist das Auto das wichtigste Verkehrsmittel, besonders auf dem Land. Der öffentliche Nahverkehr wird wieder stärker genutzt – auch wegen des Deutschlandtickets.
21.11.2025 | 0:21 minTelefahren mit neuer Fernlenk-Verordnung auch in Deutschland legal
Die neue deutsche Fernlenk-Verordnung, die am 1. Dezember 2025 in Kraft trat, macht Telefahren erstmals legal. In der einjährigen Testphase gilt der Telefahrer juristisch als normaler Fahrer und trägt damit die volle Haftung bei Fehlern.
Aber was passiert, wenn die Verbindung ausfällt? Dann übernimmt sofort eine KI. Der "S.O.S.-Modus" bremst das Auto automatisch, fährt rechts ran und schaltet die Warnblinkanlage ein. Seit 2022 hat Elmo in Tallinn rund 20.000 Fahrten durchgeführt - nach eigenen Angaben ohne gemeldete Unfälle.
Vom aufrechten Gang bis zur Eroberung des Weltraums. Wie sich der Radius des Menschen ständig erweitert und technische Entwicklungen es ihm ermöglichen, die Welt zu entdecken.
10.03.2024 | 43:26 minWas bedeutet das für Carsharing - und die Städte?
Elmo plant ab 2026 erste Pilotprojekte in Deutschland, gestartet wird in Heidelberg. Telefahren könnte vor allem den Carsharing-Markt verändern: Autos lassen sich per Knopfdruck herbeirufen oder nach der Nutzung selbstständig wegfahren.
Verkehrsplaner Martin Röhrleef erklärt den Vorteil: "Man könnte das Fahrzeug an einen beliebigen Ort rufen, einsteigen, losfahren - und am Ende übernimmt der Telefahrer wieder."
Es ist ein Symbol für Freiheit und Wohlstand: Das Auto hat wie keine andere Erfindung das Herz der Deutschen erobert und sie mobil gemacht.
19.03.2023 | 44:48 minFür Städte könnte das mehr freie Flächen bedeuten. Denn Privatwagen stehen durchschnittlich 23 Stunden am Tag herum. Carsharing-Fahrzeuge würden effizienter genutzt - und brauchen weniger Parkplätze.
Auch neue Jobs könnten entstehen: Telefahrer*innen könnten überall sitzen, in Großstädten ebenso wie auf dem Land. Die Leitstände lassen sich zudem barrierefrei gestalten, etwa für Rollstuhlnutzer.
NANO vom 09.10.: Rasen wir elektrisch in die Zukunft? Neue Modelle mit immer besserer Technologie sind da. Doch viele Autofahrer wollen trotzdem kein E-Auto kaufen. Warum nicht?
09.10.2025 | 27:13 minZwischen Hightech und Akzeptanzfrage
Noch ist das teleoperierte Fahren eine Randtechnologie. Ob es sich im Alltag durchsetzt, hängt nicht nur von der Technik ab - sondern auch von der Bereitschaft der Menschen, sich von jemandem fahren zu lassen, der kilometerweit entfernt sitzt.
Für die Mobilität der Zukunft könnte Telefahren aber eine entscheidende Rolle spielen: als Brücke zwischen heutiger Fahrzeugtechnik und dem vollautonomen Verkehr, der noch auf sich warten lässt.
Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.
Mehr zum Thema Auto und Verkehr
Dritter Rückgang in Folge:Tanken bleibt auch 2025 teuer - trotz sinkender Spritpreise
mit Video0:25Check für Reifen, Beleuchtung, Scheiben:Warum Winter-Checks für Autos in Luxemburg kostenlos sind
Tobias Bluhm, Brüsselmit Video2:06Unfälle durch aufgehende Autotüren:"Dooring": Regierung will Radfahrer besser schützen
mit Video0:22