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Krise bei Opel-Mutterkonzern:Stellantis-Chef geht: Was dahintersteckt
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Die kriselnde Opel-Mutter steht wie viele andere Autobauer unter Druck. Nun ist Stellantis-Chef Carlos Tavares zurückgetreten - mehr als ein Jahr vor Ablauf seines Vertrages.
Stellantis-Chef Carlos Tavares tritt vorzeitig ab.
Quelle: Reuters
Noch zu Beginn des Jahres wurde Carlo Tavares von Aktionären wegen seiner klaren Strategie und seines harten Sparkurses gefeiert. Nun aber kämpft Stellantis mit den gleichen Problemen wie andere Autohersteller auch. Als Konsequenz nimmt Carlo Tavares mit sofortiger Wirkung vorzeitig seinen Hut.
Ein Nachfolger soll in der ersten Jahreshälfte 2025 kommen. Bis dahin soll es eine Übergangsführung geben.
Tavares hatte lange Ruf als harter Sanierer
Tavares war 2014 nach einer langen Karriere bei Renault an die Spitze des französischen Konkurrenten Peugeot-Citroën (PSA) gewechselt. Dort hatte er sich einen Ruf als harter Sanierer gemacht. PSA fuhr innerhalb kürzester Zeit wieder in die Gewinnzone. Auch Opel schrieb schwarze Zahlen.
2021 schließlich feierten PSA und Fiat Chrysler Elefantenhochzeit und Tavares wurde damit Chef des - gemessen am Umsatz - viertgrößten Autoherstellers der Welt. Zu Stellantis gehören neben Opel auch die Marken Peugeot, Citroën, Fiat, Chrysler, Jeep und Ram.
Tavares monatelang unter Druck
In den vergangenen Monaten jedoch begann der Stern von Tavares zu sinken. Ende September schockte der Konzern die Finanzmärkte mit einer Gewinnwarnung. Die Absätze brachen ein.
Zudem eckte der Manager mit seinem konfrontativen Führungsstil immer wieder an und sah sich der Kritik von Gewerkschaften, Autohändlern und Aktionären ausgesetzt.
Stellantis-Tochter Opel drosselt Produktion
Auch Opel leidet unter dem Absatzschwund in Europa und zieht nun Konsequenzen. In seinem Stammwerk in Rüsselsheim kürzt der Autobauer seine Produktion voraussichtlich bis Ende Januar auf eine Schicht herunter.
Autobranche: Schlechte Nachrichten ohne Ende
Allen voran Europas größter Autobauer Volkswagen, wo Lohnkürzungen, Werksschließungen und Stellenabbau drohen. An neun der zehn deutschen Werke legten am Vormittag mehr als zehntausend Mitarbeiter zeitweise die Arbeit nieder.
Tausende Jobs in Gefahr
Kosten sparen ist das Gebot der Stunde in der ganzen Branche. Häufig setzen die Unternehmen bei der Belegschaft an. Tausende Stellen sollen bei Ford, Bosch, Schäffler und Continental wegfallen. Michelin plant, zwei Reifenwerke in Deutschland zu schließen und Mercedes will in den kommenden Jahren die Kosten drastisch drücken.
Das sei auch notwendig, meint Autoexperte Stefan Bratzel:
Wenn wir jetzt nicht an den Kosten drehen, dann reden wir in zwei bis drei Jahren über noch größere Kürzungen und bei manchen geht es dann auch an die Existenz.
Stefan Bratzel, Autoexperte
Vom Corona-Einbruch hat sich die Nachfrage nach Neuwagen nie ganz erholt. Für dieses Jahr rechnet der Branchenverband VDA mit etwa einem Viertel weniger Neuzulassungen als im Vorkrisenjahr 2019.
"Der europäische Markt ist im Wesentlichen ein gesättigter Markt", sagt Bratzel. Mehr als eine Rückkehr zum Vor-Corona-Niveau 2019 sei kaum zu erwarten.
Und auf dem Level wird es wohl auch die nächsten zehn Jahre bleiben.
Stefan Bratzel, Autoexperte
Branche stehen schwierige Jahre bevor
Im kommenden Jahr droht auch noch Gegenwind aus Brüssel und Washington. Sollte der E-Auto-Absatz nicht ordentlich zulegen, könnten auf Autohersteller hohe Strafzahlungen zukommen, denn dann gelten die von der EU verschärften CO2-Flottenziele.
Außerdem dürfte der künftige Präsident Donald Trump neue Zölle auf Autos erheben und den Herstellern damit das USA-Geschäft erschweren. Besonders bitter, denn für deutsche Autobauer gibt es keinen wichtigeren Auslandsmarkt.
Quelle: dpa
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