USA verlieren Top-Bonität: Was sind die Folgen?

Kreditwürdigkeit:USA verlieren Top-Bonität: Was sind die Folgen?

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von Sina Mainitz
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Die größte Volkswirtschaft der Welt verliert die Rating-Bestnote Aaa. Was sind die Gründe - und was sind die Folgen für die USA - und womöglich für Deutschland?

Eine USA-Flagge weht im wind und wird vor dem Weißen Haus in Washington hochgehalten.
Die Ratingagentur Moody’s hat die Kreditwürdigkeit der USA herabgestuft und erwartet weitere Verschlechterungen der Finanzlage. Aus dem Weißen Haus kam Kritik an der Herabstufung.17.05.2025 | 0:22 min
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind nicht mehr "top" in Sachen Kreditwürdigkeit. Die Ratingagentur Moody`s hat die Bonität der USA von "Aaa" auf "Aa1" herabgesetzt. Begründet wird der Schritt mit der maroden Finanzlage der USA, die sich verglichen zu früheren Zeiten und zu anderen hochbewerteten Staaten voraussichtlich weiter verschlechtern werde.
Der Schritt von Moody's kommt nicht überraschend, denn diese Ratingagentur ist nach S&P und Fitch die letzte der drei großen Ratingagenturen, die den USA ihre Bestnote aberkannt hat. Das sei kein Weltuntergang, "schließlich wurde ja nicht auf "Ramsch" heruntergestuft", sagt Martin Lück, Geschäftsführer des Analyse- und Beratungshauses Macro Monkey.

Die US-Staatsschulden sind inzwischen bei über 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und es ist kein nachhaltiges Konzept erkennbar, wie man diese Schuldenquote reduzieren will.

Martin Lück, Finanzanalyst

"Das Haushaltsdefizit der USA wird dieses Jahr wieder auf sieben Prozent geschätzt, verglichen zum Bruttoinlandsprodukt. Das ist viel zu hoch", sagt der Finanzanalyst.
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Das Zoll-Chaos schürt Unsicherheit. Gift für die Weltwirtschaft. Amerika droht die Rezession. Was steckt hinter Trumps wilder Wirtschaftspolitik? Und wer könnte davon profitieren? 16.05.2025 | 14:02 min

Herabstufung trifft Dollar und Staatsanleihen

Die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Moody's setzt den Dollar und vor allem auch die US-Staatsanleihen unter Druck. Die Leitwährung verlor an Wert, die Rendite der zehnjährigen US-Bonds stieg im Gegenzug zum fallenden Dollarkurs auf rund 4,5 Prozent. Je höher die Rendite, desto größer auch die Verunsicherung.

Wenn jetzt weniger Investoren bereit sind, US-Staatsanleihen zu kaufen, weil die nicht mehr so sicher sind, schwächt das auch die Amerikaner selbst.

Martin Lück, Finanzanalyst

Es führe nämlich dazu, dass die USA für ihre Staatsschulden künftig höhere Zinsen zahlen müssen, so Analyst Lück. "Das wirkt sich dann auch auf die Unternehmen aus und es schwächt die Dynamik der US-Wirtschaft."
Die US-Wirtschaft lahmt seit Jahren. Gerne hätte es US-Präsident Donald Trump daher gesehen, dass die US-Notenbank Fed die Leitzinsen senkt. Doch die Fed ist seinem Wunsch nicht gefolgt und bleibt finanzpolitisch unabhängig. Ein Rückschlag für Trump, der sich das Ankurbeln der Wirtschaft auf die Fahne geschrieben hat.
Nun kommt die Herabstufung der Bonität der USA zur Unzeit. Es kratzt nicht nur am Image der größten Volkswirtschaft der Welt. Erschwerend kommt hinzu, dass Trump seinen Wählern massive Steuererleichterungen versprochen hat. Ungeachtet der Bedenken der Ratingagenturen treiben die Republikaner im US-Kongress die Steuersenkungspläne voran.

Rating soll Anlegern Orientierung geben

Es geht den Großen wie den Kleinen. Jeder von uns muss seine Kreditwürdigkeit vorweisen können, wenn es bei der Bank ums Geld leihen geht. Kein Häuslebauer kann das Geld bar auf den Tisch legen und muss ebenfalls seine Bonität prüfen lassen, damit er einen Baukredit erhält.
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140 Dekrete, Massenabschiebungen, Zölle: Trump regiert per Federstrich. Kritik wächst – in den USA und weltweit. Eine Bilanz zwischen Autoritarismus und Chaos.29.04.2025 | 2:46 min
Dafür gibt es in Deutschland unter anderem die Schufa - sie ist eine Auskunftei, die Daten zu Kreditwürdigkeit von Verbrauchern und Unternehmen sammelt und verwaltet. Damit hilft sie Unternehmen, die Zahlungsfähigkeit ihrer Kunden zu bewerten.
"Die Schufa entscheidet bei uns Verbrauchern, ob es einen Kredit gibt oder nicht", erklärt Carsten Brzeski, Chefvolkswirt ING. Bei einem Land heißt es vor allem: Wie teuer ist der Kredit und das schlägt sich in der Höhe der Risikoprämie nieder.

Was nun in den USA passiert ist, schärft den Blick der Anleger auf den US-Staatshaushalt.

Carsten Brzeski, Chefvolkswirt ING

Die USA stehen - global gesehen - volkswirtschaftlich immer noch gut da. Sie haben Innovation, verlässliche Energiepreise, technisches Know-how. Daran gibt es auch keinen Zweifel. Doch "durch die Wirtschaftspolitik steht kein Investor mehr in der Schlange, auch gibt es Zweifel an der Rechtsstaatlichkeit der USA", beklagt Brzeski.

Was bedeutet die Herabstufung der USA für Europa?

Allen voran in Deutschland dürften es Exporteure in Europa schwerer haben, ihre Waren zu verkaufen. Ein geschwächter Dollar und im Gegenzug ein gestärkter Euro machen Ausfuhren für heimische Unternehmen in Richtung USA teurer. Und noch etwas könnte für Sorgenfalten sorgen: Wenn nun durch die neueste Herabstufung der Bonität der USA das Thema Staatsverschuldung wieder vermehrt Aufmerksamkeit erregt, könnte auch kritischer auf Deutschland geblickt werden.
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Es besteht psychologisch gesehen eine Art "Ansteckungsgefahr". Hierzulande liegt die Staatsverschuldung bei 60 Prozent verglichen zum Bruttoinlandsprodukt und das Haushaltsdefizit bei drei Prozent. Das ist in beiden Fällen halb so groß wie in den USA. Doch das jüngst vom Bundestag verabschiedete, 500 Milliarden-Euro schwere Finanzpaket will gestemmt werden. Es könnte bedeuten, dass auch auf unsere Finanzlage deutlich kritischer geblickt wird und auch hier die Zinsen steigen.
Eines ist sicher: Die Unsicherheit bleibt. Das sah man heute an den Finanzmärkten und vor allem am Goldpreis. Einmal mehr ging er hoch und zeigt, wie verletzlich die globale Wirtschaftslage ist.
Sina Mainitz ist Redakteurin im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.
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